In der Zeit nach Weihnachten finden üblicherweise die Jahreshauptversammlungen der Vereine statt. Die Hygiene-Vorschriften zwingen aber heuer dazu, sie ausfallen zu lassen, sie zu verschieben oder einen digitalen Weg zu suchen, der keinesfalls ein ebenbürtiger Ersatz ist.
Der Termin für die Jahreshauptversammlung des Männergesangvereins "Max Reger" in Brand (MGV) ist längst vorüber und auf den nächstmöglichen Freitag verschoben. In diesem Jahr wäre die Versammlung eine besondere gewesen. Der Verein kann 2021 sein 100-jähriges Bestehen feiern und die Planung der Veranstaltungen wäre wohl ein wichtiger Tagesordnungspunkt gewesen. Erste Vorbereitungen wurden zwar in einer Vorstandssitzung besprochen, doch die Vorstellung des Ergebnisses im Plenum war bislang nicht möglich.
Anfänge bei Eiseskälte
Die Geschichte des Brander Männerchores begann im Winter 1920/21. Ein junger, musikbegabter Lehrer, Joseph Ziegler aus Ebnath, wurde nach Brand versetzt und ein langgehegter Wunsch der Brander erfüllte sich: Ein Männergesangverein wurde gegründet, offiziell am 1. Juli 1921 unter dem Namen "Gesangverein Brand und Umgebung". Am 17. Januar 1922 wurde er in das Vereinsregister des Registergerichts Kemnath eingetragen. Konrad Daubner war der erste Vorsitzende, Stellvertreter war der spätere Chronist der Gemeinde und Oberlehrer Hanns Schellein. Ums Schriftwesen kümmerten sich Hans König und Hans Kleier, die Kasse führten Kassier Adam Schwab und Hans Schindler.
Beachtliche Zahlen
Die Mitgliederzahl war mit 20 bis 25 Sängern recht beachtlich. Aber der Umstand, dass viele in einer der beiden Pappenfabriken arbeiteten, wo um 22 Uhr Schichtwechsel war, führte zu unregelmäßigem Chorprobenbesuch. Auch die Tatsache, dass der Dirigent bereits 1923 wieder wegzog, ließ die Sangesfreude schnell schwinden.
Während der Zeit des Nationalsozialismus ruhte der Verein. Auf Anregung und unter Leitung der Chorregentin und Lehrerin Barbara Sommer sammelten sich mehrere der ehemaligen Sänger im November 1948 wieder, in der Absicht, den Männergesangverein weiter pflegen zu wollen. Bald erfolgte die Umbenennung auf "Gesangverein Max Reger". Die Vorstände waren Alois Schmidt und Hans Zeug. Aus Altersgründen musste Christoph Pscherer aus Mehlmeisel seine Tätigkeit als Dirigent beenden und wieder trat eine Pause ein.
Eine tiefgreifende Renaissance erfuhr der Brander Männergesangs ab 1965. Im März dieses Jahres wurde ein neuer Anlauf gewagt. Franz Preis, junger Lehrer mit musikalischer Ausbildung unter anderem am Max-Reger-Gymnasium in Amberg, wurde an die Volksschule Brand versetzt. Zusammen mit Herbert Lehnert als Vorsitzenden und Egid Lindner als Stellvertreter begann mit ihm eine neue, sehr effektive Ära des MGV in Brand.
Im bereits abgerissenen Gasthof "Goldener Hirsch" trafen sich freitags 40 Sänger. Sich seiner besonderen Aufgabe als Chorleiter im Geburtsort Max Regers bewusst, nutzte der junge Dirigent von Anfang dessen anspruchsvolle Chorsätze, um daran die Männer zu qualitativ hochwertigem Singen zu führen. Eine große Aufgabe, die letztendlich von Erfolg gekrönt war und heute noch das Profil des Chores prägt. Den Beweis für seine Leistungsfähigkeit musste der MGV 'Max Reger' bereits 1966 antreten, um das "Max-Reger-Jahr 1966" zum 50. Todestag des Komponisten mitzugestalten.
