Zwei Bauernburschen in Gummistiefeln mit Cordhut und schwarzer Mütze, „Bauernsfünfer“ eben. Doch Vorsicht: Der Vertrauen erweckende Eindruck täuscht. Die beiden haben es verbal und musikalisch faustdick hinter den Ohren, sind „Ganoven der Strophen“ und zu jeder musikalischen Viecherei bereit.
Dominik Niklas, alias „Da Oine“, und Uli Radl, genannt „Da Aaner“, zeichnen ein komisch-kritisches Bild vom Landleben, überwiegend aus ihrem Dorf Weißenberg bei Edelsfeld. Sie sind unvergleichbar in der Branche der Mundartkünstler, denn hinter all ihrem Humor steckt intellektuelle Poesie voll mit Wahrheiten, die das Leben täglich schreibt. Vom derben Humor haben sie sich zum größten Teil verabschiedet.
Sie beginnen mit „Rambazamba“, dem Titelsong aus ihrem aktuellen Album. „Ich mog mei Sau so gern, die darf mei Metwurst wern“, klingt in „Mei Sau“ fast wie eine Liebeserklärung bei aller aus Sicht des Vegetariers grausamen Realität.
Da geht es in „Leck, schau hi, da Nachbar“ um die besondere Spezies des Nachbarn aus der Sichtweise von drei Metern hinter der Gardine. Scharf beobachtet haben die beiden auch den systematischen Verfall der Weißenberger durch Alkohol beim „Pesold“-Wirt. In der Hommage „Chez Pesold“ auf das Wirtshaus mit Resopalromantik wird morgens zwischen halb vier und halb fünf nicht mehr viel gesprochen, nur genuschelt: „Dir rennt doch da Rotz in Backa affe“.
Manche ihrer Kompositionen wirken fast ein wenig avantgardistisch, neu, radikal, aber auch wieder vertraut. Einflüsse aus Jazz, Blues, Folk, Latin, Hip-Hop, Tango, ein wenig Klezmer und Balkan bringen ihr Lebensgefühl zum Ausdruck und lassen sich überraschend gut mit der Oberpfälzer Mundart kombinieren, mit der sie aufgewachsen sind und in der sie sich ausdrücken.
Musikalisch sind Radl und Niklas hervorragend aufgestellt, bedienen gut 15 bis 20 Instrumente, von der Gitarre über Klavier, bis zur seltenen Bassklarinette und der Kuhhornflöte. Sie machen vor keinem Stil halt, verjazzen den Oberpfälzer Zwiefachen und garnieren ihn mit einem Schuss Gospel, wie in „Ja unser Bauer“.
Immer wieder integrieren sie in ihre Lieder humorvolle Bauernweisheiten: „Hat der Bauer Lust auf Schinken, fängt der Eber an zu hinken“ oder „Fährt der Bauer raus zum Jauchen, muss er sich ein Deo kaufen“. Das Leben ist manchmal ein Auszählvers. Manchmal erwischt es einen, manchmal nicht. Daraus besteht das Stück „Drei Polizisten“. In den verschiedensten musikalischen Stilrichtungen geht es um den „Kirwafranze“, der alljährlich seit 25 Jahren nicht weiß, wie er aus dem Wirtshaus nach Hause gekommen ist, um den übel riechenden „Goasbock vom Wirt“ oder die „Hulzfix“ (Holzfüchse). Um das Leben auf dem Land eben, scharfsinnig beobachtet und bildlich verdeutlicht. Banalitäten werden nicht böse skizziert, sondern fast liebevoll, jedoch stets humorvoll betrachtet.
Am Ende bekommen die beiden großen Applaus. Das Publikum verzeiht Radl auch seinen Reizhusten, der ihn hin und wieder dazu zwingt, eine Strophe zu wiederholen. Es ist eine glückliche Fügung, dass die beiden zusammengekommen und mittlerweile aus Kulturpreisträger zum Aushängeschild Oberpfälzer Kleinkunst geworden sind. Sie passen perfekt zusammen, ergänzen und verstehen sich prächtig. Ein festes Programm gibt es nicht. Alte Stücke werden durch neue ergänzt und je nach Auftritt verändert. Der Auftritt im Theaterstodl hat ihnen sichtlich Spaß gemacht. Mit drei Zugaben, zu denen auch die nie gesehene Schreckgestalt des „Hutzawackl“ gehört, verabschieden sie sich aus Diepoltsreuth.
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