Ebermannsdorf
02.05.2024 - 14:55 Uhr

Pro-Kopf-Verschuldung von Ebermannsdorf innerhalb eines Jahres fast vervierfacht

Zahlreiche geplante Bauvorhaben liegen in der Gemeinde Ebermannsdorf in der Schublade. Dort werden sie wohl noch länger ihr Dasein fristen, ein Blick auf die Finanzlage der Kommune zeigt, warum das so ist.

Auf der Warteliste der geplanten Projekte steht in der Gemeinde Ebermannsdorf der Ausbau der Theuerner Straße. Bild: bö
Auf der Warteliste der geplanten Projekte steht in der Gemeinde Ebermannsdorf der Ausbau der Theuerner Straße.

Bei den Bürgerversammlungen in den Orten Diebis, Pittersberg und Ebermannsdorf informierte Bürgermeister Erich Meidinger über das Geschehen in der Gemeinde Ebermannsdorf. In diesem Zusammenhang wies er auch auf das mehrmals im Jahr erscheinende Gemeindeblatt hin.

Nach Meidingers Angaben steht der Neubau des Feuerwehrhauses in Ebermannsdorf in der Dringlichkeitsliste ganz oben. Als Standortentscheidung hätten Fachleute und Gemeinde das Gelände der ehemaligen Tennisplätze nahe der Erzweg-Stub'n favorisiert. Doch nun stehe ein weiterer Standort am Ortsende von Ebermannsdorf in Richtung Schafhof im Raum, obwohl die Entscheidung aus Gründen der Sicherheit für die Feuerwehrleute und die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften dränge. Derzeit werde die Gesamtsituation überprüft. Großes Thema im Gemeinderat war dem Bürgermeister zufolge in den vergangenen Monaten die Absicht, vier Windkraftanlagen an der B 85 in Richtung Pittersberg zu errichten. Hier fordere der Gemeinderat einen Mindestabstand von 1200 Metern zu jeglicher Wohnbebauung.

Als große Projekte für dieses Jahr nannte Erich Meidinger die Fertigstellung der Neuen Mitte mit Kindergarten und Rathaustrakt. Hinzu komme der Erlass einer neuen Friedhofssatzung (Rasengräber), ein Energie-Coaching, die Weiterführung der Randstein- und Risse-Sanierung und ein umfassendes Kläranlagenkonzept. Für den gemeindlichen Bauhof solle ein neuer Balkenmäher angeschafft werden. Die Umsetzung des Hochwasserschutzkonzepts stehe ebenso an wie die Erneuerung der landwirtschaftlichen Pachtverträge. Schule und neues Rathaus sollten Glasfaseranschlüsse erhalten, bezüglich der Trinkwasserversorgung sei man auf der Suche nach einem schlüssigen Gesamtkonzept. „Das Wasser des Brunnens in Ebermannsdorf ist mit Mangan belastet. Und beim Brunnen in Arling ist fraglich, ob er nach einer Sanierung die benötigte Wassermenge liefern kann. Wir müssen uns mit der Bohrung eines neuen Trinkwasserbrunnens an anderer Stelle befassen, um langfristig die notwendige Versorgungssicherheit zu erreichen", erklärte der Bürgermeister. Dazu sei auch eine weiterführende Trinkwassereinzugs-Gebietsverordnung erforderlich. Größere Projekte sind dem Bürgermeister zufolge auch die Erweiterung des Industriegebiets Schafhof-Ost II und die Findung notwendiger Ausgleichsflächen.

Erich Meidinger berichtete von Plänen, die die Gemeinde bis 2030 umsetzen will, sofern dies die freien Finanzmittel hergeben. Dazu gehört die weitere Digitalisierung, vor allem aber der durch die Insolvenz der Firma Glasfaser Direkt ins Stocken gekommene DSL-Ausbau für den Bereich Pittersberg. Auch die Verwendung des alten Rathauses nach einem Umzug in die Neue Mitte sei zu diskutieren, der Radweg nach Theuern, die Weiternutzung des jetzigen Feuerwehrhauses sowie ein Fahrzeugkonzept für die gemeindlichen Feuerwehren warten laut Meidinger in den nächsten Jahren auf eine Lösung. „Die Gemeinde Ebermannsdorf wird sich um Wohnbaugebiete in Ebermannsdorf, Pittersberg und Ipflheim umschauen müssen, da im Barbarafeld die letzte Bauparzelle veräußert worden ist", gab er bekannt. Das Dach der Schule warte auf eine Sanierung, die umfassende Dorferneuerung von Ebermannsdorf solle forciert werden.

„Auf diese Pläne wirken sich die rückläufigen Einnahmen und die steigenden Kosten aus“, sagte Meidinger. Nach seinen Angaben ist die Steuerkraft der Gemeinde von 2900 Euro im Jahr 2022 auf 2800 Euro im Jahr 2023 gesunken. Wie in vielen Gemeinden auch sei das Gewerbesteueraufkommen in Ebermannsdorf rückläufig. "Die Rücklagen der Gemeinde sind durch den Bau der Neuen Mitte aufgebraucht. Wegen der dafür erforderlichen Kreditaufnahmen ist die Pro-Kopf-Verschuldung Ebermannsdorfs von 706 Euro im Jahr 2022 auf 2628 Euro Ende 2023 gestiegen", bilanzierte er. Die Haushaltseinnahmen 2023 hätten 5,4 Millionen Euro betragen, die Gesamtausgaben 4,7 Millionen Euro.

Wie die Besucher der Bürgerversammlungen erfuhren, besuchen derzeit 98 Schüler die Grundschule. Davon werden 55 Kinder in drei Kurz-Gruppen und einer Lang-Gruppe betreut. Der Mitfinanzierungsanteil der Gemeinde liegt bei 25.000 Euro. Zusammen mit dem Neubau des Kindergartens Sonnenschein 2 sind 135 Kindergartenplätze vorhanden, 130 davon bereits vergeben. Als Damoklesschwert bezeichnete er die Kostenentwicklung: „Für den Kindergartenbetrieb sind im Jahr 2023 Gesamtausgaben in Höhe von 1.123.173 Euro angefallen. Die Gesamteinnahmen belaufen sich auf 581.786 Euro. Das von der Gemeinde allein zu tragende Defizit beläuft sich auf 581.786 Euro. Unter dem Aspekt der knapper werdenden Haushaltsmittel müssen wir und über die letztmals im Jahr 2016 angehobenen Elternbeiträge unterhalten.“ Der Gemeinderat habe aber eine von der Verwaltung vorgeschlagene Anpassung der Elternbeiträge mehrheitlich abgelehnt.

 
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