Bärnau
20.01.2019 - 11:22 Uhr

Im Stiftland lässt sich gut leben

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung führte eine Diskussionsrunde zu gesellschaftlicher Teilhabe in Bärnau und Tirschenreuth durch. Das vorläufige Fazit: Die Stiftländer sind zufrieden.

Ob es in Deutschland tatsächlich "abgehängte Regionen" gibt, will das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung wissen. Aktuell untersuchen die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts, Frederick Sixtus und seine Kollegin Sabine Sütterlin, welche Perspektiven und Chancen Menschen in ganz Deutschland auf gesellschaftliche Teilhabe haben. Dazu verglichen die wissenschaftlichen Mitarbeiter alle 402 Kreise und kreisfreien Städte Deutschlands auf etwa Arbeitslosenquote, Breitbandausbau, öffentliche Verkehrsanbindung oder gesundheitliche Infrastruktur.

Reise durch Deutschland

Nun reisen die Berliner in 15 Städte in ganz Deutschland. Eine der ersten Stationen ist der Landkreis Tirschenreuth. Durch Einzelgespräche und öffentliche Diskussionen in Tirschenreuth und Bärnau versuchen sie, ob sich die Wahrnehmung der Bewohner mit den Recherchen deckt. Bei der Gesprächsrunde in Bärnau fragten Sixtus und Sütterlin die vier anwesenden Bewohner, was ihnen am Leben hier gefällt und was nicht. Die Befragten wussten viel Positives über das Stiftland zu berichten. Die Bewohner schätzen die Ruhe, die Natur und die Art der Menschen. Auch weil in einer kleinen Stadt jeder jeden kenne und man sich aufeinander verlassen könne, hieß es. Der Großteil der Diskussionsteilnehmer lebte nach der Schulzeit in Großstädten in ganz Deutschland. Eine tolle Erfahrung, dennoch sei der Schritt leicht gefallen, sich für die Heimat zu entscheiden und zurückzukehren. Auch was die Kultur- und Vereinslandschaft betrifft, äußerten sich die Landkreisbewohner zufrieden. "Früher lebten wir hier am Rande des Landes, heute in der Mitte Europas", schätzte eine Befragte die Nähe zu Tschechien.

Dennoch gibt es auch Ängste: Dass kleine Handwerksbetriebe oder Läden aussterben, örtliche Bäckereien oder Metzger mangels Nachfolger schließen müssen. "Das wäre sehr schade." Ebenso wie verfallene Häuser und Leerstände mitten in der Stadt. Allerdings werde dieses Problem mittlerweile in Angriff genommen, betonten die Befragten. Manchmal müsse man geduldig sein. In der Tirschenreuther Gesprächsrunde fühlten sich Befragte zudem von der großen Politik im Stich gelassen und führten die Flüchtlingsproblematik als Beispiel an. Auch mangele es ihrer Ansicht nach an Arbeitsplatzangeboten für junge Leute. "Die Wirtschaft treibt die Leute in die Städte", hieß es.

Studie erscheint im August

"Wir haben viele Eindrücke vom Tirschenreuther Landkreis gewinnen können", erklären die wissenschaftlichen Mitarbeiter abschließend. "Wir haben das Gefühl, dass sich die Bewohner aktiv dazu entschieden haben, hier zu leben und die Region mitzugestalten", lautet ein vorläufiges Fazit. Die Studie soll im August erscheinen. Sie soll auf Unterschiede aufmerksam machen, aber auch Beispiele guter Praxis präsentieren.

 
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