Bärnau
28.02.2022 - 11:33 Uhr

Winterliches Mittelalter in Bärnau unter strahlend blauem Himmel

Der Geschichtspark ist mit einer Besichtigung durch das "winterliche Mittelalter" aus dem Winterschlaf erwacht. Die Resonanz war erstaunlich gut.

Die Besucher, die erstaunlich zahlreich bei strahlendem Sonnenschein der Einladung zu einer Führung durch das winterliche Mittelalter nachgekommen sind, hatten für den Faschingssonntagsausflug die richtige Wahl getroffen. Vom Chefs des Freilandmuseumsselbst wurde die Veranstaltung diesmal durchgeführt. An der Kasse begrüßte Andrea Wolf, ansonsten im Geschichtspark als Kräuter- und Parkführerin unterwegs, die Besucher aus der gesamten Region bis Vilseck herzlich.

Um 14 Uhr übernahm Archäologe Stefan Wolters die Gruppe, die bereits neugierig am Eingang auf die Führung wartete. Wolters versprach eine spannende Stunde im nahezu echten Mittelalter. Nur das schöne Wetter wollte dem Archäologen ausgerechnet für diese Veranstaltung nicht gefallen. Lachend meinte Wolters er habe eigentlich "Winter im Mittelalter" versprochen. Dafür sei es heute viel zu frühlingshaft. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sollte das aber nur recht sein. Unter strahlend blauem Himmel erlebten sie ein Mittelalterdorf wie aus dem Bilderbuch. Wolters betonte eingangs, draußen vor dem Zaun auf dem Betriebsgelände des Freilandmuseums sei kein echtes Mittelalter zu finden.

In Regensburg nicht willkommen

Zu den begehrten, großen Mittelalterfestivals wie sie auch regelmäßig auf dem Marktplatz in Bärnau stattfinden meinte er, dies seien zwar schöne Events, aber auch sie hätten mit Mittelalter wenig zu tun. "Das beginnt erst im Geschichtspark hinter dem Eingangstor. Wir bemühen uns, alles authentisch darzustellen, damit Sie einen echten Eindruck vom Mittelalter bekommen." An Wolters Kleidung konnte die Teilnehmergruppe den Slawen erkennen, über dessen Lebensweise der Archäologe jede Menge zu berichten hatte. Zum Beispiel, dass die Slawen, obwohl gleich drüben auf der anderen Seite der Grenze beheimatet, vor vielen Hunderten Jahren nicht geradeaus nach Bärnau marschiert sind zur Neuansiedlung. Die ersten Auswanderer hätten einen Abstecher über Regensburg gewagt, was verständlich sei. Doch dort seien sie nicht willkommen gewesen, deshalb führte der Weg dann erst von dort aus gen Norden unter anderem nach Bärnau. Ein paar Schritte weiter am Fuß der Motte (Wehrturm) erklärte der Fachmann der etwa 15-köpfigen Gruppe, wann Mittelalter stattgefunden habe. Zwischen 500 und 1500 nach Christus könne man davon sprechen.

Hexenverbrennung in der Renaissance

Wolters nutzte die Gelegenheit, mit dem Aberglauben über die Hexenverbrennung im Mittelalter aufzuräumen. "Hexen wurden weit später in der Renaissance verbrannt", erklärte er. Im Slawendorf unterhalb der Burg durften die Gäste in die Hütten schauen, wo ein gemütlich-warmes Feuer flackerte. In einer dieser Behausungen hat sich "Oberslawe" Alfred Wolf an der Feuerstelle gemütlich eingerichtet . Damit lieferte der Vereinsvorsitzende einen Beweis, dass sich auch die Vorfahren im Mittelalter in ihren windigen Hütten gut vor Kälte und Nässe schützen konnten. Geschäftsführerin Ilona Hunsberger mimte aufwendig verkleidet eine Slawin und beantwortete viele offene Fragen jener Besucher, die nicht an der Führung teilnahmen.

Im Grunde sind die Oberpfälzer alle ein wenig "Slawen", meinte Wolters später am Beispiel der langsam fortschreitenden Völkervereinigung nach Ansiedlung der Slawen. Spätestens im Spätmittelalter habe es hier keine Bayern und Slawen, sondern nur noch Oberpfälzer gegeben. Nach diesen spannenden Einführungen nebst mittelalterliche Völkerkunde schauten sich die Gäste gemeinsam mit dem Archäologen einige der Hütten genauer an. Unter anderen wurde die Langhütte, die sozusagen damals das "Rathaus" einer Sippe war, ausgiebig besichtigt. Auch hierbei lieferte Wolters vieles aus seinem Wissen dazu, was die 60-minütige Führung durch den Park zum spannenden Geschichtsunterricht für Groß und Klein werden ließ.

Die diesjährige Saison im Geschichtspark startet am 26. März.

„Wir bemühen uns, alles authentisch darzustellen, damit Sie einen echten Eindruck vom Mittelalter bekommen.“

Archäologe Stefan Wolters

 
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