Wegen schwerer Krankheit haucht Familie in Bärnau Kramer-Laden neues Leben ein

Bärnau
24.11.2022 - 17:00 Uhr
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Rita Tschöpel kann durch ihre Krankheit Parkinson nicht mehr als ambulante Pflegekraft arbeiten. Dafür wird sie ab Freitag, 25. November, hinter der Theke beim ehemaligen "Stich" in Bärnau stehen und mit Hilfe der Familie Waren verkaufen.

Vor eineinhalb Jahren ist Alexander Fuchs mit seiner Frau Isabell, seiner Schwiegermutter und den Kindern von Niederbayern in die Oberpfalz gezogen. Die Familie hat es nach Bärnau verschlagen. Genauer gesagt, kaufte sie das Gebäude mit dem Laden vom ehemaligen "Stich".

Schon am Freitag wollen die Drei das Geschäft, das künftig den Namen "Altstadt-Kramer" tragen wird, neu eröffnen. Hinter der Verkaufstheke, die aus dem Jahr 1904 stammt, soll vor allem Rita Tschöpel stehen. Die 60-Jährige hat Parkinson und Brustkrebs. Daher kann sie nicht mehr in ihrem Beruf als mobile Pflegekraft arbeiten. "Ich habe meinen Beruf geliebt. Das hat mir Spaß gemacht. Dann kam der Schicksalsschlag", sagt sie offen heraus.

Geschäft als Hobby

Durch ihre Krankheit kann sie nicht mehr Auto fahren. "In Kirchberg bei Eggenfelden gab es keinen Bäcker und Metzger mehr. Dort war sie wie eingesperrt", sagt Tochter Isabell. Als sie umzogen, weil Alexander Fuchs in seinem Beruf als Rangierer bei der Bahn nach Weiden versetzt wurde, kauften sie das Haus am Marktplatz in Bärnau. Hier gibt es noch Einkaufsmöglichkeiten und eine Bank, auch wenn erst die Apotheke geschlossen hat. Mit dem Baxi könnte die Mutter auch in andere Orte fahren. "Ein eigener Laden war immer unser Traum", sagt Rita Tschöpel.

Die Familie wohnt in der Wohnung über dem Geschäft. Sie fühlte sich dort gleich wohl, weil es bereits einen Treppenlift und auch ein behindertengerechtes Bad gibt. Tochter und Schwiegersohn wollen Tschöpel beim Verkauf natürlich unterstützen.

"Im Prinzip ist es für meine Schwiegermutter eine Art Beschäftigungstherapie. Sie soll hier wieder mit Menschen zusammenkommen", sagt Alexander Fuchs. Er und seine Frau Isabell arbeiten in ihren Jobs im Schichtdienst, daher können sie am Vor- oder Nachmittag im Laden helfen. Hauptsächlich wollen sie mit dem Geschäft die Unkosten decken, es sei für sie mehr eine Art Hobby.

Wer die Geschäftsräume betritt, bemerkt gleich, das hier nicht renoviert wurde. Das Mobiliar und die Ausstattung wurden vom Vorbesitzer übernommen. "Wir wollen erstmal nur Waren einkaufen. Wenn der Laden läuft, wollen wir in drei bis vier Jahren renovieren", sagt Fuchs. Auch Restbestände vom Vorbesitzer, wie Schrauben und Nägel in sämtlichen Größen, versuchen sie noch zu verkaufen. Darüber hinaus gibt es im Sortiment des kleinen Ladens unter anderem Spielsachen, Süßigkeiten für Kinder, Schreibwaren sowie Haushaltswaren, wie Grablichter, Gießkannen, Töpfe und Pfannen und Putzmittel. Alt trifft hier auf neu.

Lieferprobleme

Der Preis der Waren soll für die Kunden bezahlbar sein. "Wir wollen vor allem qualitative Produkte anbieten, die wir auch selbst benutzen und dazu beraten können." Fuchs berichtet von Lieferschwierigkeiten, die auch die Eröffnung des Ladens verzögert haben. "Wir wollten eigentlich schon beim Mittelalter-Spektakulum eröffnen", sagt er. Es sei sogar im Raum gestanden, wegen der Restbestände des Ladens ein Eisenwaren-Geschäft daraus zu machen. Hier habe Fuchs auch versucht Kontakt zu einem bekannten Fachgeschäft in Weiden aufzubauen, da er hier jedoch keine Rückmeldung erhielt, entschied sich die Familie, den Fokus auf Haushaltswaren zu legen.

Ebenfalls zum Inventar gehört Hündin Paula. Die Pudel-Yorkshire-Biewer-Mischlingsdame ist laut den Besitzern schon in der ganzen Stadt bekannt, da sie sehr zutraulich auf Menschen reagiert. Mit ihrem "Altstadt-Kramer" möchte die Familie der Stadt Bärnau etwas zurückgeben. Es soll eine Anlaufstelle für alle Generationen sein, aber auch für ältere Leute, die nicht mehr so mobil sind. Um einen Anreiz für Kunden zu schaffen, sollen Waren im Laden auch günstiger sein als im örtlichen Supermarkt. "Für die Einzelhändler in Bärnau wollen wir keine Konkurrenz sein", sagt Isabell Fuchs.

"Lachen ist wichtig"

Rita Tschöpel kann es kaum erwarten, bis es mit dem Verkauf losgeht. Seit sie hier lebe, gehe es ihr gesundheitlich besser, erzählt sie. "Ich freue mich, wenn ich wieder was zu tun hab", sagt die frühere Pflegekraft. Zudem wünscht sie, mit den Leuten aus dem Ort ins Gespräch zu kommen und mit ihnen zu lachen. "Lachen ist wichtig", betont Rita Tschöpel. Durch ihre Krankheit habe sie neue Charakterstärke bekommen.

 
 

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