Nachbarschaftshilfe aus dem sozialen Leben in Bärnau nicht wegzudenken

Bärnau
22.01.2023 - 11:14 Uhr
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Seit zehn Jahren engagieren sich die Mitglieder der Nachbarschaftshilfe Bärnau für ein menschliches Miteinander in der Gemeinde. Sie helfen ehrenamtlich Mitbürgern aller Altersgruppen, die Unterstützung brauchen.

Von Robert Birkner

Anlässlich des Jubiläums zum zehnjährigen Bestehen der Nachbarschaftshilfe Bärnau blickt der Verein auf die vergangenen Jahre bis zur Entstehung der Organisation zurück. Bereits im Juli 2012 stellte Professor Lothar Koppers eine Studie über die demografische Entwicklung in der Gemeinde Bärnau vor. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass durch die demografischen Veränderungen in der Kommune der Bedarf für ein koordiniertes Netzwerk - eine Nachbarschaftshilfe - unumgänglich wurde.

Auch der damalige stellvertretende Seniorenbeauftragte und Mitinitiator Josef Zant betonte, dass der demografische Wandel Handlungsbedarf erfordert - nicht nur für die ältere, sondern auch für die jüngere Generation. "Wir leben gerne in unserer wunderschönen Heimat - wenn es geht, bis an unser Lebensende." Aber dies werde durch Veränderungen in unserer Gesellschaft immer schwieriger: Wenn die Kinder etwa nicht mehr im Ort leben oder Vollzeit ihrem Beruf nachgehen, können sie ältere Angehörige im Alltag weniger unterstützen. Oder auch wenn eine junge Familie etwa kurzfristig eine Kinderbetreuung sucht, sei es schwierig, schnelle Unterstützung zu bekommen. "Die Stadt Bärnau ist hier sehr fürsorglich und will gemeinsam mit dem Bayerischen Roten Kreuz rechtzeitig die Weichen für eine lebenswerte Zukunft stellen", schilderte Zant damals.

"Soziale Feuerwehr"

Weitere Einzelheiten erklärte Michaela Heldwein-Keim bei der Gründungsversammlung am 17. Januar 2013. Die Nachbarschaftshilfe Bärnau sollte eine Anlaufstelle für Jung und Alt werden, für Bürger in Notsituationen, eine Art "soziale Feuerwehr". Die Nachbarschaftshilfe sollte wann immer möglich schnell und unbürokratisch helfen. Das Netzwerk sollte die bereits bestehenden hauptamtlichen und ehrenamtlichen Dienste ergänzen. Dabei sei die Nachbarschaftshilfe keine Konkurrenz zu Organisationen oder Gewerben. "Die Nachbarschaftshilfe will Kontakte fördern und die Lebensqualität in der ländlichen Region erhalten und verbessern und vor allem auch die medizinische, pflegerische und soziale Versorgung sicher stellen", sagte Heldwein-Keim damals. Der Arbeitskreis Nachbarschaftshilfe Bärnau sollte als eigenständige Organisation ins BRK integriert werden.

30 ehrenamtliche Mitglieder

Mittlerweile hat sich die Nachbarschaftshilfe Bärnau zu einem Erfolgsmodell in Bärnau entwickelt und ist aus dem sozialen Leben der Großgemeinde nicht mehr wegzudenken. Es gehe nicht allein um die praktische Hilfe, sondern auch um menschliche und soziale Zuwendung, heißt es vom Team der Nachbarschaftshilfe. So wird etwa versucht, das Alleinsein vieler Senioren abzumildern.

Die Ehrenamtlichen stehen etwa für Besuche, Gespräche und Spaziergänge zur Verfügung. Die Mitglieder unterstützten bei Einkäufen, Arztbesuchen, beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen sowie Behördengängen oder übernehmen stundenweise die Betreuung von Senioren oder Kindern. Sie helfen auch bei der Suche nach Beratungsstellen, ambulanter Pflege, Einkaufsdiensten, Hausmeisterservices oder einer Schülernachhilfe. Auch pflegende Angehörige werden von Mitgliedern der Nachbarschaftshilfe entlastet. "Selbstverständlich werden alle Anliegen immer vertraulich behandelt", heißt es von den Verantwortlichen.

