Vorstandsmitglied Hans Ram freute sich, dazu Peter Seidl aus Amberg als Referenten im Fürstensaal begrüßen zu können. „Pilgern hatte immer spirituelle Ziele“, stieg Seidl tief in die Geschichte des Pilgerns bei seinem mit vielen Bildern untermalten Vortrag ein. "So den Ablass von Sündenstrafen, das Erlangen des Seelenheils und auch die Übertragung von Heiligkeit durch die Reliquie des Heiligen am Pilgerziel." Dass dies für die Anlieger am Pilgerweg auch wirtschaftlichen Aufschwung und kulturelle Blüte brachte, sei mehr als ein angenehmer Nebeneffekt gewesen, so Seidl. Und er sah das auch kritisch, denn „es gibt unglaublich viele Geschichten und Mythen um den Jakobsweg, um das Grab des Apostels in Compostela, Wunder und Paradoxe. Fake news, die sich eine Wirklichkeit geschaffen haben." Dahinter steckten tiefe Religiosität, kluge Schachzüge, eiskalte Politik, Seelenfängerei, Ablasshandel – und genau hier beginne der Mythos.
Ein Konglomerat aus wahrem Glauben und tiefem Aberglauben sei nach Worten des Referenten der Hintergrund für das einzigartige spirituelle und kulturelle Phänomen des Jakobswegs. Das Wegenetz des Jakobwegs in Europa, ging Peter Seidl ins Detail, umfasse mit vielen Knotenpunkten rund 80 000 Kilometer. Die spirituelle Motivation sei sowohl als politisches Vehikel im Kampf gegen die Mauren in Spanien durch Diktator Franco aber auch 1988 durch den Europarat für die Einheit Europas – „Es handelt sich beim Jakobsweg um den Europaweg schlechthin, um einen Weg, durch den Europa seine wahre Dimension zu erkennen gibt“ – vereinnahmt worden.
Seinen Jakobsweg vor der Haustür teilte Peter Seidl in drei Etappen ein. Die Muschel sei das Zeichen, welches den Jakobsweg markiere und so heiße es diese Muscheln im Wald zu suchen „und es scheinen Muscheln an Bäumen aber auch an Pfosten und Wegweisern zu wachsen“. St. Jakobus begleite den Pilger und so beginne die erste Etappe an der St.-Jakobus-Kirche in Schwandorf, führe die Naab entlang nach Ettmannsdorf, Neukirchen und Schalkenthan, dann durch den Wald nach Dornberg bis Ensdorf. Etappe zwei beginne im Kloster Ensdorf bei der St.-Jakobus-Kirche, führe zum Eggenberg zur 14-Nothelfer-Kapelle bergauf durch den Hirschwald zur Burgruine Roßstein mitten im Wald. Weiter hinab ins Lauterachtal, vorbei an der Wallfahrtskirche Stettkirchen entlang der Lauterach in den Markt Hohenburg.
Die letzte, die kurze dritte Etappe, so Seidl, führe meist die Lauterach entlang, vorbei an Allersburg nach Ransbach zum ehemaligen Bahnhof Lauterach und entlang der Bahnline nach Kastl. Viele Darstellungen des Hl. Jakobus seien auf den Pilgerweg zu sehen, aber auch, wie er mit Bildern zeigte, viel Hölzernes, Fließendes, Ruhendes, Grünes, aber auch viel Menschenwerk mit Volksfrömmigkeit und Volksweisheiten. Ruinen zeigten den Weg des Vergehens, Brücken Verbindungen. Hans Ram dankte Peter Seidl mit einem Präsent, die eingegangenen Spenden würden für die Reparatur des Kreuzes im alten Friedhof verwandt, betonte er.
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