Erbendorf
14.11.2023 - 15:37 Uhr

Buchen im Hessenreuther Wald helfen beim Aufbau von Zukunftswäldern

Die Bayerischen Staatsforsten haben in diesem Jahr im Hessenreuther Wald im großen Stil Bucheckern gesammelt. Sie sollen in Nordbayern helfen, Wälder aufzubauen, die mit dem Klimawandel zurechtkommen.

Spaziergängern, Radfahrern und Wanderern im Hessenreuther Wald bot sich im Bereich der Finnenhütte im Hessenreuther Wald in den vergangenen Wochen ein ungewohntes Bild: Unter großen Buchen waren feinmaschige, grüne Netze ausgelegt. Was es damit auf sich hatte, erklärt der Leiter des Forstbetriebs Schnaittenbach, Philipp Bahnmüller in einer Pressemitteilung: "Die Netze sollten die herabfallenden Bucheckern auffangen."

Als Bucheckern werden die Samen der Buche bezeichnet. Und die bildet der Baum nur alle paar Jahre aus. Je nach Menge der Bucheckern sprechen Fachleute dabei von einer Halb- oder Vollmast der Bäume. Bei einer Halbmast tragen nur Äste mit viel Licht Bucheckern. Das war in diesem Jahr im Hessenreuther Wald der Fall.

Der Forstbetrieb Schnaittenbach hat laut Mitteilung an ausgewählten Stellen die Bucheckern aufgefangen, um sie für den Aufbau von Zukunftswäldern in Nordbayern zu nutzen. Von Anfang bis Ende Oktober lagen die Netze unter Bäumen, an denen besonders viele Bucheckern hingen. Dieses Verfahren habe sich bei der Beerntung von Buchenbeständen bewährt, berichtet Bahnmüller. Als das Gros der Bucheckern heruntergefallen war, wurden die Netze eingesammelt und das Laub von Bucheckern getrennt.

Ein Kilo reicht für 500 Buchen

"Diese Arbeit ist nun abgeschlossen. Das gereinigte Saatgut wurde zum größten Teil zum staatsforsteigenen Pflanzgarten nach Bindlach bei Bayreuth gebracht und dort eingelagert. Im Frühjahr 2024 soll es ausgesät werden", berichtet der Leiter des Forstbetriebs Schnaittenbach. Aus einem Kilogramm Bucheckern könnten rund 500 junge Buchen gezogen werden. "Heuer haben wir mehr als eine halbe Tonne Bucheckern sammeln können", freut sich Philipp Bahnmüller. Daraus könnten bis zu einer viertel Million Buchen wachsen, woraus rein rechnerisch 60 bis 70 Hektar neuer Wald werden könnte.

Doch nicht aus dem gesamten Saatgut werden in Bindlach neue Bäumchen gezogen. Mit einem kleinen Teil will der Forstbetrieb einen anderen Weg des Waldumbaus gehen. "Anders als bei der Pflanzung werden in diesem Fall Mischbaumarten gesät. So wird die natürliche Verjüngung simuliert", erläutert Bahnmüller. In Waldbeständen, in denen es bislang keine Buchen gebe, würden die Eckern direkt unter andere alte Bäume gesät. Das habe den Vorteil, dass sich die Wurzeln von Anfang an ungehindert entwickeln könnten, zudem entstehe ein sehr viel dichterer junger Wald.

Saatgut dringend benötigt

Da in vielen Gebieten Bayerns, auch in der Oberpfalz, vor allem die Fichte sehr unter der Trockenheit leidet, ist es nach Angaben des Forstamts dringend notwendig, Nadelwälder durch das Einbringen von klimaresistenteren Baumarten umzubauen. Die Buche spiele dabei mit ihrem großen Wurzelsystem eine wichtige Rolle, sei sie doch in der Lage, Wasser auch aus tieferen Bodenschichten zu nutzen. "Da Buchenwälder aber nur alle paar Jahre so viele Bucheckern tragen, dass sich eine Beerntung lohnt, investieren die Bayerischen Staatsforsten viel Zeit in solche Beerntungsaktionen", weiß Bahnmüller.

Auch wertvolles Holz im Blick

Es dürfe dabei nicht in jedem Buchenwald geerntet werden. "Beerntet werden nur Bäume, die gute Stammformen aufweisen und auch gesund sind. Dies ist wichtig, damit die künftige Buchengeneration gut aufwachsen kann und zudem auch noch wertvolles Holz liefert", erklärt der Förster. In einem strengen Auswahlverfahren würden deshalb nur Waldbestände für die Beerntung zugelassen, in denen genügend Bäume mit diesen Eigenschaften zu finden seien. Im Hessenreuther Wald sei dies der Fall.

Für die formale Zulassung dieser Bestände ist laut Mitteilung des Forstamts Schnaittenbach die Bayerische Forstverwaltung zuständig.

 
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