(ath) Die beiden gehören zum Empfangskomitee auf dem Firmengelände, sind aber nicht die Kindsväter, wie die stellvertretende bayerische Ministerpräsidentin und Ministerin für Wohnen, Bau und Verkehr wähnt. Wasmuth, den Listenkandidaten der CSU für den Bezirkstag, scheint Ilse Aigner (noch) nicht zu kennen, aber auch bei ihrem Landtagskollegen ist sie auf den ersten Blick bei der Begegnung am Auto verunsichert. "Du schaust anders aus - ohne Brille - und abgenommen hast Du auch", klärt sie ihre Vaterschaftsfrage auf, die der Vorsitzende der Amberg-Sulzbacher CSU ebenso verdutzt wie rasch verneint hatte.
Schwartz mit Strampler
Vielleicht lag die Verwechslung auch daran, dass Schwartz den Baby-Strampler für das neugeborene Kind in der Hand hielt und noch am Wagen vom Gast aus München signieren lassen wollte. Schließlich sollte es ein Geschenk und eine Erinnerung für die Familie Ulrich sein, die sich und ihren Betrieb an der St.-Michael-Straße in Poppenricht für den Besuch der Ministerin zur Verfügung gestellt hatte. Das wusste Harald Schwartz - auch sein Pendant aus der Stadt, Ambergs CSU-Kreischef Stefan Ott, nahm an dem Termin teil - dankbar zu schätzen. Zumal es nach seinem Dafürhalten eine Veranstaltung war, die es in der Form noch nicht gegeben hat.
Es handelte sich um ein Werkstatt-Gespräch im wörtlichen Sinn. Es ging in der Werkstatt des Erdbau- und Abbruch-Unternehmens Ulrich über die Bühne, dessen Entwicklung unter Schwiegersohn Daniel (der Vater des am Donnerstag geborenen Michael) samt dem parallel geführten landwirtschaftlichen Betrieb "Seniorchef" Thomas Ulrich kurz schilderte. Im Mittelpunkt aber stand natürlich Ilse Aigner, die zunächst ihren Eingangs-Fauxpas, den nur wenige mitbekommen hatten, vor den über 50 Besuchern ausbügelte, indem sie Harald Schwartz als "kompetenten und durchsetzungsstarken" Abgeordneten lobte, der seine Region wirkungsvoll vertrete - auch im Wirtschaftsausschuss des Landtags.
Amberg-Sulzbachs CSU-Chef pries im Gegenzug die bayerische Staatsregierung, die seit über 60 Jahren "Erfolg um Erfolg" liefere und damit nahezu konkurrenzlos sei. Während andere Parteien im Freistaat "nur in der Theorie glänzen und in anderen Bundesländern ganz andere Ergebnisse vorzuweisen" hätten, habe die CSU "unter Beweis gestellt: Wir können und wir wollen es."
Neben der Wahlkampftrommel, die Ilse Aigner genauso rührte, ging die Ministerin auf den Fachkräftemangel gerade auch in der Baubranche ein. Obwohl der Freistaat wie kaum ein zweiter viel Geld in Bildung investiere, würden junge Leute "weniger gern in die berufliche Bildung gehen". "Meistens sollen das die Nachbarskinder machen", beklagte die Ministerin eine falsche Haltung vieler Eltern, die oft nach dem Motto handelten: "Auf die Uni gehören gescheite Kinder - und meine."
Grundbedürfnis Wohnen
Dass sich der Baubereich und das Handwerk zur Hälfte aus öffentlichen Aufträgen und Projekten finanzierten, stellte sie ebenso als Leistung des Freistaats dar wie die 900 Millionen Euro, die nun jährlich in die Wohnraumbeschaffung fließen. Das sei "so viel Geld wie noch nie" für Menschen, "die am freien Markt nicht bedient werden können, aber auch für Flüchtlinge". Dem "Grundbedürfnis, ein Dach über dem Kopf zu haben", trage Bayern ferner mit seinem Beitrag zum Baukindergeld und der Eigenheimzulage Rechnung. Gleichermaßen machte die Wohnungs- und Bauministerin für die Städtebauförderung Werbung, die auch kleinere Gemeinden ab 2000 Einwohnern schon in Anspruch nehmen könnten. Auch das Thema Flächenverbrauch sparte sie nicht aus, warnte aber davor, Zielen wie denen der Grünen zu folgen, die mit eng begrenzten Vorgaben "massiv in die Planungshoheit der Kommunen eingreifen" würden. Schnell sei bei solchen Reglements in kleineren Orten wie Poppenricht schon der Bau eines Radwegs nicht mehr möglich.
Eine Verkehrsinfrastruktur, die der Wirtschaft dient, ist der Ministerin demnach genauso wichtig wie vernünftige Rahmenbedingungen für den Arbeitsmarkt. Dabei sei neben einem "auskömmlichen Einkommen" bedeutend, dass die Leute möglichst in ihren Heimatregionen bleiben und diese stärken könnten. Einen Zuzug von über 500 000 Menschen nach Bayern im vergangenen Jahr wertete Aigner als "Liebeserklärung" und Beweis dafür, "dass sich der Freistaat gut entwickelt hat".
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