"Der Herrgott stellt einen dort hin, wo er einen braucht", sagt Martin Schraml. Bei ihm habe es zwar relativ lang gedauert, bis er das Anklopfen des Herrgotts laut und deutlich gehört habe. Doch nun ist er sich sicher, dass er den Weg, der für ihn vorbestimmt ist, gefunden hat. Am Samstag wird er im Hohen Dom zu Regensburg zum Ständigen Diakon geweiht und darf dann Pfarrer Martin Besold bei der Seelsorge unterstützen.
Viele Jahre Kolping-Vorsitzender
Wenn Martin Schraml (52) in seinem Haus an der Schloßstraße, in dem er mit Ehefrau Annette (42) und den drei Kindern Christoph (11), Johanna (7) und Jakob (5) wohnt, am hölzernen Esszimmertisch sitzt und in den kleinen Garten blickt und über seinen bisherigen Lebensweg spricht, wirkt er bisweilen sehr nachdenklich. Denn der ging zuerst in eine ganz andere Richtung. "Gut, der Glaube war bei uns in der Familie daheim schon immer wichtig. Er gehörte einfach dazu", sagt er. Martin Schraml wurde also nach der Erstkommunion Ministrant, trat der Kolpingsfamilie bei und wurde dort später sogar zum Vorsitzenden gewählt. Der berufliche Werdegang war irgendwie ohnehin vorgezeichnet. Schließlich stammte er aus einem Traditionsbetrieb, der Steinwälder Hausbrennerei Schraml. "Da war irgendwie klar, dass ich dort einmal einsteigen würde", sagt er.
Also folgte nach dem Besuch der Grundschule der Wechsel ans Kepler-Gymnasium mit dem Abitur und nach dem Grundwehrdienst in Pfreimd ging es zum BWL-Studium nach Passau und Regensburg. Und anschließend begann er dann, im elterlichen Betrieb, der Steinwälder Hausbrennerei Schraml und den Steinwald-Getränken, mitzuarbeiten.
Martin Schraml wurde in den Stadtrat gewählt, galt als ein Hoffnungsträger der CSU und engagierte sich im Gewerbeverein, bei den Reservisten, Kolping und anderen Vereinen. "Das war eine Phase, in der ich geglaubt habe, dass ich alles machen muss", blickt er auf diese Jahre zurück. "Vielleicht hat der Herrgott auch schon damals bei mir angeklopft, nur ich habe das wegen der vielen Nebengeräusche nicht gehört, weil ich in so vielen Bereichen unterwegs war", sagt er heute.
Doch mittlerweile hat sich sein Leben grundlegend geändert. "Der Herrgott lässt dich gewähren, aber er lässt dich auch schon mal gegen eine Wand laufen", philosophiert der Erbendorfer. Mit dieser Wand meint er die Meinungsverschiedenheiten über die künftige Ausrichtung des elterlichen Betriebs, die letztlich dazu führten, dass der Erbendorfer aus der Brennerei ausschied und sich beruflich neu orientierte.
Martin Schraml absolvierte zunächst eine Lehre als Versicherungskaufmann und landete schließlich in der Buchhaltung eines Unternehmens für erneuerbare Energien im Landkreis Tirschenreuth. "Zeitweise war der Himmel schon grau", sagt er. Doch dann hörte er dieses Anklopfen, das immer lauter wurde. Er spürte, dass der Herrgott eine neue Aufgabe für ihn hatte. Martin Schraml begann sich für die Möglichkeit, als Ständiger Diakon am Haus Kirche mitzubauen, zu interessieren und erkannte immer stärker, dass dies sein Lebensweg sei. Viele Gespräche mit Ehefrau Annette bestärkten ihn dabei. "Ohne die Familie hätte ich das wohl nicht gepackt", sagt er.
"Das Leben wird nach vorne gelebt, aber nach hinten verstanden", zitiert er den dänischer Philosophen, Theologen und Schriftsteller Sören Kierkegaard. Nach Gesprächen bei Verantwortlichen der Diözese Regensburg schlug er dann 2014 den Weg zum Ständigen Diakon ein. Er besuchte theologische Kurse der Domschule in Würzburg und absolvierte dann die Diakonausbildung in Regensburg mit ein- und zweitägigen Fortbildungsveranstaltungen.
