Jetzt auf einmal will Boris Johnson einen Deal, nachdem er monatelang geprahlt hatte, ein harter Brexit sei gar nicht so schlecht. Nun also der Brief an EU-Ratspräsident Donald Tusk, in dem er fast liebevoll schreibt: "Ich hoffe sehr, dass wir mit einem Abkommen austreten werden." Das klingt diplomatisch und versöhnlich - ist aber in erster Linie irreführend. Ein Ablenkungsmanöver.
Johnsons Brief beinhaltet vor allem vage Versprechen. Mit denen versucht der britische Premier, die Backstop-Regelung im Brexit-Abkommen zu streichen. Das ist ja sein ultimatives Ziel, obwohl - kurzer Rückblick - der Backstop unter Johnsons Zeit als britischer Außenminister ausgehandelt wurde, und er für die Regelung im Parlament gestimmt hatte. Johnson schlägt nun völlig unkonkret "alternative Lösungen" vor. Was er damit meint, ist unklar. Bis diese Lösungen gefunden werden, müsse man sich halt gegenseitig vertrauen, so der Premier. Aber wie soll man einem wie ihm vertrauen?
Mit seinem Vorstoß kann Johnson so tun, als wäre er auf die EU zugegangen. Außerdem hofft er damit wohl, Argumente sammeln zu können, mit denen er im Falle eines No-Deal-Brexits die Schuld der EU in die Schuhe schieben kann - denn dann hätte ja Europa blockiert. Die Wahrheit ist allerdings: Boris Johnson ist es, der den harten Brexit unausweichlich macht.
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