Die Initiatoren des Volksbegehrens treten an, um ein besseres Naturschutzgesetz in Bayern zu schaffen. Gleichzeitig wollen sie "ausdrücklich die bäuerliche Landwirtschaft unterstützen". Wer wird da nicht mitmachen wollen? Umwelt und Natur gehen doch schließlich jeden an. Die 21-jährige Franziska Bartmann ist genau deshalb richtig sauer.
"In diesem Volksbegehren geht es nur darum, dass Landwirte etwas unternehmen." Dabei sei der Naturschutz doch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dass Insekten weniger werden, Bienen kaum mehr Lebensraum haben, "das liegt auch daran, dass immer mehr Flächen für Straßen und Häuser versiegelt werden". Das Volksbegehren ziele hingegen nur auf die Bauern ab. "Die Landwirtschaft allein kann die Biene nicht retten." Allein ist die junge Frau mit ihrer Kritik nicht. Die Schwandorfer Vize-Kreisbäuerin, Manuela Pronath, und ihr Mann Thomas sehen die Aktion ähnlich kritisch.
Kleiner Hof in Diebis
Konkret geht es den Initiatoren des Volksbegehrens aus Vertretern der ÖDP, Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV), Grüne und BUND Naturschutz in Bayern unter anderem darum, den Anteil der Ökolandwirtschaft bis 2025 zu verdoppeln und bis 2030 zu verdreifachen. Naturbelassene, fünf Meter breite Grünstreifen an Ufern von Gewässern sollen entstehen sowie mehr und größere Flächen von zusammenhängenden Biotopen. Darin dürfen keine Pestizide zum Einsatz kommen.
Bartmann, die zur Zeit in Triesdorf den Techniker in der Landwirtschaft erwirbt, stammt aus einem kleinen Hof in Diebis: Ihr Vater bewirtschaftet dort ein Anwesen mit 20 Kühen, 30 Hektar Wald und 30 Hektar Ackerfläche. Naturschutz sei ihnen auch vor dem Volksbegehren nicht fremd gewesen: Unter anderem halte man bei der Bewirtschaftung 20 Meter Abstand zum Waldrand, im Winter pflanzt die Familie Zwischenfrüchte, um weniger Mineraldünger verwenden zu müssen, und Monokulturen finde man auf Bartmanns Hof ebenfalls nicht. "Wir achten darauf, dass der Boden nicht auslaugt und der Nährstoffe beraubt wird."
Das würde auch keinen Sinn machen, pflichtet Thomas Pronath der jungen Bäuerin bei. Auf dessen Hof in Freihöls mit 120 Kühen hatte Bartmann einen Teil ihrer Lehrzeit verbracht. "Wir sind nicht daran interessiert, Felder kaputt zu spritzen, sondern wollen leistungsfähig bleiben, denn von kranken Tieren können wir nicht leben." Es gebe bereits einige Programme für Landwirte, die sich an solchen naturschützenden Maßnahmen orientieren, erklärt die 21-Jährige. "Dafür gibt es Förderungen." Bartmann befürchtet, dass das Geld wegfällt, sobald daraus eine Verpflichtung für Bauern wird. Gerade kleine Höfe litten darunter, denn viele lebten genau von diesen Subventionen, sagt sie. "Es würde auch ein gutes Stück der Natur helfen, wenn Gärten nicht nur aus Steinen und Hecken nicht aus Gabionen bestehen würden."
Den Hof ihrer Eltern einfach auf biologischen Betrieb umzustellen, sei keine Option, sagt Bartmann. "Für jeden Bauer ist es ein großes Wagnis", erklärt Manuela Pronath. Nicht nur, dass sich ständig Auflagen änderten, "es braucht auch Weiterbildung und man muss immer damit rechnen, dass auch etwas schief läuft". Je nachdem, wie viele Mitglieder auf dem Hof arbeiten, so verdiene möglicherweise eine ganze Familie nichts mehr.
Verbraucher bestimmt
Die drei bezweifeln zudem, dass der Verbraucher wirklich bereit sei, im Geschäft mehr für Lebensmittel zu bezahlen, weil es in biologischer Erzeugung in Bayern produziert wurde. "Der Verbraucher bestimmt den Anteil biologischer Waren. Darauf reagieren wir, sonst würden wir unsere Lebensmittel nicht losbekommen", erklärt Thomas Pronath. Seiner Erfahrung nach sei vor allem immer noch der Preis entscheidend, wohin der Kunde im Regal greift.
