Zu den „offiziellen Gratulanten“ gehörte natürlich auch Bärnaus Erster Bürgermeister Alfred Stier, der ebenso wie der Landrat noch nicht oft zu einer „Gnadenhochzeit“ kommen konnte. Das seltene Ereignis würdigte zudem Stadtpfarrer Konrad Amschl. Alle drei wünschten dem Jubelpaar noch viele glückliche Tages und natürlich weiterhin eine gute Gesundheit, denn die hat den Jubilaren bis in die jüngste Zeit ein ausgefülltes Leben beschert. Erst vor wenigen Jahren haben Hedwig und Franz Zwerenz sich aus dem Berufsleben zurückgezogen. „Ich hätte schon gerne noch weitergemacht“, überraschte der 91-jährige Franz seine Gratulanten, doch dann hätte halt die Gesundheit doch nicht mehr so mitgespielt.
Für Alfred Stier war der Gratulationstermin eine Premiere. Im Namen der Stadt hätte er in seiner Funktion als Bürgermeister noch nie zu einer „Gnadenhochzeit“ die Glückwünsche überbringen dürfen. Neben den besten Wünschen und einem Gutschein hatte Stier für die Jubilare noch eine speziell gestaltete Schiefertafel mitgebracht. „Eigentlich hätte ich noch die Blaskapelle mitbringen müssen“, scherzte der Bürgermeister. Doch so viel Spektakel wäre dann doch nicht nötig, winkten die Jubilare ab.
Als wirkliches außergewöhnliches Ereignis betrachtete auch Landrat Roland Grillmeier das 70.Ehejubiläum. Gottes Segen hatte der Stadtpfarrer im Gepäck und auch den Hinweis, dass er ebenso in seiner 33-jährigen Priesterzeit noch nie eine „Gnadenhochzeit“ erlebt hätte. „Sie haben 70 Jahre Freud’ und Leid miteinander geteilt“, zeigte sich der Geistliche beeindruckt von diesem langen gemeinsamen Lebensweg – aber auch von dem harmonischen Umgang der Eheleute.
Hedwig und Franz Zwerenz konnten den Gästen nicht nur Kaffee und Kuchen anbieten, sondern zudem interessante Episoden aus ihren Leben und Wirken in Bärnau erzählen. Denn beide Jubilare verfügen auch im hohen Alter noch über eine erstaunliche geistige Wendigkeit und die gehörige Portion Humor.
Franz Zwerenz kam im früheren Paulusbrunn zur Welt, wo er eine Ausbildung zum Friseur begonnen hatte. Nach der Vertreibung fanden er und seine Geschwister und Eltern in Bärnau eine neue Heimat. Der junge Franz konnte im Ort sogar seine Ausbildung abschließen, aber all zu lange übte er diesen Beruf dann nicht aus. Schon kurz darauf wandte sich der junge Mann der Knopfherstellung zu. Bald schon hatte Franz eine wichtige Unterstützung an seiner Seite. Immerhin liegt die Hochzeit mit seiner Hedwig ja 70 Jahre zurück. Die beiden leisteten dann ihren Beitrag zum Aufschwung der Knopfindustrie in Bärnau. Dabei hatte sich das junge Unternehmen schon früh auf die Produktion von Perlmutt-Knöpfen spezialisiert.
Und durch die Jahrzehnte haben Hedig und Franz Zwerenz mit ihren Mitarbeitern diese außergewöhnlichen Knöpfen für Kunden in aller Welt gefertigt. Dabei hat sich Franz Zwerenz gerade bei der Veredelung der Knöpfe und dem Färben ein großes Fachwissen angeeignet hat. Bis ins hohe Alter wurden die Kenntnisse des Bärnauers geschätzt, zumal mit dem Niedergang der Knopfindustrie vor Ort auch die Erfahrungen auf diesem Bereich am Schwinden sind. Noch bis ins Alter von 86 Jahren ist Franz Zwerenz dem Metier treu geblieben. Doch nach einem gesundheitlichen Rückschlag hat er dann mit dem „Knopfern“ aufgehört. Das Wissen um ihr Handwerk ist in den Jubilaren noch sehr lebendig. Für die Gäste war der Besuch in bei Hedwig und Franz Zwerenz deshalb auch ein kurzweiliger Ausflug in ein großes Kapitel der neueren Bärnauer Geschichte.
„Eigentlich hätte ich noch die Blaskapelle mitbringen müssen.“
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