Brand (VG Neusorg)
25.09.2024 - 11:59 Uhr

Das Kinderhaus "Don Bosco" in Brand arbeitet integrativ

Der Gemeinderat befasste sich mit einem Antrag der Caritas zur Integration im Kinderhaus und votierte ohne Debatte einstimmig. Was ist eigentlich "integrative Betreuung"?

Das Kinderhaus Don Bosco arbeitet schon seit 15 Jahren integrativ. Bild: ld
Das Kinderhaus Don Bosco arbeitet schon seit 15 Jahren integrativ.

Auf der Tagesordnung der vergangenen Gemeinderatssitzung stand der Antrag "auf Beschäftigung von Zusatzkräften für die Kindertageseinrichtung Don Bosco in Brand". Da diese die Voraussetzungen für eine integrative Einrichtung erfüllt, hat der Caritasverband beantragt, pädagogische Kräfte mit bis zu 54,6 Stunden als Zusatz für die Betreuung der integrativen Kinder anzustellen. "Die Stunden der Zusatzkräfte werden nicht in den Anstellungsschlüssel eingerechnet, das Gehalt dieser Kräfte wird zu 80 Prozent über die kindsbezogene Förderung gefördert“, wird dazu im Sachverhalt erklärt.

Es ist also nicht notwendig, weitere Kräfte einzustellen. Durch Umstrukturierung des Personals im Kinderhaus werden Kräfte mit dieser Aufgabe betraut. Derzeit gehören zum Kinderhaus zwei Integrativkinder, bis zu fünf könnten es laut Kindergartenleiterin Michaela Schmidt werden.

Gespräche und Berichte

Unter integrativen Kindern verstehe man solche, die in einem Entwicklungsbereich mindestens ein halbes Jahr Verzögerungen aufweisen, wie die Leiterin auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien erklärt. Wenn ein Kind eine derartige Entwicklungsverzögerung aufweise, würden Gespräche mit den Eltern geführt. Es folgten dann auch ärztliche Berichte sowie Gespräche mit den Therapeuten, die bereits mit dem Kinderhaus zusammenarbeiten. Kommen alle beteiligten Fachleute zum gleichen Ergebnis, folge ein Antrag, den die Eltern mit dem Kinderhaus an den Bezirk Oberpfalz stellen.

Zum weiteren Verlauf informiert Michaela Schmidt, dass die Bewilligung bis zu einem halben Jahr dauern kann. Nach Genehmigung werde mit einer Institution – in Brand ist dafür die Lebenshilfe Mitterteich tätig – ein Vertrag zur Zusammenarbeit geschlossen. Ein sogenannter Fachdienst besucht dann das Kind einmal wöchentlich. In einer Kleingruppe wird das entsprechende Kind auf seinem Bereich gezielt gefördert und begleitet. Im Anschluss an diese Kleingruppenarbeit folgen Austauschgespräche mit der jeweiligen Leitung der Gruppe, in der das Kind seinen Kindergartenplatz hat. Somit werde das Kind gemeinsam nach seinen Stärken gefördert.

Stärken im Mittelpunkt

Und was versteht man unter integrativer Arbeit? Integrativ bedeute, dass Kinder mit und ohne Einschränkungen gemeinsam betreut und gefördert werden. Jedes Kind werde in seiner individuellen Entwicklung betrachtet und gefördert, unabhängig von seiner körperlichen, geistigen oder emotionalen Situation. Es werde darauf geachtet, dass die Stärken jedes Kindes im Mittelpunkt stehen. Dahinter stehe der Integrationsgedanke, dass alle Kinder gleichwertig am Kindergartenalltag teilnehmen können. Großer Wert werde darauf gelegt, dass Kinder voneinander lernen und gegenseitige Akzeptanz entwickeln. Zur Unterstützung arbeiten neben den Erzieherinnen noch andere Fachkräfte im Kinderhaus, die extern in die Einrichtung kommen, wie Heilpädagoginnen, Logopäden, Sozialpädagoginnen. Damit könne speziell auf die Bedürfnisse von Kindern mit Beeinträchtigungen sowie Entwicklungsverzögerungen eingegangen werden.

Selbstverständlich, so erklärt die Leiterin, bestehe ein enger Austausch zwischen den pädagogischen Fachkräften, um die Förderung jedes Kindes optimal zu gestalten. Dazu müsse auch die Einrichtung so gestaltet sein, dass für alle Buben und Mädchen alles zugänglich ist: Rampen, rollstuhlgerechte Türen und sanitäre Einrichtungen etwa gehören dazu. Spezielle Lernmaterialien unterstützen die Arbeit. Neben differenzierten Angeboten gebe es auch Aktivitäten und Programme, die sowohl für Kinder mit als auch ohne Beeinträchtigungen geeignet sind.

Gemeinsame Aktivitäten

Äußerst wichtig sei die Zusammenarbeit mit Eltern und externen Fachkräften. Es bestehe ein engerer Austausch mit den Eltern, um die Entwicklungsfortschritte des Kindes zu besprechen und gemeinsam Förderziele zu erarbeiten, ergänzt durch regelmäßige Kooperationen mit Therapeuten, Ärzten und anderen Fachleuten, die das Kind betreuen. Auch Kinder ohne Beeinträchtigungen würden von Maßnahmen profitieren: Sie lernen durch den integrativen Ansatz, Rücksicht zu nehmen, andere zu unterstützen und Diversität zu schätzen. Es werde eine Atmosphäre der Offenheit und des Respekts geschaffen.

Der Kindergarten plane bewusst Aktivitäten, bei denen alle Kinder gemeinsam mitmachen können, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. „Insgesamt trägt die integrative Arbeit dazu bei, dass alle Kinder unabhängig von ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen gleichberechtigt am Alltag teilnehmen und ein respektvolles Miteinander gefördert wird“, erklärt Kindergartenleiterin Michaela Schmidt zusammenfassend.

Hintergrund:

Integration im Kinderhaus Don Bosco

  • Kinder, die in einem Entwicklungsbereich mindestens ein halbes Jahr Entwicklungsverzögerungen aufweisen.
  • Zusammenarbeit auch mit externen Fachkräften.
  • Enge Zusammenarbeit aller Beteiligten, um die Förderziele zu erreichen.
  • Auch Kinder ohne Beeinträchtigungen profitieren: Sie lernen Rücksicht zu nehmen, andere zu unterstützen und Diversität zu schätzen.
 
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