Die Krieger- und Soldatenkameradschaft Böhmischbruck (KSK) unternahm kürzlich eine Fahrt zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Nach einer 90-minütigen Einführung im Kultur- und Militärmuseum wurde eine Mittagspause bei der Zoiglgaststätte „Zum Adler“ eingelegt. Danach ging es weiter mit der Fahrt über den Truppenübungsplatz. Dazu konnte Reiseleiter Josef Winklmann den Autor des zweisprachigen Buches zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr „Gestern und Heute“ Gerald Morgenstern gewonnen werden. Bei der Rundfahrt durch das Hauptlager erklärte Morgenstern die neuen und modernen Truppengebäude. Er zeigte auch Bauten aus der Gründerzeit, wie den Wasserturm, der als Wahrzeichen des Lagers gilt. Viele alte Bauten sind im fränkischen Stil mit Fachwerken ausgestattet. Weiter ging es anschließend zum Militärflughafen, wo die riesigen Löschtrucks des Fire Departments durch die wachhabenden Dienstposten erklärt wurden. Auf dem Vorplatz des Flugplatzes wartete bereits eine Crew eines UH-60 Blackhawk „Medevac“-Helikopters. Die Piloten erklärten ihre Maschine und deren medizinische Ausstattung. Dabei konnte man auch hinter den Steuerknüppel des Helikopters Platz nehmen. Von da ging die Entdeckungsreise weiter in ein für die meisten unbekanntes Naturjuwel. Nach der Anmeldung bei der „Range Control“ leitete Morgenstern den Bus auf Panzer- und Forststraßen zum Schießbetrieb. Dort tauchen plötzlich „Pappkameraden“ aus dem Dickicht auf und es gibt aufklappbare und bewegliche Panzerziele zum Üben. Auf der Fahrt im sonst menschenleeren Areal wechselte mehrmals Rotwild kurz vor dem Bus über den Weg. Immer wieder wies Morgenstern auf ehemalige Ortschaften hin, die für die Erweiterung des Übungsplatzes durch die damalige Reichsumsiedlungsgesellschaft vor 80 Jahren ihre Orte verlassen mussten. Insgesamt waren es 58 Ort, Weiler und Gehöfte, von denen oft nur noch einige Mauerreste zu sehen waren. Vorbei an der letzten noch stehenden kleinen Wolfsschützenkapelle am Erzhäusl ging es hinauf auf den 536 Meter hohen Schwarzenberg, die höchste Erhebung des Truppenübungsplatzes. Beim Halt am Aussichtspunkt mit dem „Bleidornturm“ konnten die Teilnehmer den steinernen Schriftzug von Elvis Presley sehen. Außerdem eröffnete sich ein weiter Ausblick über die „Impact Area“ hinaus auf das Oberpfälzer Hügelland.
Von der einst größten Gemeinde des Übungsplatzes, Haag an der alten Reichsstraße 85, steht nur noch der Friedhof. 1992 wurde der Gottesacker durch die US-Armee saniert, die alten Sandsteingrabmäler im Wald auf der Friedhofshöhe sind heute ein Kulturdenkmal besonderen Ranges. Ein Symbol für die alte Heimat ist für alle Umgesiedelten die Ruine der Kirche „St. Peter und Paul“ in Hopfenohe. Die Mauern und der Turm des Gotteshauses, das auf der Europäischen Wasserscheide steht, wurde im Jahr 2005 durch die US-Armee mit erheblichen finanziellen Mitteln gesichert. Auf der Fahrt durch „Klein Amerika“ durchquerte der Bus die amerikanische Wohnsiedlung Netzaberg, die innerhalb von zwei Jahren aus dem Boden gestampft wurde. Hier wohnen seit zehn Jahren in 830 Wohneinheiten rund 3600 Soldaten mit ihren Familien auf Zeit. Das Zentrum besteht aus einem riesigen Schulkomplex, einen übergroßen Kindergarten und einer Kirche. In der modernen Netzaberg-Chapel, können sieben verschiedene religöse Vereinigungen ihre Gottesdienste abhalten. Die Netzaberg-Chapel kostete 18 Millionen Dollar. Die Bauzeit betrug drei Jahre. Der Gebetsraum bietet Platz für 600 Personen. In den 33 Meter hohen Turm gibt es jedoch keine Glocken, denn das Geläut ertönt über Lautsprecher.
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