Die Versuchung ist groß zu klatschen, aber Chorleiterin Julia Graf hat gebeten, Applaus erst am Ende des Abends zu spenden. Das ist ein bisschen gemein. Die Stille in der halbdunklen Kirche wiegt schwer. Die Hände zucken jedes Mal. Nein. Noch nicht, auch wenn es noch so schön ist.
„Ganz und Gar für den Frieden“ unter diesem Motto stand die besinnliche musikalische Andacht des Chors aus Dieterskirchen am Sonntag. Damit trafen die Sänger und die sie unterstützenden Musiker direkt ins Schwarze. Oder darf man schreiben mitten ins Herz? Dann da wohnt der Friede ja schließlich. Im Herzen der Menschen. Erst, wenn die Seele frei von Neid und Hass ist, kann wirklich Frieden einkehren. Die brechend volle Kirche Sankt Ulrich machte deutlich: Viele wünschen sich Frieden. Dabei ist der so viel mehr als nur die Abwesenheit von Krieg. Das machten vor allem die Wortbeiträge zwischen den Liedern rund ums Thema deutlich. Sie sind teils fast politisch, wenn eine der Sängerinnen vorträgt, Gott möge bei allen sein, „die Angst haben und auf der Flucht sind“. Und „mach, dass Liebe und Menschlichkeit stärker sind als der Hass, damit wir nicht durch Terror unser Herz verschließen“. Schließlich sogar witzig: Vor allem als Angelika Brunner ans Mikrofon tritt und „Frieden allen Menschen“ kräht. „Huch, die kann doch eigentlich singen“, denkt sich in da nicht nur einer. Das lässt sich am unruhigen Ruckeln der Hintern auf den Kirchbänken genau ablesen. Doch die Erlösung kommt bald. Es geht in der Geschichte vom „falschen Frieden“ um schräge Töne auf dem Klavier und den Haussegen, der schief hängt. So schief wie Brunner es eben adaptieren kann. Muss man sich auch erst mal trauen, so daneben zu liegen.
Beim Chor „Ganz und gar“ klingt indessen gar nichts schief an diesem Abend. Im Gegenteil: Die Stücke von „Shalom“ über „Dona nobis pacem“ bis zu „Heal the world“ sickern übers Ohr tief in die Seele. Ja, an diesem Sonntagabend scheint der Frieden greifbar. Wenn es schon hier eine Kirche voller Menschen gibt, die an den Frieden glauben, dann muss es da draußen doch noch viel mehr von ihnen geben...
Aber da draußen gibt es noch etwas: Regen. Der treibt die Gäste nach dem Konzert, für das es am Ende stehenden Applaus gibt, über die Straße direkt ins Pfarrheim. Dort bewirtet der Förderverein für die Gemeindepartnerschaft zwischen Dieterskirchen und Neufmanil die Gäste mit französischem Zwiebelkuchen und bayerischem Bier.
Die Spenden aus dem Konzert gehen zu hundert Prozent an den von Stefanie Heelein gegründeten Helferkreis „U.V.C.O. Masaka“, der sich um Straßen- und Waisenkinder in Masaka, Uganda, kümmert. Heelein thematisiert das Schicksal des Waisenkindes „Winnie“ im Herbst in einem Musical in der Stadthalle in Neunburg vorm Wald.
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