Alles spricht dafür, dass es bei einem Brexit kaum Gewinner geben wird. Sowohl in der Europäischen Union als auch in Großbritannien werden tausende Arbeitsplätze verloren gehen, rechnen Wirtschaftswissenschaftler vor. Je nach der Aufnahmefähigkeit des jeweiligen Arbeitsmarktes und der Ausgestaltung der Sozialsysteme bedeutet dies für die Entlassenen Armut oder gar Elend. Wie groß die Kirche in Großbritannien diese Gefahr einschätzt, zeigt, dass die Caritas des Erzbistums Westminster ein Programm entwickelt, um auf Probleme wie etwa Ernährungsarmut zu reagieren.
Es ist eine Frage des Einkommens und des Vermögens, wie gut jemand die Verwerfungen des Ausscheidens Großbritanniens aus der Europäischen Union überstehen kann. Boris Johnson, ein glühender Verfechter des Brexits, dürfte es gar nicht spüren, ob sein Land noch EU-Mitglied ist oder nicht. Ein Buchhalter oder eine Bürokraft, deren Unternehmen von der Insel in ein anderes Land der Europäischen Union umzieht, steht nun ohne Arbeitsplatz da.
Vor diesem Hintergrund ist der Impuls, die Brexit-Befürworter zur Hölle zu wünschen, für manche möglicherweise verständlich, aber er ist nicht hilfreich. Vor allem nicht, wenn der Gedanke vom Präsidenten des Europäischen Rates kommt. Dies ist nur Wasser auf die Mühlen Johnsons. Er hatte bei der letzten Abstimmung im britischen Parlament deutlich gemacht, dass er nicht daran denkt, eigene Vorstellungen vorzulegen. Die EU habe viel mehr zu verlieren, lies er erkennen. Ein Erpressungsversuch.
Vor diesem Hintergrund bleibt nur, Theresa May Brücken zu bauen, ohne sich selbst zu verleugnen. Sonst landet am Ende tatsächlich jemand in der Hölle, in der Hölle der Armut.