Brand (VG Neusorg)
26.01.2021 - 16:15 Uhr

Keine Begeisterung für die "Waben"

Diskussion zum Generationen-Wohnen in der Fichtelberger Straße in Brand. Der Gemeinderat bevorzugt nun doch eher eine konservative Bauweise.

Offenbar bevorzugt der Gemeinderat von Brand bei der Schaffung des Generationen-Wohnens eher eine konservative Bauweise wie hier nach dem ersten Entwurf des Architekten Peter Haimerl Bild: ld
Offenbar bevorzugt der Gemeinderat von Brand bei der Schaffung des Generationen-Wohnens eher eine konservative Bauweise wie hier nach dem ersten Entwurf des Architekten Peter Haimerl

„Zuerst sind wir neugierig, dann sind wir kritisch – das sind wir heute - und am Ende sind wir offen!“ So hatte Bürgermeister Bernhard Schindler bei der Vorstellung der futuristischen Lösung beim Anwesen Lindner im Dezember kommentiert (wir berichteten). So kritisch waren die Gemeinderäte damals gar nicht, eher war mit Ausnahmen spontane Zustimmung festzustellen. Offenheit für etwas Neues war durchaus zu spüren, doch die Bedenkzeit bis zur Januarsitzung hatte dann doch zu einer eher gedämpften Zustimmung geführt. Selbstverständlich wurden die „Wabengebäude“ nach Bekanntwerden heftig diskutiert und natürlich hatten sich dabei auch viele Bedenken ergeben. Der Mut zu Neuem spielt bei solchen Entscheidungen eine Rolle, die Verantwortung vor dem Wähler auch - sicher die größere – und so ergab sich bei der Sitzung eine neue Lage.

Drei Einzelprojekte

Es geht um das Generationen-Wohnen in Brand nach Umgestaltung und Erweiterung des Anwesens Lindner in der Fichtelberger Straße, aufgeteilt auf drei Einzelprojekte: Der ehemalige Stall, in dem nach Umbau zehn kleine, moderne Apartments vorgesehen sind, das Wohnhaus soll Platz für vier Wohnungen bieten und dann ist da eben dieses Wabengebäude auf der Westseite des Hofes, mit dem Architekt Peter Haimerl diesen Bereich gerade für junges Wohnen ordentlich aufpeppen wollte; mit dem Wabengebäude, an dem er an der Hochschule in Linz mit Studenten experimentiert. „Der Bürgermeister hat den Gemeinderat mit dieser großen Frage nach den Wabenbauten in die Ferien geschickt,“ erklärte Zweiter Bürgermeister Christian Drehobel, der Bernhard Schindler an diesem Abend in der Sitzung vertrat. Man habe nun Gelegenheit gehabt, Gespräche zu führen. Was nun?

Christian Doleschal bewertete die Grundkonzeption sehr positiv. Es sei sehr gut, etwas für Senioren zu schaffen, ein potentieller Betreiber sei auch da und das „Wabenhaus“ sei für ihn nicht die entscheidende Idee. Wahrscheinlich müsse man schon „etwas konservativer“ bauen. „Das Wabenhaus passt nicht hinein“, erklärte Werner Brunner und zeigte sich auch von der Nutzung nicht überzeugt. Das Wohnhaus zu nutzen sei gut, ob es so leicht umzubauen ist wie von Architekt Haimerl beschrieben, sei dahingestellt. Ein großes Fragezeichen sehe er bezüglich des Stalls. Das Salpeter-Problem könnte sich bei einem ehemaligen Stall stellen und da habe er seine Bedenken. „Ich weiß nicht, ob sich die Gemeinde da einen Gefallen tut. Vielleicht wäre ein Neubau richtiger.“

Sein Herz hänge nicht an der Wabenlösung, formulierte Tobias Reiß. Immerhin gehe es hier um den alten Ortskern von Brand und die Waben seien wohl Experimentierfeld des Architekten. Reiß brachte auch die Zahl 12 ins Spiel. Von zwölf Wohnungen sei immer die Rede als Mindestzahl gewesen, bei der ein Betreiber wirtschaftlich arbeiten kann. „Wir müssen eine Nutzung finden, die trägt, ein Neubau wird nicht gefördert.“ Die Kosten müssten beherrschbar sein, damit ein Betreiber auch wirklich gefunden werden kann. Es müsse geklärt werden, ob das Projekt bei guter Förderung finanziell steuerbar ist. Bezüglich des Wabenhauses sei eine Tektur nötig.

