Ensdorf
20.11.2018 - 13:59 Uhr

Aufklärung im Kloster Ensdorf

Aloha, in grünen Lettern, steht freundlich auf ihrem T-Shirt und der leicht gebundene Dutt wedelt bei jeder Bewegung. Hypnotisierend. Wie sich das auf ihre Schulklassen auswirkt, erzählt Christine Eixenberger im Kloster.

Der Begrüßungsapplaus sei ja ganz putzig, aber sie sei von ihren Schulklassen was ganz anderes gewöhnt. Selbstbewusst ist sie, die Kabarettistin Christine Eixenberger im Kloster Ensdorf. Bild: Williamson, Dagmar [dwi]
Der Begrüßungsapplaus sei ja ganz putzig, aber sie sei von ihren Schulklassen was ganz anderes gewöhnt. Selbstbewusst ist sie, die Kabarettistin Christine Eixenberger im Kloster Ensdorf.

„Mei Papa wui a Kind vo eahna!“ Mit solchen Sätzen muss sich die Grundschullehrerin auseinandersetzen. Dabei bleibt Christine Eixenberger mit ihren Ansätzen selten im Bereich „pädagogisch wertvoll“. Darf eine Lehrerin ein „gwampades Kindl“ mit einem Wildschwein vergleichen? Aber vielleicht ist das Programm „Fingerspitzenlösungen“ eine Art kaberettistische Therapie, um das Trauma rund um Schule, Kinder und Helikopter-Eltern zu bewältigen. Und das wiederum, erklärt so einige ihrer überspitzten – weit über die Fingerkuppen hinaus – satirischen Vorstellungen. „Warum ich?“ klagt sie, als eine Mutter in ihre Sprechstunde kommt. „Ob es eventuell möglich wääär, dass der Karl-Bernd während der Probe seine Lieblingskopfhörer aufhaaat, weil er kann sich zu Andreas Gabalier am besten konzentriiieren“, näselt Eixenberger mit lang auslaufenden Lauten und ahmt die Öko-Mutti nach.

Ein aufgewecktes Fräulein ist die Eixenberger, die mit ihrem „Ding“ daheim ausharren muss, bis sie wieder auf Tournee geht. Der Freund ist das „Ding“ also, dem, dessen Namen man sich gar nicht zu merken brauche. Auch das ist eine plausible „Fingerspitzenlösung“ à la Eixenberger. Ihre Erklärung, die Leidensgeschichte praktisch, warum der Name des Herzblatts wurscht ist, folgt verbal im kecken Dialekt: Wildschwein überfahren, Piccolo trinken – das wiederum mutiert zum Running-Gag, auf Polizei warten, Ding anrufen und sich ärgern. Gleichzeitig stellt das Multi-Talent ihr schauspielerisches Können unter Beweis. So manch eine Pointe kommt ohne ihre extrem gestikulierende und mimische Situationskomik nicht aus. Dafür aber parodiert sie gekonnt ohne die Grenze zur Albernheit zu überschreiten.

Seit Stefan Raab gehört die obligatorische Ukulele gefolgt von ulkigem Gesang wohl in jedes Kabarett. So auch bei Christine Eixenberger. Diese überrascht allerdings mit einer sehr wohlklingenden und sanften Stimme und verzückt das Publikum im ausverkauften Wittelsbacher Saal. Den „Fingerspitzenlösungen“ fehlt ein wenig der rote Faden. Dennoch ist es ein fröhliches, teilweise sehr boshaftes, Programm. Mit der richtigen Prise Selbstironie landet Eixenberger im Kloster sämtliche Lacher.

 
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