Eberhardsbühl bei Edelsfeld
05.11.2019 - 14:58 Uhr

Lieder und Texte zum Tod: Evi Strehl auf dem Goglhof

Wären Kamerateam und Tontechniker dabei gewesen, hätte es locker für eine Sendung von BR Heimat gereicht. So kamen allein die Gäste des Goglhofs in den Genuss von „Evi live“ und waren ein überaus sangesfrohes Publikum.

Wenn Evi Strehl zu Gast am Goglhof ist, wird erzählt, musiziert und gesungen. Bild: hka
Wenn Evi Strehl zu Gast am Goglhof ist, wird erzählt, musiziert und gesungen.

Evi Strehl hat wieder ihr Versprechen eingelöst, einmal im Jahr auf den Goglhof zu kommen. "Sie war die Erste, die mir vor 28 Jahren geholfen hat, dieses Haus zu erwerben", erinnert Margarete Jäkel, "so wichtig ist Evi Strehl für den Goglhof". Die damalige Heimatpflegerin ist mittlerweile Redakteurin im BR-Digital-Radio, zuständig für Heimat, für Volkskundliches und Brauchtum. Aus mehreren ihrer Sendungen hat sie für den Goglhof-Abend ein Programm "rund um die letzte Stund" zusammengestellt, das zum bisher größten Besucherandrang in der alten Stube führte.

"Mit einem Akkordeon hätte ich Probleme", kommentiert Evi Strehl die Enge. Ihre Zither braucht weniger Platz, und deren leise Klänge passen genau zu den Themen des Abends. Von Totenbräuchen, Friedhöfen und vom Sterbeglöckerl erzählt sie, von der Leichenbitterin, von Totenbrettern, den armen Seelen und von so manch üppigem Leichtrunk.

Ernst und nachdenklich sind viele der Geschichten und Sprüche, aber auch unfreiwillig komische Marterl- und Grabkreuzsprüche hat Strehl zusammengetragen. Der Tod sei Jahrhunderte hindurch ein ganz natürliches Ereignis gewesen, sagt sie, "as Sterm hout aa zum Lem ghehrt". Sie hat Liedtexte mitgebracht, stimmt die Melodie an, und anfangs ein wenig zögernd, dann immer sicherer singen ihre Gäste mit: "O Mensch, du musst sterben und weißt gar nicht wann. O Mensch, du musst leben und weißt nicht wie lang".

Lied zur Totenwache

Evi Strehl wandert durch Friedhöfe, sieht einfache mit Efeu bewachsene Grabsteine und protzige Denkmäler, besucht die Gräber von längst Verstorbenen wie Carl Spitzweg und Karl Valentin in München, Ludwig Ganghofer und Ludwig Thoma in Rottach-Egern, der Agnes Bernauerin in Landshut und der Resl in Konnersreuth. Sie schmunzelt über Inschriften auf Grabsteinen und Totenbrettern, die von besonderen Ereignissen im Leben der Verstorbenen erzählen. Leichenhäuser seien erst um 1900 errichtet worden, weiß sie. Vorher, aber auch noch viele Jahre danach seien die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt worden, Angehörige und Nachbarn hätten Totenwache gehalten und gebetet. Ein im ganzen deutschen Sprachraum verbreitetes Totenwachtlied singen die Goglhof-Besucher zusammen mit Evi Strehl: "Jetzt muss ich aus mein' Haus, mein Lebenszeit ist aus. Muss alles jetzt verlassen, muss fahren andre Straßen".

Wie nah Glaube und Aberglaube beieinander liegen, zeigt die Brauchtums-Expertin an Beispielen auf. Arme Seelen, die "umgehen" müssen, bis sie von ihrer Schuld erlöst werden; Uhren, die stehen bleiben beim Tod, Bilder, die von der Wand fallen, die Rauhnächte und die "Wilde Jagd". Manches davon hat sich auch bis in die heutige Zeit am Leben erhalten. Kaum aber die "große Leich" vergangener Jahre mit Blechmusik, Vereinsfahnen mit Trauerflor, Sargträgern und der Leichenbitterin, die zum Leichtrunk beim "Hintern Wirt" einlädt.

Humorvolle Seiten

Dass der Blick auf Tod und Sterben aber auch durchaus humorvoll sein kann, beweist Strehl mit Texten aus dem Buch "Der letzte Liebhaber" von Josef Fendl, das sie ihren Gästen ans Herz legt. Ein Beispiel: "Sagt der Totengräber: Ich werde nicht arbeitslos, weil die Toten sterben nicht aus".

Ein Erlebnis ist das, Evi live zu sehen und zu hören", beschreibt Hermann Gnahn, der Vorsitzende des Goglhof-Fördervereins, den Abend. Er endet mit gemeinsam gesungenen alten Volksliedern.

 
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