Waren die beiden beim „Bucharest International Jazz Competition“ noch "nur" im Finale, räumten sie beim deutschen Rock-und-Pop-Preis 2019 gleich zweimal ab: den für die beste Sängerin und den für den besten Gitarristen. Die Besucher des Clubkonzerts im Kloster Ensdorf merkten von den ersten Tönen an, warum. „Rodrigues“ von ihrer CD Sweeter than Honey sprühte nur so von der Leichtigkeit des textlosen Gesangs und der Baritongitarre.
Es ist auf der gleichnamigen Insel entstanden, nachdem das Duo einen Masterclass-Workshop und ein Konzert in Singapur gegeben hatte. Also weitgereiste Künstler, die immer Anfang des Jahres im Bildungshaus Kloster Ensdorf Station machen; mittlerweile zum neunten Mal. Die etwa zwanzig Teilnehmer des parallelen Gitarrenworkshops kommen aus ganz Mitteleuropa, von Hamburg über Luxemburg und der Schweiz. Wenn die studierte Jazzsängerin zur ihrem Scat-Gesang ansetzt, vermisst man die Bläser bei „Comes love“ in keiner Weise. Es waren aber nicht nur die eigenen Interpretationen von Jazz-Klassikern wie Corcovado, es waren auch die Eigenkompositionen, die die Zuhörer gefangen nahmen. Und die Themen: Saygili, die auch deutsche Vizemeisterin im Bildern ist, erlitt bei einem Sturz eine Knieverletzung und setzte das gleich in einem neuen Song um. Auch „Holobiont“ behandelt ein etwas anderes Thema: es geht um die Symbiose des Menschen mit seinen in sich beheimateten Bakterien – textlich und musikalisch ein Genuss und auch der Siegertitel beim deutschen Rock-und-Pop-Preis 2019.
Nach der Pause überraschte Jürgen Zach die beiden Künstler nach ihrem Song „Sweeter than honey“ mit genau dem: er überreichte je einen „Ensdorfer Zwiefachen“ verbunden mit dem Dank fürs Konzert und dem Wunsch, dass sie sich auch mal an den Zwiefachen musikalisch heranwagen sollten. Der „Suitcase Blues“ – ein Solo des Gitarristen, erzählt vom Leben aus dem Koffer und den Hotels, die während einer Tournee durch Japan zur vorübergehenden Heimat wurden. Den Song auf der in Japan erschienenen CD korrigierte Autschbach textlich spontan von Jonny Walker auf Ensdorfer Klosterlikör. Es fasziniert, dass das Duo nur ein wenig Technik, ein paar Gitarren und zwei Stühle brauchte.
Auf die glasklaren Töne der Baritongitarre, deren Spektrum Autschbach genüsslich auskostete von den satten Tiefen bis zu den Flageoletts, legte Samira Saygilis Gesang ihre enorme stimmliche Ausdruckspalette. Alle im Konzert gecoverten Songs waren nicht aufgewärmt, sondern in typischer Autschbach-Manier bearbeitet. Immer auf sehr individuelle Weise arrangiert bis wieder ein bekanntes Riff aufblitzte, das die Zuhörer auf die tonale Entdeckungsreise durch einen schönen Musikabend mitnahm.
Wann hört man schon mal eine Verschmelzung von Girl von Ipanema mit dem 10cc-Klassiker "I´m not in love?" Die Sphären des Autschbachschen Gitarrensounds nutzen den Frequenzgang des Equipments vorzüglich aus und erinnerten oft an ganz enge Keyboardklänge, die nur er wegen seiner besonderen Spieltechnik so spielen kann. Dabei ließ er seiner Partnerin immer den musikalischen Raum, ihre Stimme auszuleben: von einfühlsamen Passagen über humorvolle und hintergründige Parodien, Scatgesang, Trompetenimitationen bis zur rauhen Bluesstimme – wieder alles war dabei.
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