"Bevor der Bulldog ins Dorf kam – vom Leben in einem Oberpfälzer Dorf" hieß das Thema eines Vortrags auf dem Goglhof, zu dem sich die Ortsheimatpflegerin der Gemeinde Edelsfeld, Elfriede Winter, den Zeitzeugen Karl Regler als Unterstützung dazu geholt hatte. Bei einigen Zuhörern, die als Kinder die eine oder andere bäuerliche Arbeit noch selbst miterlebt haben, weckte er Erinnerungen.
Seine Premiere als Veranstaltungsraum feierte an diesem Abend der ehemalige Stall des Freilandmuseums Goglhof. Mit Zuschüssen der AOVE sind Stapelstühle, Infrarot-Heizkörper und eine Beleuchtung angeschafft worden. "Wir können jetzt“, freute sich Ernst Luber, der Vorsitzende des Freundeskreises Goglhof, "für wesentlich mehr Gäste als in der Wohnstube Plätze anbieten. Und das auch bei schlechtem Wetter."
"Für alle Jüngeren, die sich heute nicht mehr vorstellen können, wie es früher auf dem Lande zuging, hat Karl Regler, Jahrgang 1931, dieses Büchlein verfasst", stellte Elfriede Winter den Sonderband "Bevor der Bulldog kam" der Eisengau-Reihe vor, der 2005 erschienen ist.
Der Inhalt des Büchlein folgt dem Jahreslauf. Aber natürlich sei es nicht möglich, alles anzusprechen, betonte die Ortsheimatpflegerin. Beginnend mit den Frühjahrsarbeiten wie "Stoiklaam", "Aswürflhaffa" einebnen und Säen, später dann der Heu- und Getreideernte sowie dem "Erdäpfelgroom" und den Winterarbeiten nahm sie die Zuhörer mit auf die Reise durch die Jahreszeit und erzählte vom harten Arbeitsleben der Dorfbevölkerung. Anschaulich dokumentierten alte Aufnahmen ihre Geschichten. Nicht zu kurz kamen die Beschreibungen des täglichen Miteinanders, die gegenseitige Nachbarschaftshilfe. Jeder Bauer sei auf den anderen angewiesen gewesen. Keiner konnte die schweren Arbeiten alleine stemmen. So sei ein starkes Gemeinschaftsgefühl entstanden.
Auch für Karl Regler bedeuteten die Erzählungen ein Abtauchen in die Zeit seiner Kindheit und Jugend. Erstaunlich rüstig und mit einem ausgezeichnetem Gedächtnis gesegnet, bereicherte er den Vortrag mit aus heutiger Sicht lustigen Geschichten.
Ein Beispiel: Als es noch keine Toiletten mit Spülung gab und die Menschen Plumps-Klos benutzten, tummelten sich während der warmen Jahreszeit in den Abortgruben oft weiße Maden. Ein Edelsfelder wollte ihnen einmal den Garaus machen und hatte eine im wahrsten Sinne des Wortes "zündende Idee". Er goss Benzin hinein und warf ein brennendes Zündholz hinterher. Der gute Mann habe sich mitsamt dem Betondeckel der Grube auf dem Schupfendach wiedergefunden, berichtete Regler. Längere Zeit hinkte er nach diesem Vorfall und musste sich als "Sprengmeister" hänseln lassen.
Wer sich für die Geschichten in einem Oberpfälzer Dorf interessiert, dem empfahl Elfriede Winter, sich das Büchlein in der Stadtbibliothek in Sulzbach-Rosenberg oder in der Provinzialbibliothek in Amberg auszuleihen. Im Handel sei es nicht mehr erhältlich. Alle, die sich die im Buch angesprochenen bäuerlichen Gerätschaften anschauen möchten, können das auf einer Führung mit Jakob List im Goglhof tun.
Die Ortsheimatpflegerin der Gemeinde Edelsfeld, Elfriede Winter, ist auch Mitarbeiterin der Oberpfalz-Medien und hat diesen Bericht verfasst.
Heimaterlebnistag auf dem Goglhof
- Datum: Sonntag, 5. Mai
- 15 Uhr: Gelegenheit zur Teilnahme an einer Führung durch das Wohnstallhaus und die Scheune mit ihren landwirtschaftlichen Geräten
- 16 Uhr: Power-Point-Vortrag von Heimatpfleger Josef Schmaußer mit vielen Beispielen aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach über wichtige Aspekte, die sein Heimatbild prägen, im neuen Medienstadel des Goglhofs
- Eintritt: frei
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