Unterschreiben werden die drei Landwirte beim Volksbegehren nicht. Vielmehr wünschten sie sich, dass der Naturschutz auf die gesamte Gesellschaft übertragen würde. "Der Verbraucher sollte außerdem sehen, was wir Bauern jetzt schon tun", sagt Thomas Pronath. Das finge schon damit an, Pflanzen, die unter Insekten beliebt seien, in den Garten zu pflanzen, fordert Manuela Pronath. In Jedermanns Garten.
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Wie in dem Volksbegehren beschrieben ist, geht es nicht um eine Bienensterben, da dies nicht existiert. Die meisten Pflanzen blühen im Frühjahr, so dass sich die Bienen im Sommer und Herbst vor allem aus dem Wald ernähren. Wenn die Imker nun aber alle Honigvorräte entfernen, muß eben Zucker hinzugefüttert werden. Wenn dies ein verantwortungsvoller Imker macht, verhungern auch die Bienen nicht. Warum nehmen aber viele Imker dazu keinen Ökozucker? Warum wollen sie der Landwirtschaft Vorschriften machen und selber nur den billigsten Zucker verwenden? Warum gab es im letztem Jahr so eine reiche Obsternte, wenn die Bienen für die Bestäubung fehlen? Ca. 25 % der Fläche in der Bundesrebuplik ist Ackerland, leben auf den anderen 75 % keine Insekten. Warum verbietet man keine Mückenspays oder Mähroboter? Warum werden in Sumpfgebieten Insektizide gegen Mücken eingesetzt? Nur weil diese lästig sind und evtl. Krankheiten übertragen?
Ich verstehe Frau Bartmann sehr wohl. Durch die zusätzlichen Vorschriften wird die Nutzung von Grünland sehr stark eingeschränk bzw. vollkommen verhindert. Zum Beispiel ist durch das späte Mähen der Eiweißanteil im Gras sehr gering, was besonders für Ökobetriebe schwierig ist. Moderne Pestizide sind in ihrer Wirkung sehr spezifisch auf den Schadorganismus. Durch mechanische Unkrautbeseitigung werden aber alle Lebewesen und deren Grundlage zerstört. Es wurde mit großem Aufwand versucht in Deutschald den Anbau von Eiweißpflanzen zu etablieren. Durch das Verbot einer einmalige chemische Unkraubekämpfung, wurde alles wieder zunichte gemacht und wir werden weiterhin Eiweißpflanzen aus Südamerika vefüttern, für die Regenwald abgeholzt wird oder während der Vegitationsperiode 5-6 mal gespritz wird. Diese Volksbegehren ist nur eine populistische Maßnahme, um die kleinbäuerliche Landwirtschaft zu enteignen und die Staatskasse zu plündern.
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Ich verstehe nicht wieso Frau Bartmann, wenn sie ihren Hof bereits jetzt so vorbildlich bewirtschaften, gegen das Volksbegehren ist. Durch den gesetzlichen Rahmen der geschaffen wird gäbe es dann eventuell für einige der Maßnahmen die sie bereits jetzt auf ihrem Hof durchführt weitere Fördermittel und ein zusätzliches Einkommen! Leider ist sie mit ihren vermeintlich guten Praktiken nicht die Mehrheit. Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen ganz klar, dass Pestizide, industrielle Landwirtschaft und ausgeräumte Kulturlandschaften für den Rückgang der Arten verantwortlich sind. Nichts wofür die Bauern persönlich verantwortlich gemacht werden können, da dies politisch so gewollt war und die Landwirte nur der Logik des Marktes folgen konnten wenn sie bestehen wollten. Durch Volksbegehren soll sich das ändern. Landwirte müssen auch für Artenschutz und Naturschutz entlohnt werden, und zwar sehr viel mehr als es derzeit bei den freiwilligen Maßnahmen möglich ist.
Und natürlich muss Artenschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein! Die Gesellschaft zahlt auch gerne dafür. Aber dadurch, dass die Landwirte 44% der bayerischen Flächen nutzen und nur sie dafür Sorgen können sind sie die wichtigsten Akteure die tatsächlich daran etwas ändern können. Vor allem in der Fläche.
Bezüglich der Nachfrage von Bio-Produkten. Österreich hat es vorgemacht: man kann die Nachfrage stimulieren, auf viele Arten und Weisen. Und wenn das alles nicht hilft, wieso nicht eine Einspeisevergütung für Bio-Milchviehhalter die weiter an konventionelle Molkereien verkaufen müssen. Sie haben einen garantierten Absatz und bekommen den Differenzbetrag zum Bio-Preis ausbezahlt. Beim Strom klappt es ja auch!
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