Der Auftritt wurde vom eigentlichen Veranstaltungsort, dem Dorfplatz in Wolfring, wegen schlechter Wetterprognosen unter das schützende Dach der Dürnsrichter Kulturzentrums-Halle verlegt. Viele freie Plätze. Jammerschade. Denn was die fünf Leute von Harmonic Brass aus München dort in Szene setzten, war konzertante Blechmusik von großteils atemberaubender Weltklasse: einen zweistündigen Streifzug durch zunächst eher selten gespielte Werke der Klassik. In Szene gesetzt mit Horn, Tuba, Posaune und Trompeten. Ohne Streicher, ohne Schlagwerker. Wie funktioniert so etwas?
Die Antwort steht nach wenigen Minuten fest: Schlichtweg faszinierend. Das Konzert ist Teil des Jubiläums 900 Jahre Wolfring. Das zum Dorffest nicht gezündete Feuerwerk findet jetzt musikalisch statt. Mit Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach, Georges Bizets Farandole, Mozarts Champagnerarie aus Don Giovanni und einer Sequenz aus Händels Oper Rinaldo. Harmonic Brass muss den erkrankten Hans Zeller ersetzen.
Für ihn ist Trompeter Sebastian Krystek aus Pforzheim angereist. Ein Mann, der, wie alle anderen vier neben ihm auf der Bühne, sein Handwerk unglaublich professionell beherrscht. Grandioses nach der Pause. Erst die Ouvertüre aus Gioachino Rossinis Wilhelm Tell, dann Zeitgenössisches von Mulo Francel. Auch das können die Leute um den das Konzert moderierenden Hornisten Andreas Binder. Ein Herr im Frack mit gewaltiger Atemluft und Talent zur Conference.
Kurz danach mündet dieser Auftritt in ein furioses Finale. Mit der Musik von jemandem, der noch zu Lebzeiten zur Legende geriet. Und wieder stellt sich die Frage: Eine Hommage an Udo Jürgens mit Blechinstrumenten - wie mag sich das anhören? Wo doch der Schimmel-Flügel bei Udos Konzerten eine Hauptrolle spielte. Das Publikum in dieser ansonsten eher für sportliche Zwecke gedachten Halle ist längst aufgestanden. Es hält keinen mehr auf seinem Platz, als dieses Medley mit Jürgens-Kompositionen wie ein Fesselballon abhebt.
Mit 66 Jahren gibt es und Merci Chérie, Griechischer Wein wird eingeschenkt und im Ehrenwerten Haus rumort es noch gewaltiger als bei Udo. Aber bitte mit Sahne: Ja doch, dieses Häubchen darf nicht fehlen.
Danach die Zugabe, stürmisch und lautstark gefordert. Mit Manfred Häberlein an der Tuba. Er macht deutlich, wie virtuos Meister auf diesem vom Optischen her eher globig anmutenden Instrument spielen können. Funiculi, Funicula hat das Publikum hier so noch nie gehört.
Nach einem letzten "Abendsegen" durch die Musiker gibt es Geschenke von Bürgermeister Christian Ziegler. Er hatte Harmonic Brass nach Fensterbach gebracht. Weil er als professioneller Blechbläser seine Kontakte einsetzte. Ein wenig mehr Unterstützung durch die Bürgerschaft und in Sonderheit durch den Gemeinderat hätte ihn sicher gefreut. Doch wie immer auch: Wer nicht da war, hat ein kulturelles Glanzlicht versäumt.













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