Die musikalische Botschaft war am Sonntag in Brand jene vom Leiden und Sterben Christi. Regionalkantor Stephan Merkes hat den Leidensweg mit Liedern und Instrumentalstücken amerikanischer Komponisten verknüpft und mit seinem Vokalensemble „AufgeMerkt!“ und einer Instrumentalgruppe einen musikalischen Kreuzweg geschaffen, der rund 70 Gläubige nach Brand führte. Begleitend wurden die Stationen des Kreuzwegs eingeblendet, ergänzt durch Bilder und Darstellungen in Kunstwerken.
Sanfte, weiche Orgelklänge leiteten den Kreuzweg ein, gaben den Zuhörern die Möglichkeit, in der Kirche und im Geschehen des Karfreitags anzukommen. Da sind auch scharf registrierte Orgeltöne – jene Fingerzeige der blutrünstigen Menge. Klagende Klänge begleiten diesen Kreuzweg, meist getragen von einer fülligen musikalischen Basis auf dem Klavier. Merkes musste am Vortag noch einmal kräftig arbeiten, nachdem mehrere Instrumentalisten erkrankt waren und andere Instrumente Parts übernehmen mussten. Vor allem Barbara Winterling aus Nagel war gefordert, um diese Ausfälle mit Querflöte zu überbrücken, was sie problemlos meisterte. Die große Last des Kreuzes verdeutlichte Merkes durch breit registrierte, dissonant endende Bass-Passagen, die die noch nicht endende Leidensgeschichte versinnbildlichen. Ergreifend, beeindruckend und tief gehende Musik begleitet die Stationen, das Zusammentreffen mit seiner Mutter, die Hilfsbereitschaft des Simon von Cyrene. „Share my yoke – Teile mein Joch!“ trägt die Instrumentalgruppe bei und Sängerinnen und Sänger fragen: „Were you there, when they cruzified my Lord? – Warst du da, als sie meinen Herrn kreuzigten?“ Ein wunderbar harmonischer Chor wird von einem Streicherensemble geführt.
„Führe mich, leite mich“ bittet der Chor in einem wunderbaren Satz in innigem Vortrag, bestimmt von hellen, klaren Frauenstimmen. Jesus ist nun zum zweiten Mal unter dem Kreuz zusammengebrochen, und nun haben die Musiker die große Aufgabe, die depressive Stimmung auf diesem Kreuzweg musikalisch umzusetzen. Die Orgel wird geradezu zur Berichterstatterin, wenn Jesus ans Kreuz genagelt wird. Dann klingt schon eine etwas frohere Botschaft an, wenn die Orgel den harmonischen Aufstieg in die nächsthöhere Tonart schafft: Erlösung ist nah. Sanfte, leise Töne begleiten die letzte Station, als Jesus ins Grab gelegt wird. Jesus wird auferstehen, die Musik wird lockerer, gelöster, befreiender. Als Botschaft einer noch nicht erfüllten Verheißung, die einem guten, befreienden Ende entgegengeht, durften auch die Schläge der Glocke verstanden werden, die zu einen emotionalen Abschluss führte.
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