Döllnitz bei Leuchtenberg
07.02.2021 - 15:14 Uhr

Fasching und Wurstsuppnfoan

Zur Betstunde mussten die Kinder früher ihre Verkleidung am Faschingsdienstag ablegen. Danach zogen sie wieder maskiert durchs Dorf. Das war aber nicht die einzige Besonderheit kurz vor der Fastenzeit.

Fasching, Fosnacht, Karneval und noch weitere Begriffe gibt’s für die fünfte Jahreszeit, die heuer nicht stattfinden. Auch 1991 fielen viele Faschingsveranstaltungen wegen des Golfkrieges aus, so auch bei der Frauengruppe Döllnitz, der Damengymnastikgruppe und dem KDFB Leuchtenberg.

In Döllnitz wurde früher stets kräftig gefeiert. Hausfosnacht hießen die Veranstaltungen im ehemaligen Gasthaus Plecher, dann Hutzler, später im ehemaligen Schulhaus, dem heutigen Schützenhaus. Meist dauerten sie bis zum nächsten Morgen. Auch beim Wirt in Wittschau und Preppach oder beim Maier in Leuchtenberg fanden zünftige Faschingsveranstaltungen und -bälle von Vereinen aus dem dem Markt Leuchtenberg statt. Die Kreativität der Masken waren enorm und teils aber auch sehr einfach gehalten. Am Faschingsdienstag nach Mitternacht begann das Austreiben mit dem Eingraben des Faschings und damit die 40-tägige Fastenzeit. Der Tanz wurde eingestellt.

Auch in die Schule durften die Kinder maskiert gehen. Fatal war, dass am Faschingsdienstag nach dem maskierten Unterricht um 12 Uhr in der Kirche die Betstunden begannen. Die Mädchen und Buben mussten sich dazu umziehen. Das verstand man damals als Kind absolut nicht – aber es gab keine Ausweg. So wurde das Faschingsgewand auch nicht pur angezogen, sondern über die übliche Kleidung, damit man ja nicht im Faschingskostüm in die Kirche ging. Am Nachmittag herrschte wieder der Fasching und der Nachwuchs zog kostümiert durchs Dorf. Erst in den 80er Jahren wurden sowohl im Schützenhaus sowie in Wittschau und im Kindergarten und der Grundschule in Leuchtenberg Kinderfaschingsnachmittage organisiert.

In der Zeit der Fosnacht fand auch das Wurstsuppnfoan statt, da im Winter schlachtet wurde. Einst waren die Leute mit dem Bulldog unterwegs, um ins nächste Dorf zu dem Bauern zu kommen, der geschlachtet hatte. Einer fuhr und der Rest machte sich am Abend, wenn die Arbeit im Stall erledigt war, auf dem Weg. Maskiert waren sie alle. Ein Musikant war auch dabei. So klopften sie beim Bauern, der ein Schwein oder zwei geschlachtet hatte an, wurden eingelassen. Sie trugen ihre Bitten musikalisch vor und erst wenn der Tisch gedeckt war, gaben sich die Wurstsuppnfoarer zu erkennen. Es wurden Wurstsuppe, Kesselfleisch, Blut- und Leberwürste mit Kraut, Kartoffeln und Brot aufgetischt. Bier und Schnaps durften zur Verdauung nicht fehlen. Anschließend ging es über Feld und Waldwege wieder nach Hause. 

 
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