Sie bedauern, dass Corona in den vergangenen fast drei Jahren manche Tätigkeiten und vor allem auch die gemeinsamen Treffen zum Meinungsaustausch stark eingeschränkt habe. Viele Tätigkeiten und praktische Hilfen in Notsituationen wurden von den mehr als 30 Ehrenamtlichen trotz der Corona-Einschränkungen ohne großes Aufsehen still im Hintergrund erledigt.

Bis zu 300 Mahlzeiten im Monat

Vor allem das "Essen auf Rädern" ist in den vergangenen Jahren zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Arbeit der Nachbarschaftshilfe geworden. Die Organisation liefert täglich - auch an Sonn- und Feiertagen - zur Mittagszeit frisch zubereitete Mahlzeiten. Gekocht werden diese im BRK-Seniorenheim Haus Mühlbühl in Tirschenreuth. Dort holen es die Fahrer ab und bringen es zu den Abnehmern.

Gerade während des ersten Corona-Lockdowns versorgte die Nachbarschaftshilfe mit diesem Dienst viele ältere Menschen in der Großgemeinde. Während des Jahres 2020 belieferten die Ehrenamtlichen bis zu 21 Kunden in den Gemeindeteilen - es wurde ein Spitzenwert von 272 ausgefahrenen Essen im Monat registriert.

Nicht nur die gestiegene Anzahl, sondern auch die Einschränkungen der Pandemie stellten für die Essensausfahrer eine Herausforderungen dar, da hier der direkte Kontakt mit den Kunden nicht möglich war.

Sehr gut angenommen werden besonders von vielen älteren Bürgern von Anfang an auch die Ausflüge, die der Arbeitskreis anbietet. "Hier kommen die Senioren unter die Leute und finden wieder Anschluss, kommen ins Gespräch", heißt es von den Organisatoren.

Auch die Vorträge zu Themen, wie Pflege, Hör- und Sehproblemen, Versicherungen im Alter, Onlinebanking, Kochen für Senioren sowie Medikamente im Alter stoßen bei den Senioren nach wie vor auf reges Interesse. Daneben wird auch zu Filmnachmittagen, Benefizkonzerten, Modeschauen, Musikproben, Witze-Nachmittagen und Stadtführungen eingeladen.

Ehrungen beim Festakt

Das 10-jährige Bestehen feiert die Nachbarschaftshilfe am Freitag, 27. Januar, mit einem Festakt mit geladenen Gästen im kleinen Kreis, im "Gasthof zur Post". Grußworte sprechen Franz Stahl, Vorsitzender des BRK-Kreisverbandes Tirschenreuth, BRK-Kreisgeschäftsführer Holger Schedl und weitere Ehrengäste. Gezeigt wird eine Fotodokumentation über zehn Jahre Nachbarschaftshilfe Bärnau an. Im Anschluss werden Gründungs- und langjährige Mitglieder geehrt. Musikalisch umrahmt wird der Festakt vom Quartett "Candabile". Im Laufe des Jahres sind noch weitere Jubiläumsveranstaltungen vorgesehen, zu der dann die gesamte Bevölkerung eingeladen ist, teilt die Nachbarschaftshilfe mit.

Hintergrund:

Nachbarschaftshilfe Bärnau

  • Gründung: 17. Januar 2013
  • Mitglieder: 30 Ehrenamtliche
  • Hilfsangebote: "Essen auf Rädern", Unterstützung bei Einkäufen, Arztbesuchen, Behördengängen sowie Vermittlung von ambulanter Pflege, Fahr- oder Hausmeisterdiensten, Schülernachhilfe, Kinderbetreuung, Haustierversorgung
  • Kooperationen: mit Kirchen, örtlichen Vereinen, ansässigen Wohlfahrtsverbänden sowie der Stadt Bärnau
  • Kontakt: Büro in der Stadtbücherei Bärnau immer donnerstags von 9 bis 11 Uhr geöffnet, Telefon 09635/9203-21
 
 

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