In der Stadtratssitzung im März hatte der Bürgermeister Anna Schwamberger in der Diskussion als "Mädchen" angesprochen. Was der Grünen-Stadträtin und Landtagsabgeordneten nicht wirklich gefallen wollte. Doch eine echte Entschuldigung erlebte Sie nicht.
In einem offiziellen Schreiben hatte Anna Schwamberger dem Bürgermeister mangelnden Respekt und wenig Interesse an einem "konstruktiven Austausch mit einer Mandatsträgerin" vorgeworfen. Ebenso hatte sie von Stier mehr "amtswürdiges Vorgehen" erwartet und eine Stellungnahme sowie einen korrekten Umgangston eingefordert. Das sollte in der Sitzung am gestrigen Donnerstag passieren. Doch auch hier legte Alfred Stier einen eigenen Fahrplan vor. Zum Auftakt der Sitzung kündigte Stier eine Stellungnahme in seinem "Bericht des Bürgermeisters" an, und der ist am Ende der Tagesordnung. Eine erste Reaktion zeigte er aber bereits von Anfang an, als er Anna Schwamberger ganz formell als "Frau Abgeordnete" ansprach. "Das steht dir zu", begründete Stier. Zwar rutschte Stier mitunter in die unkomplizierte Anredeform zurück, doch versicherte er seine Bemühungen, die offizielle Form beibehalten.
Nach fast vier Stunden Sitzung überraschte dann Marco Donhauser (JWG) mit einem "Antrag zur Geschäftsordnung". Mit Blick auf die Sitzungsdauer wollte Donhauser den "Bericht des Bürgermeister" absetzen lassen, was für erneute Aufregung und eine unübersichtliche Abstimmung sorgte. In der Verwirrung konnte Hubert Häring (CFWG) seine Empörung über das Gegenüber nicht mehr im Zaum halten könnten. "Reisst euch mal zusammen, ihr von der CSU", herrschte Häring die Gegenseite aus CSU und JWG an. Die Kontrolle der Abstimmung ergab dann ein Patt und die Beibehaltung des Punktes. Wer aber einen "Kurswechsel" bei Alfred Stier erwartete, erlebte eine Überraschung. Der Bürgermeister betrachtete die Anrede "Mädchen" nicht als Beleidigung, da habe er sich sogar juristisch beraten lassen. Somit bestand für ihn kein Anlass zur Entschuldigung. Den Vorwurf des mangelnden Respekts konterte Stier mit dem Hinweis, dass auch die "Frau Abgeordnete" in der Wortwahl daneben gegriffen und ihm etwa unanständiges Verhalten unterstellt hätte. Überhaupt seien doch beide gerade auf der "verbalen Argumentations-Linie" keine Neulinge. Freilich gestand Stier ein, in der zurückliegenden Diskussion "in Rage" gekommen zu sein. Und die Anrede sei eben eine Spontanreaktion gewesen.
Eher überraschend war dagegen die gemäßigte Reaktion der "Frau Abgeordneten". Anna Schwamberger gab sich nicht nachtragend und betrachtete die Sache als erledigt. Und die Anrede Anna wäre durchaus in Ordnung, versicherte sie.
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