Burglengenfeld
11.12.2020 - 09:40 Uhr

Seniorenheim kollabiert unter massivem Coronaausbruch

Großeinsatz in Seniorenresidenz: Feuerwehr, Sanitäter und Katastrophenschutz sind ausgerückt. Die Seniorenresidenz Naabtalpark in Burglengenfeld ist wegen massiver Corona-Ausbrüche bei Bewohnern und Personal nicht mehr handlungsfähig.

Ein Teil der Bewohner wurde in die Ambulante Intensivpflege nach Regensburg verlegt. Bild: wpt
Ein Teil der Bewohner wurde in die Ambulante Intensivpflege nach Regensburg verlegt.

Am Donnerstagabend ist der Platz vor der Hans-Scholl-Grundschule in Burglengenfeld proppenvoll. Notärzte, Feuerwehr und ein Katastrophenschutz-Fahrzeug stehen dicht an dicht gedrängt. Ein Flutlicht, das mit einem dröhnenden Notstromaggregat betrieben wird, taucht den gesamten Platz in ein gleißendes Licht. In der angrenzenden Seniorenresidenz Naabtalpark sind in einem der beiden Häuser 42 der 45 Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden. Auch 19 Mitarbeiter sind coronapositiv. Die Lage ist dramatisch. Das Landratsamt spricht von einem Pflegenotstand. Der Leitende Notarzt Wolfgang Schreiber sagt: "Es hatte sich die Situation ergeben, dass heute zum Spätdienst nur noch eine Pflegekraft erscheinen konnte. Alle anderen waren entweder selbst erkrankt oder in Quarantäne." Diese eine Pflegekraft hätte sich um drei Stockwerke kümmern sollen.

Einige schwere Krankheitsverläufe

"Wir haben zunächst damit begonnen, eine Sichtung der erkrankten Personen durchzuführen. Es hat uns gezeigt, dass diese neun Patienten erhebliche gesundheitliche Einschränkungen und auch zum Teil gestörte Vitalwerte aufwiesen", sagt Schreiber. Die neun Bewohner wurden aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands in verschiedene Kliniken verlegt. Die Einsatzkräfte hätten vor einer großen Herausforderung gestanden. Schreiber: "Es zeigte sich, dass es teilweise enorme Probleme bei den Aufnahmekapazitäten in der Region gegeben hat. Es gab einen Mangel an Betten. Daher mussten wir die Patienten auf drei Kliniken zu verteilen." Laut dem Pressesprecher des Landratsamts, Hans Prechtl, wurden 15 Bewohner nach Regensburg in die Ambulante Intensivpflege Bayern verlegt.

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Weiden in der Oberpfalz10.12.2020

Rettungsdienst in Alarmbereitschaft

Vor dem Einsatzort haben sich zwischenzeitlich einige Angehörige versammelt, die telefonieren und auf Infos hoffen, wie es mit ihren Liebsten im Heim weitergeht.

Laut dem leitenden Notarzt wird der Einsatz die gesamte Nacht über dauern. Denn es sei nicht auszuschließen, dass weitere erkrankte Personen mehr medizinische Unterstützung brauchen werden. "Wir haben gesehen, dass sich im Laufe des Nachmittags der Zustand einiger Patienten schnell verschlechtert hat. Wir bleiben mit einem Rettungswagen in Bereitschaft." Schreiber zufolge setzt sich das Großaufgebot an Rettungskräften aus Einsatzkräften aus dem gesamten Landkreis zusammen. Prechtl teilt mit, dass rund 65 Rettungskräfte im Einsatz sind. Schreiber betont, dass nach Feierabend einige Ehrenamtliche dazugekommen seien, um zu helfen.

Oberpfalz25.05.2022

Suche nach Pflegepersonal

Prechtl teilt mit, dass sich zwischenzeitlich ein Regensburger Pflegedienst gefunden hat, der für die Nacht auf Freitag bis zum Vormittag zwei Pflegefachkräfte und zwei Pflegehilfskräfte zur Verfügung stellt. Schreiber betont, dass ein oberpfalzweiter Aufruf angelaufen sei, bei dem es darum geht, so schnell wie möglich Pflegepersonal zu rekrutieren. Schreiber: "Der Träger kann das derzeit aufgrund der starken Ausfälle nicht leisten. Wir müssen Fachkräfte an die Einsatzstelle bekommen." Er sagt, es reiche nicht, nur bis zum kommenden Tag zu denken. "Die Pflegekräfte werden wohl für zehn bis 14 Tage ausfallen. Es reicht nicht, jetzt nur akut eine Nacht zu überbrücken."

Die Pflegekräfte werden wohl für zehn bis 14 Tage ausfallen. Es reicht nicht, jetzt nur akut eine Nacht zu überbrücken.

Wolfgang Schreiber, Leitender Notarzt

Wolfgang Schreiber, Leitender Notarzt

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Amberg09.12.2020
 
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