Erbendorf
18.01.2021 - 13:07 Uhr

Bienenrettung mal anders

Not macht erfinderisch: Weil die Mauerbienen vergangenes Jahr keine geeigneten Nistplätze fanden, richteten sie ihre Bruthöhlen zur Überwinterung im gesägten Palettenholz von Thomas Schmidt in Erbendorf ein.

Die Bruthöhle der Mauerwespe in einer Fräsung der vielen Palettenhölzer von Thomas Schmidt. Bild: njn
Die Bruthöhle der Mauerwespe in einer Fräsung der vielen Palettenhölzer von Thomas Schmidt.

Ganz schön luxuriös: ein Gartenhaus als Brutstätte der Mauerbienen. Dabei handelt es sich um eine Wildbienenart der Gattung Osmia, wie Imkervereinsvorsitzender Klaus Schmidt erklärt. „Im Gegensatz zu unseren Honigbienen, die in Völkern mit bis zu 50 000 und mehr Individuen leben, handelt es sich hier um einzeln lebende Wildbienen.“

Mauerbienen gehören nach seinen Worten zu den häufigsten Solitärbienen. „Sie stellen aus Drüsensekret und Blattstückchen beziehungsweise Erde Baumaterial für ihre Zellen her, in denen die Brut aufwächst.“ Diese Nester legen sie artspezifisch an – zum Beispiel in Mauern, Gesteinsspalten im Boden sowie in Stängeln, im Totholz hohler Äste oder in Gängen holzbohrender Insekten.

„Viele Natur- und Gartenfreunde bieten diesen Wildbienen Unterstützung in Form von selbstgebauten Insektenhotels, welche im Garten aufgestellt werden, an“, weiß Schmidt. Hier werden künstliche „Bruthöhlen“ in Form von hohlen Bambusstäbchen oder in Hartholz gebohrte Löcher mit verschiedenen Durchmessern angeboten. „Diese Kinderstuben werden von den Wildbienen gerne angenommen und belegt.“

"Diese Wildbienen sind mit ihrer großen Bestäubungsleistung extrem wichtig für unsere Natur und den Erhalt der Art- und Pflanzenvielfalt.“

Klaus Schmidt

Doch Not macht bekanntlich erfinderisch: Weil geeignete Nistplätze für die Mauerbienen nicht ausreichend vorhanden waren, haben sich die Insekten im vergangenen Sommer das Gartenhaus des Erbendorfers Thomas Schmidt als Brutstätte ausgesucht. Darin war gesägtes Palettenholz als Anzündholz gestapelt. „In den Zwischenräumen und Fräsungen der Holzbrettchen haben die Wildbienen Hunderte von Kokons, sprich ihren Nachwuchs für das Folgejahr eingebracht“, sagt Schmidt.

Der Vorsitzende bestätigt, dass es sich hier überwiegend um Kokons der Roten Mauerbiene und der Gehörnten Mauerbiene handelt, aber auch Kokons anderer Wildbienenarten dabei sind. „In den meisten dieser Kokons befinden sich bereits fertige Bienen, die in ihrer natürlichen Behausung geschützt überwintern und - sobald die Temperaturen Ende März wieder ansteigen - schlüpfen und dann erneut wieder Nistplätze für ihren Nachwuchs suchen, bauen und belegen. Diese Wildbienen sind mit ihrer großen Bestäubungsleistung extrem wichtig für unsere Natur und den Erhalt der Art- und Pflanzenvielfalt.“

Erbendorf30.09.2020

Als Garten- und Bienenfreund hat sich Thomas Schmidt sehr zur Freude seines Vaters, Imkervorsitzender Klaus Schmidt, bereiterklärt, das „Anzündholz“ mit den dort eingebrachten Bienenkokons erst zum Anheizen zu nutzen, wenn wirklich alle Wildbienen im Frühjahr ausgeflogen sind. So ist eine große Population dieser geschützten Wildbienen für den Sommer 2021 gerettet.

Für „Ersatzwohnungen“ der nächsten Generation wird bereits vorgesorgt: Denn Thomas Schmidt möchte rechtzeitig zum Saisonstart seinen Wildbienen mehrere Insektenhotels bauen und in seinem Garten verteilen, damit künftig ausreichend Brutmöglichkeiten für die Wildbienen vorhanden sind.

 
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