(ld) Von "Augenweide und Ohrenschmaus" war in der Einladung zum Konzert der "Görög-Sisters" in Brand die Rede, von großer Leidenschaft für die Musik und von einer Leichtigkeit, mit der Enikö und Noemi Görög die Melodien am Flügel zelebrieren. Nicht zu viel versprochen. Es war ein Fest für die Ohren und für die Augen, und dass der Kulturelle Förderkreis sich entschieden hatte, die Stühle dieses Mal nicht in Reihe aufzustellen, sondern sie möglichst nah an den Flügel heranzuschieben, machte die Ausstrahlung der Musik und der beiden sympathischen jungen Frauen noch spürbarer.
"Vorsicht Leidenschaft" - der Suchbegriff führt im Internet auf die Homepage des Festivals junger Künstler Bayreuth. Wenn Noemi und Enikö ans Klavier gehen, dann wird diese "Warnung" relevant. Es bedarf nur weniger Takte der "Souvenirs" von Samuel Barber, um zu erkennen, dass in den nächsten 60 Minuten ein musikalisches Feuerwehr von besonderer Brillanz im Brander Mehrzwecksaal abgebrannt wird. Kraftvoller musikalischer Ausdruck lässt den wunderbaren Feurich-Flügel in seiner vollen Größe erstrahlen. Die Leichtigkeit des Spiels, die Spielfreude, das gefühlvolle Dahinschmelzen, wenn in den Noten ein "p" oder ein "pp" steht; all das lässt die Zuhörer gebannt lauschen und verbietet ihnen fast jede Bewegung, die störend sein könnte. In absoluter Perfektion aufeinander eingespielt, entwickeln sich die Vortragsstücke zu musikalischen Dialogen zwischen den beiden Schwestern, deren Erfolg sich auf großer Musikalität ebenso gründet wie auf konsequentem und zähem Fleiß. Lustig und frisch, heiter und fröhlich, dann wieder die schwer verdaulichen Akkorde, die - der Gestik nach zu urteilen - von Noemi und Enikö auch emotional tief nachempfunden werden. Kraftvoll und dennoch hochsensibel ist die Musik, mit der die Schwestern ihre Geschichten erzählen. Vielfach beobachten die Zuhörer die Trennung vom Hocker, um den Armen durch leichtes Erheben und nach vorne Beugen mehr Kraft zu verleihen. Die Akustik im Mehrzwecksaal schafft gerne Raum für derartige Gefühlsausbrüche, die die Zuhörer immer wieder ins Staunen versetzen. Wie können zwei so zierliche Personen so kraftvoll und ausdrucksstark musizieren?
Es ist auch weltumspannende Musik, die einen großen Bogen über die Kontinente beschreibt, und spüren lässt, dass Musik eine ungeheuer verbindende Kraft hat. Auf diese Weise werden die Künstlerinnen dem Anspruch des Festivals bestens gerecht, verbindendes Glied zwischen musizierenden Jugendlichen zu sein. Dafür stehen im Programm neben Barber Komponisten wie Zoltan Kodály, Johannes Brahms und Milica Ilic. Jeder für sich ein eigener Stil, eine eigene Botschaft, eine andere Anforderung an die Pianistinnen.
Rhythmische Vielfalt prägt das Konzert ebenso: Walzer, serbischer Volkstanz und schließlich Galop und Tango lassen die Füße der Zuhörer nicht ruhig auf dem Boden stehen. Nicht der Tango des Tanzparketts ist es; es ist jener, der das "Leben tanzt" - mit all seinen Höhen und Tiefen. Einen derart feurigen Klavierabend wird es in Brand so schnell nicht wieder geben.
Zweiter Bürgermeister Christian Drehobel dankte mit Blumen und die Zuhörer mit spontanen Standing Ovations, begeisterten Bravo-Rufen und nicht enden wollendem Applaus. Noemi und Enikö revanchierten sich mit einer rassigen Zugabe von Astor Piazzolla.(No.)













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