Immer fleißig geübt
Die rege Probentätigkeit wurde fortgesetzt und es folgten zahlreiche Auftritte in Brand und darüber hinaus. Liederabende gab es in Brand und Mitwirkung bei solchen in anderen Gemeinde, 1967 nahm der Verein auch als einziger Chor der Gruppe "Max Reger" beim Kreissängertag in Amberg teil, vier Jahre später noch einmal mit einem Kinderchor. 1971 feierte der Verein sein 50-jähriges Gründungsfest mit einem Festabend im Zeug-Saal im "Goldenen Hirschen". Da konnten Mitglieder schon für 50, 40 und 10 Jahre Vereinszugehörigkeit geehrt werden.
Erweiterter Horizont
Musikalische Erweiterung erfuhr der Chor 1973 durch Angliederung eines Schrammelmusik-Ensembles an den Verein und Max Regers 100. Geburtstag wurde im gleichen Jahr begangen, was auch das besondere Engagement des Männerchores bedeutete. 1975 wirkten die Brander, gemeinsam mit den Sängern aus Pullenreuth, beim Kreischorfest in Weiden mit und beteiligten sich am Festkonzert zur Einweihung der Dreifachturnhalle in Kemnath.
Im April 1976 trat Dirigent Franz Preis unerwartet zurück und es begann eine unruhige Zeit mit Wechsel des Probenraumes in das Rathaus und Suche nach einem neuen Dirigenten. Das Amt des Chorleiters übernahm kurzzeitig Werner Sauer aus Amberg, der sich nach wenigen Monaten wieder zurückzog. Chorproben fanden nun nicht mehr statt. 1978 beging der KAB-Ortsverband sein 50-jähriges Bestehen, bei dem auch ein Gedenkstein zu Ehren des Brander Firmengründers Daubner enthüllt wurde. Da gab Sänger Christof Pürner den Anstoß zu einem Neubeginn: "Der MGV könnte doch das Fest der KAB musikalisch mitgestalten!" Der Versuch gelang! Bertram Nold übernahm die Chorleitung und führte sie im Herbst 1978 als neuer Dirigent fort.
Freude über Liederabende
Es begann wieder eine aktive Probenarbeit. Liederabende standen wieder auf dem Programm, Einladungen zu Veranstaltungen befreundeter Chöre wurden angenommen, Adventsingen - die mittlerweile traditionelle "Vorweihnachtliche Feierstunde" - wurde eingeführt. Ein besonderer Abend war das Konzert 1983 mit dem Chor der Justizvollzugsanstalt Bayreuth. Und natürlich wurde und wird auch Max Reger nicht vergessen.
Zusätzliche Chorproben für eine Rundfunksendung über den Komponisten Max Reger 1891 waren nötig und es wurden auch Reisen durchgeführt. Das Zillertal war ein Ziel, eine Fahrt an den Rhein, in Südtirol lernten die Brander einen Schweizer Chor kennen und auch die Bundeshauptstadt war das Ziel einer zweitägigen Reise.
Mit ukrainischen Freunden
Auf Herbert Lehnert als Vorstand folgten Gerhard Lindner, Hans Scherm und Franz Kilchert, der im Herbst 2020 verstarb. Auch die Chorleitung lag über kürzere Phasen in anderen Händen: Peter König und Stefanie Übelmesser. Besondere Konzerte waren immer jene mit der ukrainischen Gruppe "Wissokij Samok", die auch zur musikalischen Mitgestaltung der Primiz von Stefan Prunhuber 2008 angereist war.
Für Unruhe und Neuanpassung sorgten immer wieder die Umzüge in andere Probenlokale; über das Gasthaus in Fuhrmannsreuth, den Gasthof "Waldfrieden" in Oberölbühl, mehrmals in die Pfarrheime in Brand und Nagel. Nun stünde mit dem "schwebenden Schlachthaus" ein neues Probenlokal mit einem überholten Klavier zur Verfügung; da, wo die "Reise" begonnen hat: beim ehemaligen Gasthaus "Goldener Hirsch".
Leider herrscht nun Zwangspause, verordnetes Schweigen bezüglich des gemeinsamen Singens. Viele können den Wiederbeginn nicht erwarten, singen mitten in der Nacht, wenn sie aufwachen. Es ist Geduld gefragt! Wenn es wieder möglich ist, wird die Jahreshauptversammlung 2021 nachgeholt, bei der dann sicher das Jubiläumsjahr 2021 wichtiges Thema sein wird. Auch der Schirmherr ist gefunden: Die Zusage von Altbürgermeister Ludwig König für diese Aufgabe wurde im Vorstand mit großer Begeisterung aufgenommen.
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