Bärnau
28.03.2024 - 16:49 Uhr

Knopfmuseum in Bärnau eröffnet Saison mit Sonderausstellung "Winke, winke"

Knopfmuseum in Bärnau eröffnet Saison mit Sonderausstellung "Winke, winke"

Die Saison beginnt im Knopfmuseum Bärnau am Ostermontag mit einer Sonderausstellung zu einem Alltagsgegenstand, der auf den ersten Blick so gewöhnlich ist wie der Knopf: das Taschentuch. Dieses Utensil passe dabei ungemein gut zum Bärnauer Museum, so die Museumsfachstelle in einer Pressemitteilung. Ebenso wie der Knopf könne auch ein Taschentuch ein kleines Kunstwerk für sich sein.

In der Sonderausstellung "Winke, winke - ein kleines Tuch verabschiedet sich" zeigt das Deutsche Knopfmuseum laut Mitteilung die Privatsammlung von Katinka Matthiessen aus Dettum in Niedersachsen. Verschiedene Herstellungsarten, Motive und aufwendige Häkelbordüren machen laut Mitteilung den hohen Wert, den das Tuch einmal hatte, deutlich und lassen den Besucher in früheren Zeiten schwelgen. Auch Taschentücher aus anderen Ländern gibt es zu sehen.

Sammlerin Katinka Matthiessen reizt laut dem Schreiben besonders die Kunstfertigkeit, mit der die Frauen die Tücher genäht und bestickt haben. Auf Flohmärkten habe sie eine beachtliche Vielfalt zusammengetragen. Im Gegensatz zum heutigen Wegwerfartikel seien die Taschentücher aus früheren Zeiten weit mehr als nur ein Tuch zum Schnäuzen gewesen. Das sehe man schon an den aufwendigen Verzierungen, viele Exponate seien mit Monogrammen versehen. "Diese Stofftücher waren nicht zum einmaligen Benutzen gedacht, sondern sollten den Träger oder die Trägerin ein Leben lang begleiten", so die Museumsfachstelle.

Dabei sei das Stofftaschentuch lange Zeit den oberen gesellschaftlichen Schichten vorbehalten gewesen. "Häufig war es mit Parfüm benetzt, um unangenehme Gerüche auszublenden. Das einfache Volk konnte sich die teuren Stoffe kaum leisten, und teilweise untersagten sogar Kleiderordnungen in der ständischen Gesellschaft das Tragen. Erst die maschinelle Fertigung mit der Industriellen Revolution sorgte für eine große Verbreitung des Stofftaschentuchs", berichtet die Fachstelle.

So zeige die Sonderausstellung zum Beispiel Stücke, die als Werbeartikel auf den Ferienort Bad Elster verweisen oder auf Tirol als Urlaubsregion. Auch Kindertaschentücher mit Märchenmotiven seien dabei. Zur Kommunion oder Konfirmation hätten die Kinder bestickte Stofftaschentücher als Erinnerung erhalten. Aus heutiger Sicht seien die Tücher, die mit viel Geduld und Geschick verziert worden seien, viel zu schade zum Schnäuzen. Sogar die Aufbewahrungstaschen seien modisch gestaltet worden.

Um 1900 hätten die neuen Erkenntnisse der Bakteriologie für die ersten kritischen Stimmen gegen das Stofftaschentuch gesorgt. "Es galt als Bakterienschleuder und sollte mindestens jeden Tag gewaschen werden und keinesfalls untereinander ausgetauscht werden. In einer Zeit, in der die wenigsten eine Waschmaschine besaßen, war das kaum umzusetzen", so die Museumsfachstelle.

1929 sei mit dem "Tempo" das erste Einweg-Papiertaschentuch in Deutschland auf den Markt gekommen. Bis in die 1970er Jahre hätten diese die Stofftaschentücher rasant verdrängt. Ausschlaggebend sei neben der Hygiene die Schnelllebigkeit der Zeit gewesen. Das Taschentuch als Statussymbol habe ausgedient. Erst in den vergangenen Jahren seien umweltbewusste Menschen wieder auf Stofftaschentücher umgestiegen, um Ressourcen zu schonen und Müll zu vermeiden.

Hintergrund:

Das Knopfmuseum

  • Saisoneröffnung: Am Ostermontag, 1. April
  • Öffnungszeiten: Donnerstag bis einschließlich Sonntag und an allen Feiertagen von 13 bis 17 Uhr
  • Untergebracht im ehemaligen Kommunbrauhaus der Stadt Bärnau
  • Erzählt die Herstellung und Geschichte der Knopfindustrie in Bärnau
 
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