Brand (VG Neusorg)
23.06.2024 - 16:04 Uhr

Ehemalige Branderin Annemarie Daubner zum 90. Geburtstag: "Jeder Tag ist ein Geschenk."

Körperlich und geistig fit musste Annemarie Daubner zum 90. Geburtstag viele Hände schütteln. Auch berichtete sie über ihr keinesweg einfaches Leben.

Ein glücklicher Tag für Annemarie Daubner. Zu ihrem 90. Geburtstag hatten sich Kinder, Enkel und Verwandte in Brand eingefunden, wo die Jubilarin den Großteil ihres Lebens verbrachte. Vorne links Christian, dahinter Stefan und Markus, rechts Birgit und dahinter Sabine. Bild: ld
Ein glücklicher Tag für Annemarie Daubner. Zu ihrem 90. Geburtstag hatten sich Kinder, Enkel und Verwandte in Brand eingefunden, wo die Jubilarin den Großteil ihres Lebens verbrachte. Vorne links Christian, dahinter Stefan und Markus, rechts Birgit und dahinter Sabine.

Wer in Brand früher Schuhe brauchte, ging zur Annemarie Daubner ins gleichnamige Schuhhaus. Nachdem man seinen Wunsch geäußert hatte, verschwand sie kurz zwischen den Regalen. Allenfalls wollte sie noch wissen, wofür die neuen Schuhe gedacht waren und kam dann mit einem Stapel weißer Schachteln zurück. Man durfte sicher sein: Irgendwas Passendes ist dabei. Eine halbe Nummer größer oder kleiner noch, dann war entschieden und man konnte zufrieden den Laden verlassen, den Sohn Stefan später zum heutigen Orthopädie-Haus umbaute.

Umzug vor 40 Jahren

Annemarie Daubner, die jetzt ihren 90. Geburtstag feierte, war und ist eine Institution, obwohl sie schon 1984 von hier weggezogen ist, mit Tochter Birgit zunächst nach Schongau in die Nähe der Wieskirche, später nach Pielenhofen, wo sie heute noch wohnt. Fast möchte man den Wunsch äußern, einen Blick in den Ausweis werfen zu dürfen, denn ihre physische Gesundheit und ihre geistige Frische setzt man nur mühsam mit ihrem 90. Geburtstag in Beziehung. Aus dessen Anlass aber ist sie dieses Mal in Brand, sonst sieht man sie mal kürzer, mal länger bei Festen und Familienfeiern, zu Fronleichnam immer. Sie ist stets an den Vorbereitungen und Erstellen des Blumenteppichs beteiligt.

Am 18. Juni 1934 ist Annemarie Daubner, geborene Kern, in Mühlbühl, Gemeinde Nagel, geboren. Ihre Kindheit war nicht leicht: mehrere Onkel sind gefallen, der Vater, nicht in der Partei, hatte darum ein schwieriges Leben und blieb schließlich im Krieg. So ging auch ihr Wunsch, eine höhere Schule zu besuchen, nicht in Erfüllung. Die Mutter brauchte sie. Als wäre es gestern gewesen, erzählt die Jubilarin vom befreienden Einmarsch der Amerikaner und auch von ihrem ersten Stück Schokolade später in Brand, nach dem Primizsegen von Karl Söllner im unteren Dorf.

Mit 19 Jahren war sie mit einer katholischen Jugendgruppe in Rom. Auch Brander Jugendliche waren da, darunter Josef Daubner. Offenbar hatte es da schon gefunkt, denn als sie sich ein Jahr später in der Heimat wieder begegneten, begann das, was 1961 in Brand vor dem Traualtar endete.

Im Schuhgeschäft hatte sie nun ihre Aufgabe und beriet ihre Kundschaft. Der Besuch der großen Schuhmessen mit Ehemann Josef war dabei dringend nötig, um aktuell zu bleiben. Da konnte es schon sein, dass eine Kundin aus der weiteren Umgebung nach Brand kam, um sich wegen einem Paar passender Schuhe für ein soeben erworbenes Dirndl beraten zu lassen.

Reisen mit den Kindern

Es war ein schwerer Schlag, als Josef 1984, noch nicht 50 Jahre alt, überraschend verstarb, als er sich an einem Langlauf-Wettbewerb beteiligte und sich dabei offenbar überschätzte. "Mein Leben war nicht leicht, aber es war vom Glauben getragen", stellt seine Frau in diesem Zusammenhang heute noch fest, um immer wieder zu verdeutlichen, dass dies ihre große Stütze war und ist. Ihre Kinder - Markus, Stefan, Birgit, Christian und Sabine - taten alles, um ihr ein angenehmes und erfülltes Leben zu gestalten. Sie nahmen die Jubilarin mit in ferne Länder auf Reisen zu historischen Orten und schenkten ihr zum Geburtstag eine Wanderung auf dem Jakobsweg, auf dem sie sie begleiteten. 24 Mal beteiligte sich Daubner auch an der Diözesanwallfahrt nach Altötting, bei ihrer letzten war sie bereits 84. Ebenso lief sie öfter mit nach Marienweiher.

Bei der Frage nach ihrem Rezept für ein derart gesundes Leben in diesem Alter kommen auch eine Lehrerin der Grundschule und ein Pfarrer aus Nagel zu Ehren: "Sie haben mir Werte vermittelt, die mein ganzes Leben prägten!" Am Ende fasst Daubner in drei Punkten ihr Rezept für ein gelingendes Leben zusammen: "Nicht rauchen! Nicht trinken! Guter Kontakt nach oben! Jeder Tag ist ein Geschenk!"

Hintergrund:

Zur Person: Annemarie Daubner

  • geboren: 18. Juni1934 in Nagel
  • Familie: verwitwet, 5 Kinder
  • Beruf: Verkäuferin im Schuhhaus Daubner
  • Wohnort: Pielenhofen
 
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