Elbart bei Freihung
24.07.2023 - 16:12 Uhr

Romy Börner Quartett bringt Musik der 20er in Kulturscheune Elbart

Die Goldenen 20er sind musikalisch bis heute unvergessen. Das bewies das Romy Börner Quartett in der Kulturscheune Elbart (Freihung).

Das Romy Börner Quartett in Aktion (von links): Norbert Ziegler, Romy Börner, Markus Fritsch und Oliver Hien. Bild: Gerhard Krones
Das Romy Börner Quartett in Aktion (von links): Norbert Ziegler, Romy Börner, Markus Fritsch und Oliver Hien.

Wirtschaftswachstum, neue wissenschaftliche Erkenntnisse, technischer Fortschritt, ungezügelte Lebensfreude, sexuelle Freizügigkeit und manchmal eine Prise Kokain – das waren die wilden 20er-Jahre. Die Menschen in den Städten zog es in die Filmtheater und die Tanzpaläste. Filmmusik und Schlager spiegelten das Lebensgefühl wider. Auf dem Land und bei den Arbeitern in der Großstadt dagegen herrschte Armut und die tägliche Arbeit war eine einzige Schinderei.

Die Goldenen 20er sind, was die Musik betrifft, bis heute unvergessen. Ein Grund weshalb der Veranstalter Günther Preuss das Romy Börner Quartett mit Sängerin Romy Börner, Norbert Ziegler (Flügel), Markus Fritsch (Bass) und Oliver Hien (Geige), alle Profimusiker und in verschiedensten Ensembles unterwegs, in die Kulturscheune nach Elbart (Freihung) einlud. Er versprach lustige, frivole und spitzzüngige Texte mit beschwingten Rhythmen. Über 20 Evergreens wie „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“, „Ich bin die fesche Lola“, „Ich hab` Fräul`n Helen baden sehen“ und „Wie kommt der Lippenstift ins Unterbett?“ reihten sich an diesen Abend aneinander.

Das aufmerksame Publikum war von Beginn an berührt von dieser Musik und spendete immer wieder reichlich Applaus. Sängerin und Entertainerin Romy Börner suchte erfolgreich den Kontakt zum Publikum und führte mit kurzen, überleitenden Erzählungen durch das Programm. Sie überzeugte mit Mimik und Gestik und ihrer ausdrucksstarken, teils auch sehr gefühlvollen Stimme. Norbert Ziegler begleitete am Flügel mit unbeschreiblichen Tempi und gab den einzelnen Songs einen authentischen Klang. Oliver Hien, ein wahrer Meister auf seinem Instrument, streichelte förmlich seine Geige, mal im Hintergrund begleitend und dann auch wieder die Führung übernehmend. Markus Fritsch zeigte am Bass, wie man damit die Evergreens rhythmisch untermalen kann. Bei drei Instrumentals überlies Romy Börner die Bühne ihren Bel Amis und damit vor allem dem weiblichen Publikum.

Bei „Puttin on the Ritz“, 1927 von Irvin Berlin verfasst und von Leo Reismann mit seinem Orchester auf Platte aufgenommen, zeigte sich die Spielfreude des Quartetts. Romy Börner erzählte dazu, dass die Menschen damals die alten Klischees ablegten und sich neu definieren wollten. „Wirf dich in Schale“ war angesagt, um am Abend einfach den traurigen Alltag zu vergessen.

Bei „Gigolo“ war das Publikum tief berührt. Der schöne kleine Leutnant in prächtiger Uniform, dem die Herzen der Frauen zuflogen, der dann im 1. Weltkrieg kämpfte und der nach Kriegsende in Armut lebte. Er tanzte fortan da, wo er früher Sekt getrunken und gefeiert hatte, als tanzender armer Gigolo mit lächelndem Gesicht, um nicht hungern zu müssen. Oliver Hien begleitete mit leise klagender Geige das Lied eindrucksvoll.

Den Menschen dieser Zeit halfen Schlager wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ über das schwere Leben hinweg. Bei „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?“ zeigte Romy Börner gesanglich, mit Gestik und Mimik den Text unterstreichend ihr außergewöhnliches Können. Besungen wird das Getuschel von Frauen beim Nachmittagstee über eine schöne Dame. Dabei entsteht eine „Chronique scandaleuse“ als Abfolge vermuteter Affären. Etwas wehmütig klang der Abend mit „As time goes by“ aus. Mit langanhaltendem Applaus dankte das Publikum dem Quartett.

Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien erzählte Romy Börner, dass sie 2003 von dem Männer-Trio gefragt wurde, ob sie als Sängerin dazu kommen wolle. Alle hatten ein Faible für die Musik der 20er, 30er und 40er Jahre. Seit der Gründung gibt die einzige Frau im Quartett charmant den Ton an. Musik abseits vom Mainstream war das, was die vier wollten. Die alten Schlager haben für sie einfach mehr Raffinesse und musikalische Qualität. Die Texte sprachen damals die Seele der Menschen an, was auch die Beliebtheit in der heutigen Zeit erklärt.

 
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