Großbritannien will raus, Deutschland und Frankreich betonen hingegen, wie gern sie drin sind. Mit dem Aachener Vertrag möchten die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron zeigen, wie wichtig ihnen Europa ist. Trotzdem ist die deutsche Beziehung zum Nachbarland im Moment nur halbherzig.
Macron ist da ganz anders. Er lässt keine Gelegenheit aus, für Europa zu werben. Man erinnere sich nur an seine leidenschaftliche Rede in der Sorbonne 2017. Damals kam er auch auf einen neuen Freundschaftsvertrag zu sprechen. Die Zusammenarbeit in der Europa-Politik soll vertieft, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik betrieben werden. Ursprünglich wollte der Präsident 2018, zum 55. Jahrestag des Elysée-Vertrags, das neue 16-seitige Papier mit Merkel unterschreiben. Doch daraus wurde nichts. Deutschland war in der Ausarbeitung des Vertrags wohl typisch deutsch: etwas träge, nüchtern, pragmatisch. Von Leidenschaft keine Spur. Also war es erst gestern so weit.
Die Passion für das Nachbarland ist passé. Deutschland und Frankreich wirken wie ein altes Ehepaar. Die Partner kennen sich zwar gut, aber sie können sich nicht mehr richtig für den anderen begeistern. Dabei ist die Idee für den neuen Aachener Vertrag gut und ein Konter gegen alle, die Europa spalten wollen. Deutschland sollte nun über seinen Schatten springen und zu Frankreich sagen: Je t'aime.