Einstimmig wurde der erfahrene Sozialdemokrat am Donnerstag im Hotel-Gasthof "Zur Post" als Kandidat der SPD für den Bürgermeisterposten nominiert. Neben den Zielen, wie Bürgernähe, Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität sowie bessere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, etwa durch den Breitbandausbau, ist dem 63-Jährigen aus Wendern die Zusammenarbeit im Stadtrat ein wichtiges Thema.
Kandidaten im Januar
Mit der Präsentation von Gottfried Beer als Bürgermeisterkandidat "zauberte" SPD-Ortsvorsitzender Robert Birkner keine Überraschung aus dem Hut. Immerhin ist Beer neben jahrzehntelangem Engagement in der Partei, auch seit 2008 im Bärnauer Stadtrat aktiv. Offen blieb dabei die Frage der Stadtratskandidaten der gemeinsamen Liste von SPD und Grüne. Aus terminlichen Gründen könne die Kandidatennominierung erst im Januar erfolgen, teilte Birkner mit. Anlass für die Nominierung eines eigenen Kandidaten ist für Robert Birkner aber nicht allein die Realisierung eigener Ziele. Für den SPD-Ortsvorsitzenden sind es gerade die Veränderungen bei der Arbeit im Stadtrat, die ihn mit antreiben. Während unter Peter Hampel noch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich gewesen sei, hätte Alfred Stier "mit seinem Wahlverein CSU und seinem Unterstützerverein JWG" hier eine 180-Grad-Wende hingelegt. "Wenn die Meinung der Bürger im Stadtrat keinen Eingang mehr findet und alle Beschlüsse schon vorher abgekartet werden, hat das mit Demokratie nichts mehr zu tun", bilanzierte Birkner und machte unmissverständlich klar: "Wir brauchen einen neuen Bürgermeister!" Und als geeigneten Mann könne sich die SPD hier Gottfried Beer vorstellen. "Alle Mitglieder stehen 100 Prozent hinter ihm", versicherte Birkner.
Chefideologe
Den Kandidaten beschrieb Birkner als "Chefideologen" im Ortsverein, dem er wichtige politische Denkanstöße gibt. Doch Beer sei auch keiner, der wichtige Entscheidungen der SPD kommentarlos hinnehme. Er kritisiert, sei aber auf allen Gebieten diskussionsbereit. Zu den Qualitäten zählte Birkner weiter eine Ausgeglichenheit und eine "gewisse Leichtigkeit" bei der Bewältigung der politischen Arbeit.
Gottfried Beer vermerkte, dass er in Gesprächen von vielen Leuten zur Kandidatur angehalten worden sei. Nachdem er bei der zurückliegenden Wahl auch die meisten Einzelstimmen bekommen hatte, sah Beer hier durchaus einen Rückhalt aus der Bevölkerung. Das Ergebnis hatte er auch zur Aufforderung zur Zusammenarbeit verstanden. Das hätte sich aber unter Alfred Stier nicht erfüllt. Bei den strittigen Themen nannte Beer das Hallenbad, hier sei jeder Vorschlag boykottiert worden, obwohl sich Beer durchaus eine Fortführung vorstellen konnte.
Für die Energie des Hackschnitzelheizwerks gebe es fast keine Abnehmer mehr. Kritisch sah Beer auch die Kommunal GmbH, die mit ein Grund sei, dass Bärnau keine Stabilisierungshilfe erhalte. Besonders ärgerte Beer, dass es im Stadtrat kein Grundvertrauen mehr gebe und führte das auch auf die Amtsführung des Bürgermeister zurück. "Es muss sich was verändern", war für Beer deshalb zwingend nötig.
Mit Vernunft und Offenheit
Bei den Zielen nannte Beer als Überbegriffe Arbeit, Wohnen und Zusammenhalt in der Gemeinde. Eine interkommunale Zusammenarbeit könnte zur Verbesserung der Arbeitsplatz-Situation führen. Er bedauerte deshalb den Verkauf des alten Schlosses in Thanhausen, das ein idealer Platz für Start-Up-Unternehmen gewesen wäre. Baugebiete, den Verzicht auf Gebühren für Kindergarten und Kinderkrippe, Breitbandausbau, ärztliche Versorgung oder eine Bürgersprechstunde führte Beer als einige weitere Vorstellungen an.
"Ich stehe für eine Politik mit Vernunft, Offenheit und Transparenz", versprach Beer und nannte aktuell etwa die Wasser- und Abwasserkalkulation oder die Struktur des Hackschnitzelwerks und der GmbH. "Wir wollen eine Politik die verbindet und nicht spaltet."
Bestes für Gemeinde erreichen
Grünen-Landtagsabgeordnete Anna Toman sprach sich für einen Wechsel im Bürgermeisteramt aus, von dem sie sich wichtige Impulse für Bärnau erwarte. Und Gottfried Beer würde im Amt nicht nur verwalten, sondern auch gestalten. In Bärnau müsste das vorhandene Potenzial besser genutzt werden, damit gerade die jungen Leute am Ort bleiben könnten. Klare Vorstellungen hatte die Abgeordnete zur Arbeit des Stadtoberhaupts: "Ich möchte einen Bürgermeister der Frauen wert schätzt und alle gleich behandelt und unterstützt." Dies konnte sich Anna Toman beim SPD-Kandidaten durchaus vorstellen.
Konstruktives Zusammenarbeiten für Bärnau würde auch dem Image der Stadt helfen. "Es geht nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern darum das Beste für unsere Großgemeinde zu erreichen", stellte sich Anna Toman hinter die Kandidatur von Gottfried Beer.
Bürgermeister-Kandidat Gottfried Beer (63) stammt aus Wendern, und ist bereits am 1. Juli 1974 in die SPD eingetreten, nachdem er schon als 16-Jähriger seit 1972 bei den Jusos aktiv gewesen war. Dabei wirkte er 1974 auch als Juso-Kreisvorsitzender und Unterbezirksvorsitzender. Bei einer beruflichen Tätigkeit bei Airbus in Frankreich in den 80er Jahren engagierte sich Beer in der "Partie socialiste" in Paris. "Eine spannende Zeit, weil Mitterrand an die Macht kam!" 1978 kandidierte Beer erstmals für den Stadtrat, war von 1978 bis 1983 auch Ortsvorsitzender, kam 1979 in den Kreisverband und ist seitdem im Unterbezirksvorstand. Beer hat sein Berufsleben kurz in der Landwirtschaft, später als technischer Zeichner begonnen. Nach Zeiten in Frankreich und Hof sowie ehrenamtlich an der Bundesspitze einer weltweit tätigen Schülerorganisation, kam Beer 1992 wieder zu Hamm, wo er heute den Posten des Marketing-Chefs bekleidet. (ws)
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