Problem der Akzeptanz

Er habe schon immer Bedenken gehabt, äußerte sich Christian Drehobel. Im Freibad seien diese Wabenhäuser ideal. Nach Meinung der Bau-Direktorin der Regierung der Oberpfalz, Regina Harrer, müssten die Projekte Akzeptanz bekommen. „Es muss von der Gemeinde akzeptiert werden.“ Wolfgang Doleschal forderte schnellstmöglich kalkulierbare Preise, um schnell Wohnraum für junge Leute zu schaffen. Er bevorzuge den ersten Entwurf von Peter Haimerl. „Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum für junge Leute“, fasste er zusammen. Die Art Dreiseithof, die immer wieder angesprochen worden war, bewertete Georg Zaus als „historisch wichtig“. Er outete sich auch als Fan der Wabengebäudes, sei jedoch nach vielen guten Gesprächen zur Einsicht gekommen, dass man damit die Dorfgemeinschaft womöglich überfordern würde. Er schloss sich auch den Bedenken bezüglich des Stallumbaus an, die Christian Drehobel entkräftete. Peter Haimerl sei bekannt dafür, dass er alte Bauernhäuser umbaut. „Wir sollten ihm das zutrauen.“ Wolfgang Doleschal ergänzte, dass der Futtertisch ohnehin höher liege und „der Odel“ bestimmt immer kontrolliert in einer Rinne abgelaufen sei. So schlimm könnten die Schäden nicht sein.

Als neuer Aspekt wurde der Platzbedarf ins Gespräch gebracht, den man mit den Waben nicht hinbekomme. Man brauche auch einen Raum für die medizinische Versorgung und andere Aufgaben. Eine Verbindung zwischen Stall und Wohnhaus wurde angesprochen oder eine L-Form vom Stall aus. Bezüglich Neubau gebe es bezüglich Förderung Schranken: Ein Drittel dürfe neu dazugebaut werden. Nach Abriss und Neubau bestünde eine neue Lage mit der Grenzbebauung, auch das müsse in die Überlegungen einbezogen werden. „Wir brauchen mehr Wohnung, also ohne Waben,“ fasste Tobias Reiß zusammen. „So gestalten, dass ein Mehrwert entsteht.“ Die Antwort auf die Frage nach einem Beschlussvorschlag gestaltete sich sehr schwierig, zumal auch noch andere Punkte angesprochen wurden wie andere Fördertöpfe, andere Möglichkeiten für Leuchturmprojekte und auch der Zeitdruck spielt eine Rolle. Der mögliche Betreiber muss dazu gehört werden. Das geschieht bei der Sitzung am 4.Februar. Erst dann kann detailliert vorgegangen werden. Also vorerst keine Beschlüsse, wenn auch die grobe Richtung in dieser Sitzung deutlich wurde.

Brand (VG Neusorg)22.12.2020
Hintergrund:

Die Kosten für den Umbau des Stalles sind in der Sitzungsvorlage mit 1,295 Millionen Euro angegeben, der Umbau des Wohnhauses mit 1,013 Millionen Euro und das Wabenhaus, das nun wahrscheinlich nicht realisiert wird, mit 522 000 Euro. Kosten wie Erschließung, Gestaltung und Ausstattung sind darin noch nicht enthalten. Der Fördersatz von 90 Prozent wird hier nicht angewendet, weil die Mieteinnahmen für 20 Jahre mit angerechnet werden. 30 Prozent wie bei privaten Anwesen wurden als Fördersatz genannt.

 
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