Ganze Kirchen rappelvoll
Zum Programm gehörte auch ein Besuch der Weihe der drei Ständigen Diakone im vergangenen Jahr im Hohen Dom in Regensburg. "Das war ein richtig großes Fest. Die ganze Kirche war rappelvoll und es standen viele Priester am Altar", erinnert sich der Erbendorfer. Genauso sollte es heuer ablaufen. Doch dann kam Corona. Die Folge ist: Die Zahl der Teilnehmer wurde drastisch beschränkt. Martin Schraml durfte nur etwa 30 Gäste zur Feier in den Dom einladen. "Das ist natürlich schon hart", sagt er. Er hat sich dazu entschieden, jede kirchliche Institution und jeden kirchlichen Verein in Erbendorf zu berücksichtigen." Vielen anderen, die er gerne dabei gehabt hätte, musste er absagen. Quasi als Ersatz ist dann nach dem ersten Gottesdienst am Sonntag, 11. Oktober, ein Stehempfang im Kirchenpark als Möglichkeit der Begegnung geplant. "Allerdings auch unter den derzeitigen Regeln", schränkt Schraml ein.
Anschließend wird er als Ständiger Diakon neben seiner Arbeit als Buchhalter nebenberuflich in seiner Heimatpfarrei Mariä Himmelfahrt tätig sein, sehr zur Freude von Stadtpfarrer Martin Besold. "Es ist eine große Freude, dass sich aus unserer Pfarrei ein Mann in den Dienst als Diakon stellt", sagt der Stadtpfarrer. Er verrät auch, was die Pfarrgemeinde dem Diakon schenken wird: eine Dalmatik, das Gewand des Diakons bei der Messe, in der liturgischen Farbe grün. "Beim ersten Gottesdienst in Erbendorf wird er sie schon tragen", weiß Besold. Zu diesem feierlichen Gottesdienst kommt Pfarrer Stefan Wissel aus Barbing als Hauptzelebrant und Prediger. Er war, als Martin Schraml Vorsitzender der Erbendorfer Kolpingsfamilie war, Diözesanpräses des Kolpingswerks. Mit Martin Schraml verbinden ihn viele gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse.
Kurzer Weihespruch
Als Weihespruch hat Martin Schraml übrigens keinen Psalm aus der Bibel gewählt, sondern einen Satz der heiligen Teresa von Avila, welcher auf den Kern des Christseins verweist: "Gott allein genügt!" Natürlich habe er auch viele geeignete Bibelstellen gefunden. Aber dieser eine Satz von Teresa von Avila fasse dies alles zusammen und sage eigentlich alles aus.
Altes Amt neu belebt
Martin Schraml, 1968 in Erbendorf geboren, wird am Samstag mit dem gebürtigen Straubinger Willibald Poiger zum Ständigen Diakon geweiht. Der ständige Diakonat wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil wieder belebt und ist im Bistum Regensburg seit 1973 eingeführt. Er wird haupt- oder nebenberuflich ausgeübt und steht auch verheirateten Männern offen. Unverheiratete Kandidaten legen vor der Weihe das Zölibatsversprechen ab.
In der Diözese Regensburg gibt es derzeit 116 Ständige Diakone. Mit der Weihe gehören sie zum Stand der Kleriker. Im Zentrum der Aufgaben der Ständigen Diakone, deren Bezeichnung "Diakon" auf das griechische Wort "Dienen" zurückgeht, steht der karitative Dienst. Ihre Arbeit in der Kirche soll den Dienst Christi an den Menschen in besonderer Weise zum Ausdruck bringen. Die konkreten Aufgabenfelder der Ständigen Diakone liegen sowohl in der konkreten Hilfe für notleidende Menschen als auch in der Feier der Liturgie und der Verkündigung des Evangeliums.
Die Ständigen Diakone assistieren dem Priester, sie dürfen das Evangelium verkünden und können auch predigen. Sie dürfen die Taufe spenden, kirchliche Trauungen und Begräbnisfeiern leiten, Wortgottesdienste feiern, die Kommunion und Segnungen spenden.
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