Schade, dass das Wetter nicht mitspielte. Denn am Samstag, dem Haupttag des zweitägigen Festivals „Paulusbrunn erwacht zum Leben“, herrschte nahezu Dauerregen. So war es nicht verwunderlich, dass statt der Tausenden von Besuchern, die erwartet wurden, nur einige Hundert gekommen waren, um auf diesem historischen Gelände beim „Stillen Sommerfestival“ teilzunehmen. „Cheforganisator“ Matouš Horáček und sein Team, in dem auch der Bärnauer Verein „Via Carolina“ beteiligt war, gaben sich dennoch viel Mühe und hatten ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.
Angeboten wurden kommentierte Führungen, ausgehend von der Böttgersäule, durch das ehemalige Paulusbrunn, das zu „Lebzeiten“ immerhin rund 1.500 Einwohner gehabt hatte. Dazu gehörte auch, dass die ehemalige Schule, die Pfarrkirche und weitere markante Bauten von damals anschaulich abgesteckt und markiert wurden. Für ehemalige, gebürtige Paulusbrunner war dies natürlich ein eindrucksvolles Schauspiel. Klar, dass da bei dem einen oder anderen Erinnerungen aus den Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg hochkamen. Denn dieses Festival sollte an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern, der vor genau achtzig Jahren endete.
Einst Niemandsland
Das Festival erinnerte aber auch an den „Eisernen Vorhang“ vor der Wende. Denn gerade in dieser Zeit war dieses Gebiet nicht nur für die Deutschen, vor allem auch für die Tschechen ein „Niemandsland“. So waren unter anderem tschechische „Grenzpolizisten“ in der Original-Uniform und den Waffen, die sie damals dabei hatten, anzutreffen.
Auf vielen Infotafeln, aber auch in verschiedenen Infoständen konnten sich die Besucher über das Leben im Böhmischen Wald informieren. Dies war vor allem für die Jungen interessant, die fast keinen Bezug mehr zu diesem Thema haben. Ein musikalischer Leckerbissen war der Auftritt der fünfköpfigen „Tanzlmuse“ aus Tirschenreuth, die für Stimmung sorgten. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Es gab deftige tschechische Spezialitäten wie Klobása, eine handgemachte, pikante altböhmische Wurst. Auch das Bier durfte nicht fehlen. Wobei aber, zumindest war dies immer wieder zu hören, das tschechische Bier besser war als das eigens gebraute Bärnauer Bier.
Lichter erwecken Paulusbrunn
Am Samstagabend gab es eine Lichterinstallation mit Projekten aus dem ehemaligen Paulusbrunn. Paulusbrunn wurde so quasi wieder zum Leben erweckt. Wer wollte, konnte in Paulusbrunn auch übernachten, so manche hatten ihre eigenen Zelte dabei, die Mehrheit verzichtete aber darauf – ja, wenn nur das Wetter besser gewesen wäre.
Weil, so Alfred Wolf von „Via Carolina“, dieses Festival so einzigartig ist und war, war sogar das tschechische Fernsehen anwesend. Mit eingebunden in dieses Festival war auch das Bärnauer Bergfest an der Steinbergkirche, wo Stadtpfarrer Konrad Amschl am Sonntagvormittag eine Messe zelebrierte. Wolf fand nur lobende Worte für den Organisator Matouš Horáček, der mit solchen Festivals wie hier in Paulusbrunn und jüngst am Berg Havran wahre Pionierarbeit betreibe.
Paulusbrunn
- Das Dorf entstand im 18. Jahrhundert.
- Rund 1500 Einwohner lebten in dieser Ortschaft.
- 1977 wurden die letzten Häuser dieses Dorfes weggesprengt. Bis dahin hatten tschechische Grenzer diese Häuser noch benutzt.
- Die Böttgersäule ist neben Teilen des Friedhofs das Einzige, was von Paulusbrunn heute noch existiert.
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