Eberhardsbühl bei Edelsfeld
29.11.2019 - 12:22 Uhr

Surrendes Spinnrad, Sagen, seltene Lieder

Musik und Gesang zum Tag der Hausmusik hat auf dem Goglhof Tradition. Neben den Veeh-Harfen der „Saitenzupfer“ erklingt dabei eine andere Melodie: das Surren des Spinnrades.

Mit großem Interesse verfolgen die Goglhof-Gäste, wie Martina Götz aus einer Woll-Wolke einen Faden spinnt. Bild: hka
Mit großem Interesse verfolgen die Goglhof-Gäste, wie Martina Götz aus einer Woll-Wolke einen Faden spinnt.

Dass eine Spinnstube keine Hutzastube ist, macht Christel Fiegler von Anfang an klar. "Wenn die Frauen des Dorfes sich zum Spinnen trafen", erklärt die Harfenspielerin und Moderatorin, "wurde für die Herrschaft gearbeitet, in der Hutzastubn dagegen gesungen und erzählt". An diesem Abend ist Spinnstube auf dem Goglhof, und mit Martina Götz eine Spinnerin dabei, die unermüdlich ihr Spinnrad tritt und dabei den Weg "vom Schaf zur Wolle" aufzeigt.

Auf dem großen Tisch haben Christel Fiegler und ihre Mitspielerinnen Vroni Post, Melanie Luber, Rosemarie Lobenhofer und Hilde Hirsch ihre Veeh-Harfen aufgestellt, mit denen sie den Abend über nicht nur das Singen mit den Goglhof-Gästen begleiten, sondern auch zum Thema und der Jahreszeit passende Musikstücke spielen, die Plattenstoaner Arie etwa, das Spinnlied, das Sachranger Menuett und In der Gunkl-Stubn. Neben ihrem Spiel erzählen die Frauen auch von der Wilden Jagd mit Feuer und Schwefeldampf, vom hexenden Müller, dem der Schwarze mit dem Pferdefuß Angst gemacht hat, von der Kindl-Weiher- und einer Geister-Sage von Franz-Xaver von Schönwerth. Martina Götz tritt dabei in Socken ihr Spinnrad, lässt die gekämmte Wolle durch ihre Finger gleiten, so dass die Spule sich allmählich füllt mit einem weichen Faden.

"Ich verwende Schurwolle, weil kein Tier sterben muss für meine Wolle", so die Hahnbacherin, die den Sommer seit Jahren als Sennerin auf einer Alm bei Berchtesgaden verbringt. Sie spinnt seit 13 Jahren, ist "süchtig aufs Spinnen" geworden, gesteht sie. Sie zeigt die vielen Arbeitsschritte auf, die notwendig sind, bis aus dem geschorenen Schaffell nach mehrmaligem Waschen, Trocknen, Kämmen und eventuell auch Färben die weiche "Wolke" entsteht, die sie in ihr Spinnrad laufen lässt. Vier dieser Handwerksgeräte, die vor bald Tausend Jahren aus dem Orient nach Europa gekommen sind, hat sie im Gebrauch und bedauert, dass "Spinnräder heute meist nur noch Deko-Artikel sind".

Christel Fiegler trägt mit Details zum Thema bei, weiß, dass Begriffe wie "durchhecheln", "abrackern" oder die "Fahrt ins Blaue" mit der Verarbeitung von Flachs zu tun haben, erzählt vom Stricken und Weben und der "Näherin zur Stör", die einstmals gegen Kost und Logis ins Haus gekommen ist. Natürlich wird auch gesungen am Tag der Hausmusik. Auch wenn die Gäste nicht alle Lieder kennen, so machen sie doch tapfer mit bei der kleinen Spinnerin, beim Strah-Rechan und schaffen sogar Trara, das tönt wie Jagdgesang und zwar als Kanon.

Hermann Gnahn, Vorsitzender der Goglhof-Freunde, ist voller Lob über eine gelungene Spinnstube, und Hausherrin Margarete Jäkel verbindet ihren Dank mit der Mahnung, Kleidung, ob hand- oder maschinengemacht, weniger leichtfertig zu entsorgen.

"Dreh dich, dreh dich, Rädchen, spinne mir ein Fädchen" spielen die Saitenzupferinnen auf ihren Veeh-Harfen beim Tag der Hausmusik im Goglhof. Bild: hka
"Dreh dich, dreh dich, Rädchen, spinne mir ein Fädchen" spielen die Saitenzupferinnen auf ihren Veeh-Harfen beim Tag der Hausmusik im Goglhof.
 
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