(ubb) Es war einmal ein Zauberlehrling, der ging hinaus in die große, weite Welt, um die Kunst der Magie besser zu erlernen. Dafür verließ er seine Heimat, wo die Wiege seines Talents liegt. Eines Tages aber kam der Zauberer zurück. Schön für seine Geburtsstadt, denn diese bekommt nun einzig und einmalig in der Region eine Zauberwerkstatt.
Diese Sätze könnten aus einem Harry-Potter-Buch stammen. Die Rede ist aber nicht vom berühmtesten Zauberer der Welt, sondern von Marco Knott. Er ist 35 Jahre jung und in Bärnau aufgewachsen. Und er zaubert mindestens so leidenschaftlich wie Harry Potter. Das macht er derart gern, dass Marco Knott seinen Beruf als Wirtschaftsingenieur an den Nagel hängte und seit zehn Jahren professionell zaubert. Der junge Mann hat sogar eine eigene "Zauberfirma" mit Namen "Exklusive Magic Entertainment". Das klingt sehr modern, denn Marco Knott ist natürlich ein moderner Magier. Dennoch: Was immer er aus dem Hut zaubert für Kinder und Erwachsene, den Grundstein seiner Leidenschaft hat ein besonderer Mensch in einem besonderen Gebäude für ihn gelegt.
Sensation in Bärnau
Man könnte sogar sagen, sein Talent lag nicht in der Wiege, sondern im Vorführraum des Lichttheaters Bärnau. Dort hat sein Großvater Josef Fehr schon vor 60 Jahren Filme gezeigt. Das war eine Sensation. Josef Fehr hat wie sein Enkel Marco als Spenglermeister einen bodenständigen Beruf. "Aber er war auch ein bisschen ein verrückter Fuchs wie ich", sagt Knott. Er kaufte das Wohnhaus in der Schlossgasse und baute etwa 1956 das Kino an. Am 28. März 1958 wurde das Gebäude in der Schlossgasse 1 erstmals zum Lichttheater.
Für die damalige Zeit war ein Kino mit 230 Sitzplätzen in der kleinen Grenzstadt Bärnau beinahe schon ein Skandal. Weil das Haus in der Schlossgasse 1 stand, bekam das Kino den schönen Namen "Schlosstheater". Marco Knott erinnert sich an den ersten Film. "Die Trapp-Familie" hieß der. "Teilweise hatten wir 900 Besucher pro Abend mit vier Vorstellungen", erzählt er, wie das einst unscheinbare Gebäude dann zum beliebten Treffpunkt für Jung und Alt wurde. Das hatte zwei Gründe, denn nach den Filmvorführungen gingen die Leute noch gerne ins angebaute "Schloss-Café" um was zu trinken. "Die ältere Generation erinnert sich sicher", so Knott lachend. Diese damals intensive Zeit an einem aufregenden Ort hat den Jungen sehr geprägt. Schon im Alter von fünf bis sechs Jahren hat er mit der Oma am Eingang Kinokarten abgerissen. Später durfte er mit dem Opa im geheimnisvollen Vorführraum mithelfen. Für Marco Knott war das alles schon allein viel Zauberei damals. "So einen Film einzulegen ist bei den Maschinen gar nicht so einfach. Ich habe es die vergangenen 20 Jahre nicht mehr probiert. Aber weil ich es damals so oft gemacht habe, kann ich es immer noch", erzählt er weiter.
Heintje und Winnetou
Tolle Filme legte er ein wie die "Feuerzangenbowle", "Heintje", "Winnetou und Old Shatterhand" oder "Bud Spencer und Terence Hill". Bis vor 20 Jahren ging das weiter, dann wurde das Kino geschlossen. Und Marco Knott verließ Bärnau, um mit seinen Tricks begeisterte Zuschauer in halb Europa zu begeistern. Jetzt hat er genug gelernt und den Harry Potter aus der Oberpfalz zieht es zurück an den "magischen Ort" seiner Kindheit. Vor einem halben Jahr ist der Zauberer wieder in Bärnau angekommen.
Gut für das momentan leerstehende Kinogebäude: Denn damit ist der 20-jährige Dornröschenschlaf beendet. Am 6. Oktober, verspricht Marco Knott, soll's losgehen. "Wir zeigen noch einmal den Klassiker ,Willi wird das Kind schon schaukeln' mit Heinz Erhardt sowie die Wochenschau von 1958 von der Woche, als das Kino damals eröffnet wurde", erzählt er, was er vorhat.
Alle sind zu diesem Auftakt-Abend eingeladen, der um 19.30 Uhr beginnt. Marco Knott stellt dann auch die Geschichte des Kinos vor, wie er sich den Umbau vorstellt und was er alles an "zauberhaften" Veranstaltungen in der Zukunft bieten möchte. "Der Charme und die Atmosphäre bleiben erhalten", betont er. Das ist ihm sehr wichtig.
Das Schlosstheater muss weitgehend bleiben, was es einmal war. Damit der einstige Zauber des alten Gebäudes nicht zerstört wird. www.marco-knott.de
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