Hausherr Günther Preuß begrüßte Kathi Wolf, vor kurzem noch als „Schankkellnerin“ zusammen mit Django Asül beim Maibockanstich in München: „Heute Abend ist sie hier mit ihrem neuen Programm Klapsenbeste, darin als Psychologin, die selbst ihre beste Kundin ist.“ Kathi Wolf, im eleganten schwarzen Kleid, betrat die Bühne und hatte von Beginn an die volle Aufmerksamkeit des Publikums.
Vorneweg klärte sie, ob sie „Siezen“ müsse oder „Euchzen“ dürfe. In Bayern müsse man wegen der Sprachpolizei alles abklären, auch das Gendern: „Ich mach' das einfach so, ich gendere gar nicht.“ Laute Zustimmung, etwas voreilig aus dem Oberhaus der Kulturscheune, und die Botschaft von Kathi Wolf zurück: „Ich spreche nur in der weiblichen Form, aber die Männlein sind selbstverständlich mitgemeint.“
Außerdem sei sie Psychologin. Sofort bemerkte sie in der ersten Reihe: „Da guckt einer gleich weg. Viele Leute haben Angst, dass ich anfange zu analysieren.“ Sie könne damit gleich loslegen, drohte sie, und nutzt spontan die zwei Ebenen der Kulturscheune: „Warum sitzen die im Oberhaus außerhalb meiner Sichtweise? Was haben die da oben zu verbergen?“ Und ans Unterhaus: „Ist das hier nach Schönheit sortiert? Wer ist da hochgegangen? Gibt’s da Unterschiede?“ Von oben sofort die Antwort: „Die Schönen sind oben.“ Sie werde auch nach oben gehen, kündigte sie an, und: „Wehe, ich werde dann enttäuscht. Nutzt die Pause, macht Euch nochmal schön!“
Esoterikmesse besucht
Kathi Wolf zeigte sich mal lustig, mal messerscharf mit Worten, kluge Aussagen einstreuend, die nachdenklich stimmten. Ausdrucksstark die Mimik, fragend in die Runde blickend, dann wieder lächelnd und verführerisch mit der Männerwelt flirtend. Sie machte kein Geheimnis daraus, dass man Psychologen nicht auf Menschen loslassen sollte. „Keine Sorge,“ beruhigte sie die Gäste, „ich arbeite nur mit Kindern und Jugendlichen und schwer erziehbaren … (Pause) Eltern.“
Frei weg bekannte sie: „Ich habe das Psychologiestudium mit zwei Diagnosen begonnen und bin mit zwölf wieder rausgekommen, weil du dich in allem wiedererkennst.“ Sie sei ja froh, dass sie psychisch so stabil sei und bis auf ihre Tabletten keine Probleme habe. Das Oberklischee sei doch: „Psychologinnen haben selber die Pfanne heiß. Absoluter Schwachsinn sagt die Therapeutin meiner Therapeutin.“ Und dann sei da noch die schwierige Suche nach einem Therapieplatz. Man müsse erst eine Liste abtelefonieren, was Sinn mache für Leute mit einer Depression, die es morgens nicht schaffen, den Rollladen hochzumachen: „Da kommt gleich Schwung in die Deprikiste.“ Sie selbst sei dann zu einem Heilpraktiker für Psychotherapie.
Für seine Ausbildung brauche der ein Jahr, während eine Ausbildung zur Psychologische Psychotherapeutin zehn Jahre dauere. Der Heilpraktiker habe sofort eine Behandlungsmöglichkeit für sie gehabt und Moorbäder verschrieben. Da stellte sich natürlich die Frage, ob das bei Angststörungen und Depressionen helfe? Die Antwort: „Nein, aber dann können Sie sich schon mal an die feuchte Erde gewöhnen.“ Sie habe dann noch eine Esoterikmesse besucht. Dort würden alle strahlen, so glücklich und so gut drauf sein. Sie sei zum Stand für Edelsteintherapie. Ein Edelstein – sie zeigt auf den Ringfinger – habe schon manche Beziehung gerettet. Immer wieder sprach sie Gäste direkt an. Deren „Beziehungs- und Kuschelgeschichten“ erfragend, wo sie vielleicht auch dazukommen könnte. Dann wandte sie sich wieder ab mit der Empfehlung: „Lasst Euch von mir nicht stören. Schmust, kuschelt, macht Kinder.“
Langer Applaus
Da war auch noch Helmut mit seinen drei Frauen. Eine, seine „erste Frau“, mit der er wegen der vielen Ehejahre wahrscheinlich eine Fernbeziehung führe. Da würde Kathi Wolf es auch so lange aushalten. Dann die zweite am Tisch, das „Produkt aus dieser Beziehung“ und schließlich die dritte, ebenfalls Mitglied der Familie. „Ich habe noch ein Problem.“, sprach Kathi Wolf erneut über sich: „Ich bin Feministin, das ist nicht ansteckend, aber anstrengend für die Betroffenen.“ Und nachdem nur 32,4 Prozent Frauen im Bundestag seien, „Hofreiter nicht eingerechnet“, frage sie sich, woran das liege: „Sind Frauen zu emotional für die Politik?“ Mehrheitlich seien wieder Männer gewählt worden, die den Karren in den Dreck gefahren hätten und Frauen, fragte sie sich: „Sind wir nicht von dieser Welt?“
Frauen würden ein einziges Schminkvideo anschauen und dann wüssten sie wie es geht, aber Männer: „Sie schauen lebenslang Pornos und…?“ Vielleicht sei „der Weg von Frauen vom Scheiterhaufen ins Parlament“ zu schnell oder liege es daran, dass feministische Frauen nicht nur „einen Merkelanzug in 70 Farben“ hätten. Mikrofonverstärkt führte Kathi Wolf das Klackern ihrer Absätze beim Gehen vor und rief laut: „Hört ihr das Geräusch der Machtübernahme!“ Gegen Ende wandte sie sich mit ihren eigenen Problemen wieder an die Gäste. Sie komme aus Weißenhorn in Bayerisch Schwaben, da falle sie auf wie ein bunter Hund: „Ende 30, nicht verheiratet, keine Kinder, kein Haus gebaut.“ Aber: „Was kann ich dafür, da heiraten alle das Erstbeste oder das Letztmögliche.“
Nochmal kam Helmut ins Spiel, dessen Gedanken sie las: „Mich wundert es nicht, dass die mit ihren feministischen Anfällen in Weißenhorn niemand heiratet.“ Sie gestand Helmut noch ein weiteres Problem: „Ich habe nicht nur Feminismus, ich bin obendrein sapiosexuell.“ Nachdenkliche Ruhe in der Kulturscheune, bis sie erklärte: „Das bedeutet Intelligenz attraktiv finden. Da kommt man als heterosexuelle Frau schnell an die Grenzen des Machbaren.“ Langanhaltender Applaus vom Publikum und Blumen zusammen mit einem selbstgebrannten Likör von Günther Preuß war der Dank an die Kabarettistin mit dem Hinweis: „Humor ist die wirksamste Therapie.“ Und fügte Günther Preuß hinzu: „Wenn man bedenkt, was man für zwei Stunden Therapiesitzung zu bezahlen hat, dann war der Eintrittspreis für heute Abend ein Geschenk.“
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