„Politik gelingt am besten durch die Bürger und vor allem in der kommunalen Selbstverwaltung. Sie ist die hohe Schule der Politik und die wahre Quelle der Demokratie.“ Mit diesem Zitat des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker leitete Hans-Jürgen Reitzenstein, amtierender Fraktionsvorsitzender der FDP/FWS im Sulzbach-Rosenberger Stadtrat, seine Abschiedsrede für Karl-Heinz Kreiner ein. Dieser war 1996 zum ersten Mal in den Stadtrat gewählt worden und gehörte ihm als Mitglied der FDP/ FWS und stellvertretender Fraktionsvorsitzender bis zum April dieses Jahres 24 Jahre lang an. Mit großem Engagement, Idealismus und hohem Arbeitseinsatz habe er in vielen Ausschüssen mitgewirkt. „Außerparlamentarisch“ sammelte er über 2000 Unterschriften für einen Kreisverkehr am nördlichen Stadteingang im Bereich der Feuerwehr-Kreuzung. Als Handwerker und Kaufmann hätten Kreiner eine lebendige Innenstadt und die Verkehrspolitik immer am Herzen gelegen.
Drei Jahrzehnte Dienst für die Bürger
Der Nächste im Reigen war Hans-Jürgen Reitzenstein selbst. Er ist zwar weiter als Stadtrat aktiv, schied aber aus dem Kreistag aus, dem er seit 1990 angehörte. „Stets hat für ihn über alle Fraktionsgrenzen hinweg die konstruktive Zusammenarbeit mit allen im Vordergrund gestanden“, betonte Fraktionssprecher und Nachfolger Martin Pöllath: „Drei Jahrzehnte hast du dich ununterbrochen für die Bürger des Landkreises eingesetzt. 26 Jahre, von 1994 bis 2020, warst du Fraktionsvorsitzender und hast in vielen Gremien mitgewirkt.“
Mit durchdachten und sachlichen Statements habe er die Diskussionen belebt und sei immer absolut konsensfähig gewesen, sagte Pöllath. Aktiv mitgearbeitet habe Reitzenstein an der Umgestaltung der Wertstoffhöfe, der Neustrukturierung der Landkreiskliniken als Kommunalunternehmen, bei der Generalsanierung des St.-Anna-Krankenhauses und der Sanierung/dem (teilweisen) Neubau der landkreiseigenen Schulen. Auch bei der Erstellung des neuen Leitbildes des Landkreises „Deine Zukunft 2030 Amberg-Sulzbach“ habe er sich engagiert eingebracht. Für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung erhielt Reitzenstein 2007 vom Bayerischen Innenministerium die kommunale Dankurkunde und 2011 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. „Es sind große Fußstapfen, die du uns hinterlässt. Wir werden versuchen, sie einigermaßen auszufüllen“, betonte Pöllath.
Ein Politiker mit Weitblick
Eine Besonderheit war die Verabschiedung von Josef Flierl, der als Mitglied der SPD dem Kreistag von 1996 bis 2020 angehörte, davon sechs Jahre als Fraktionsvorsitzender. Nach der Kommunalwahl 2014 trat er auf eigenen Wunsch aus der Fraktion aus und bildete mit der FDP/FWS eine Ausschussgemeinschaft. Josef Flierl hat in den 24 Jahren als Kreisrat in unterschiedlichen Ausschüssen und Gremien mitgewirkt. Die lange Liste seiner politischen Mitarbeit spiegle aber nur schlaglichtartig, was er geleistet habe und wie vorausschauend seine Themen waren, sagte Pöllath. Als Beispiel nannte er Flierls Forderung nach einem intermodalen Verkehrskonzept, das er 2018 beantragt hatte und das jetzt in einem vernetzten Konzept des Landkreises mit der Stadt Amberg angepackt wurde. Seine Erfahrung und politisches Gespür hätten sicher auch dem neuen Kreistag gut getan.
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