"Keine Angst vorm Fett" ist aus dem Mund eines Mediziners eine überraschende Aussage. Für Dr. Martin von der Grün, Facharzt für Orthopädie und Oberarzt im Medi-Clin-Reha-Zentrum Roter Hügel in Bayreuth, zählt gesunde Ernährung zur Vorbeugung und Therapie bei Gelenkerkrankungen. Sein Vortrag über Arthrose enthielt eine Fülle von Erkenntnissen, die er in tausenden von Operationen und Behandlungen gewonnen hat. Mittels einer PC-Präsentation zeigte er Ergebnisse wissenschaftlicher Studien auf, gab Warnungen und Empfehlungen und würzte das Thema mit Witz und Humor.
Großenfalz und der Landfrauentag sind mittlerweile Tradition. Der Wagner-Saal bis auf den letzten Platz besetzt von Landfrauen, zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft, dazu Vertretern von Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: "Das zeigt ein gutes Miteinander", stellte Kreisbäuerin Brigitte Trummer bei ihrer Begrüßung fest. Dass Landrat Richard Reisinger sein Grußwort an den Sulzbach-Rosenberger Bürgermeister Michael Göth abtrat, ließ sie nicht gelten. "Bitte stäih aaf und soch Grüiß Gott", bat sie, was der Landrat auch gern befolgte. Göth und auch Landtagsabgeordneter Harald Schwartz würdigten die Arbeit der Bäuerinnen "an 365 Tagen im Jahr und oft auch noch in der Nacht".
Gelenkverschleiß betreffe nicht nur ältere Menschen, so der Mediziner. Auch in jungen Jahren könne Arthrose auftreten, die sich langsam in drei Stadien mit unterschiedlicher Schwere entwickle. Als eine der Ursachen komme Vererbung in Betracht, weit mehr aber liege es an anderen Faktoren wie Übergewicht, Gelenkfehlstellung, Verletzungen oder Überbeanspruchung durch Beruf oder Sport. Als große Gefahr nannte Von der Grün mangelnde Bewegung: "Wenn wir uns nicht bewegen, ist der Knorpel unterernährt und stirbt." Andererseits warnte er vor übertriebenem Sport, fand 150 Minuten pro Woche ausreichend.
Gesunde Ernährung ist für den Arzt die beste Art der Vorbeugung; für Arthrose wie auch viele andere Krankheiten. Alkohol gehöre nicht dazu, sei ein Zellgift, "an der Entstehung von mehr als 200 Krankheiten beteiligt". Was viele der Frauen im Saal nicht ungern hörten, war von der Grüns Rat: "Keine Angst vorm Fett!" Neueste Erkenntnisse hätten Fett und Eier rehabilitiert. Dick- und Krankmacher sei vor allem der Zucker. Was er nicht als Freibrief für den "Paulanerbauch" bei den Männern und das weibliche "Hüftgold" sehen wolle, Übergewicht sei immer ein Risikofaktor. "Wenn Sie sich bewegen, können Sie essen, was Sie wollen", war einer seiner gern gehörten Ratschläge, genauso auch, dass er eine Lanze für den Fleischverzehr brach: "Er macht weniger anfällig für diverse Erkrankungen."
Die 400 000 Hüft- und Knie-Implantate pro Jahr in Deutschland bezeichnete der Orthopädie-Facharzt als Erfolgsstory. 96 Prozent der Patienten profitierten davon, Komplikationen wie Infektion oder Lockerung des Implantates seien sehr selten. Als unerlässlich betrachtet er Rehabilitationsmaßnahmen mit Gymnastik und physikalischer Therapie. "Jeder Euro für Reha gibt der Gesellschaft fünf Euro zurück", verteidigt er die Kosten. Arthrose-Patienten empfiehlt er Wandern, Radfahren und Aquajogging, rät: "Geh'n Sie ins Wasser, das ist eine kostenlose Lymphdrainage." Sein Ausblick am Ende des Vortrages gibt künftigen Arthrose-Patienten Hoffnung. Die Medizin verspreche sich Erfolg von der Implantation eines Knorpels aus der Nase in das betroffene Gelenk. Allerdings werde es noch zehn bis zwanzig Jahre dauern, bis diese Methode angewendet werden kann.
Informationen aus dem Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, des Veterinäramtes und des Bauernverbandes rundeten den Landfrauentag ab. Großen Beifall erhielt der Landfrauenchor, der unter der Leitung von Maria Hirsch mit verschiedenen Liedern unterhielt.
Zitat
Dr. Martin von der Grün
Geh’n Sie ins Wasser, das ist eine kostenlose Lymphdrainage.
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