Ostern ist nicht mehr weit. Das ist die Zeit, in der der Kalvarienberg mit seinen Kreuzweg-Stationen so viel Interesse abbekommt, wie sonst nie im Jahreslauf. Heuer gibt es noch einen weiteren Grund, die beschauliche Route am Ortsrand von Dieterskirchen genauer unter die Lupe zu nehmen: Für die Restaurierung kann die kleine Gemeinde auf stattliche Fördermittel hoffen. Sie ist eines von 13 Projekten, die aus einem Topf der ILE Schwarzach-Regen bezuschusst werden.
Oberpfalz-Medien hat sich mit der Dieterskirchener Bürgermeisterin Anita Forster am Fuß des Kalvarienbergs verabredet, dort, am Ortsrand, wo eine große Blechfigur mit Schutzengel wie ein Wegweiser den Einstieg markiert. "Die ist erst später dazugekommen", weiß Forster und lenkt den Blick auf den Sockel aus Granit, in dem die Jahreszahlen 1986 und 1991" als Erinnerung an die Flurbereinigung eingraviert sind.
Fast nur noch Skizzen
Vor dieser Zeit führte nur ein Feldweg hinauf zum Kuppelhof, jetzt haben Spaziergänger die Wahl, ob sie auf Asphalt oder über einen grasbewachsenen Weg mit Stufen entlang der 14 Kreuzwegstationen wandeln wollen. "Die Stufen hat ein Steinmetz aus Prackendorf geliefert", erzählt die Bürgermeisterin, als auch schon die erste Station in Sicht kommt. Auf den oben abgerundeten Blechtafeln im Pfeiler aus Granit sind skizzenhaft die dargestellten Figuren zu erkennen, von Farbe keine Spur.
"Die Tafeln sind zum letzten Mal vor 30 Jahren ausgebessert worden, aber die Farbe war wohl nicht sehr stabil", mutmaßt Forster. Als Fachmann war damals der Dieterskirchener Künstler Robert Bergschneider engagiert, einer der sein Handwerk gelernt hat. "Aber hier scheint natürlich auch die Sonne voll auf die Bildtafeln", gibt die Bürgermeisterin angesichts der südlichen Ausrichtung zu bedenken. Man habe schon überlegt, die Granit-Pfeiler zu drehen, doch dann stünden die Tafeln ausgerechnet der Wetterseite zugewandt. Und das wäre auch wieder nicht ideal. Immerhin: So manches sonnige Jahrzehnt haben die 14 Bildnisse, deren Entstehung auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert datiert wird, schon hinter sich.
"Vielleicht gibt es ja inzwischen UV-beständigere Farben", überlegt die Rathaus-Chefin und erzählt von einem Kreuzweg 2021, mitten in der Corona-Pandemie. Damals haben Kinder Bilder von den Kreuzweg-Szenen gemalt, die dann zusammen mit Meditationstexten an die einzelnen Stationen geheftet wurden: auch ein wenig Farbe in dunklen Zeiten. "Da waren hier natürlich viele Eltern unterwegs", erinnert sich Forster, während es bergauf von einer verblichenen Tafel zur nächsten geht. "Ah, hier sieht man tatsächlich noch ein wenig grüne Farbe", staunt sie und deutet auf ein Werk, das sich unter einem schützenden Baum noch ein paar Pigmente bewahrt hat. "Und dieser Begleiter von Jesus, der hatte wohl mal eine rote Mütze auf", so die Schlussfolgerung beim genauen Hinsehen. Den alten Tafeln nun dauerhaft Farbe einzuhauchen, ist nicht billig. Der Kostenvoranschlag für die 14 Objekte und die Aufsatzkreuze beläuft sich auf etwa 12 000 bis 13 000 Euro. Bei 90 Prozent "Netto-Förderung" geht die Gemeinde davon aus, dass sie noch einen zehnprozentigen Eigenanteil bei der Restaurierung stemmen muss. "Es wundern sich viele, dass dies nicht Sache der Kirche ist, aber der Kreuzweg liegt auf Gemeindegrund", stellt Forster klar.
Motiv für Fotografen
Weiter oben auf dem Kalvarienberg, stehen die Stationen ein wenig dichter. Eine leichte Brise rüttelt am Eichenlaub, das sich auch im Frühjahr noch hartnäckig an die Äste klammert. In der Ferne kommt die große Kreuzigungsszene in den Blick, eingerahmt von zwei wuchtigen Eichen. "Ein tolles Motiv", schwärmt Forster und sucht auf dem Smartphone nach einem Foto, das der Dieterskirchener Hobby-Fotograf Stefan Ebenschwanger von der Szenerie gemacht hat. Statt vor blauem Himmel, hat er den Anblick unter einem Sternenhimmel festgehalten. Perfekt auch als Motiv für eine Beileidskarte, findet Forster.
Wer dort oben außer Puste ist, kann sich für einen Moment auf einer steinernen Bank ausruhen, die noch viel älter ist als die Kreuzweg-Stationen. Mit der Jahreszahl 1792 taucht sie auch in der bayerischen Denkmalliste auf. "Und die Eichen sind ein Naturdenkmal", ergänzt Anita Forster, während sie einen prüfenden Blick auf die alten Äste wirft. Lange vor ihrer Zeit, genau am 9. August 1909 hat an diesem Endpunkt des Kreuzwegs der Blitz eingeschlagen. "Aus Dankbarkeit, weil kein größerer Schaden entstanden ist, wurde damals das Holzkreuz erneuert", berichtet die Bürgermeisterin. Sicher nicht das einzige Mal, dass die Konstruktion ausgetauscht werden musste. 1963 hat der Burschenverein aus dem Ort diese Aufgabe übernommen.
Geschichten wie diese werden so manchem älteren Spaziergänger in den Sinn kommen, wenn er sich dort oben in dem Halbkreis mit mehreren Sitzgelegenheiten niederlässt, der auch einen guten Picknickplatz abgibt. Da lässt sich aber auch meditieren, über den recht femininen Jünger Johannes am Fuß des Kreuzes, die kauernde Maria Magdalena oder die Mutter Gottes an der - vom Betrachter aus gesehen - rechten Seite.
Wer dann kehrtmacht, hat an klaren Tagen einen schönen Blick auf die Häuser-Landschaft von Dieterskirchen, inklusive Kirchturm und Bergkulisse im Hintergrund. Warberg, Kühberg, Knock, benennt die Bürgermeisterin die drei Kuppen, die Eingang fanden ins örtliche Wappen. "Ist das nicht ein schöner Ausblick?", fragt Forster und schlägt angesichts des wolkenartigen Panoramas eine Brücke Richtung Himmel - und Sternwarte. Diese Attraktion liegt allerdings genau am anderen Ende von Dieterskirchen, am Ortsausgang in Richtung Neunburg.
Biblische Bildtafeln
- Entstehung: Ältestes Objekt ist eine steinerne Bank aus dem Jahr 1792, Bildtafeln aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Jüngste Ergänzung ist Jesus mit Engel (1991)
- Restaurierung: 1963 neues Holzkreuz, circa 1992 neue Farbe für die Bildtafeln, 2018 Restaurierung der Kreuzigungsszene, 2023 (in Planung ) Restaurierung der Bildtafeln und Aufsatzkreuze
- Förderung: über die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Schwarzach-Regen
- Kosten: (geschätzt) 12.000 bis 13.000 Euro
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