Erbendorf
03.05.2022 - 16:04 Uhr

Erbendorfer erinnern an "ihren" Bockl

„Vor 50 Jahren: Die letzte Fahrt“: Mit dieser Ausstellung beteiligt sich das Heimatmuseum am Sonntag, 15. Mai, am „Internationalen Museumstag“. Dabei wird vor allem die Einstellung des Personenzugverkehrs unter die Lupe genommen.

Von der Lokalbahn Erbendorf nach Reuth bei Erbendorf ist heute nicht mehr viel übrig. Da, wo früher die beiden Bahnhöfe, der Bahnhof Erbendorf-Nord und Erbendorf-Süd, standen, stehen heute Supermärkte. Der Streckenverlauf ist nur noch durch den Kurweg, der darauf verläuft, und den Hektometersteinen entlang der ehemaligen Gleisstrecke zu erkennen. Nicht zu vergessen: das etwas versteckte Bahndenkmal hinter dem Netto-Markt in der Bahnhofstraße.

Eröffnet wurde die Lokalbahn am 1. Oktober 1909 nach großen Streitigkeiten, wo denn der Bahnhof hinkommen soll. Politik und Bürger, sogar die Pfarreien und die Schule waren wegen der Standortfrage entzweit. Letztendlich errichtete die königlich-bayerische Staatsbahn ihren Bahnhof am Nord und die Süderer gründeten eine Genossenschaft und eröffneten ihre Haltestelle am Süd.

Trauerzug zur letzten Fahrt

Das auf der Strecke verkehrende Eisenbahnungetüm wurde liebevoll Bockl genannt. Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre zeichnete sich langsam das Ende der Eisenbahn ab. Am 27. Mai 1972 hieß es „Bockl ade!“ und die letzte Personenzugfahrt stand an. Was beim Bau die Erbendorfer gespaltet hatte, führte sie am Ende wieder zusammen: Denn vom Erbendorfer Marktplatz marschierte ein Trauerzug den Kaiserberg hinunter zum Nordbahnhof.

Man trug schwarzen Frack und Zylinder und verteilte Drucke der Traueranzeige. Auf einem roten Transparent war zu lesen "Wir werden unseren Bockl nie vergessen!" In den örtlichen Tageszeitungen wurden eine Traueranzeige der "Hinterbliebenen von Erbendorf und Umgebung" veröffentlicht. Die Blaskapelle "Neuhauser Boum" begleitete den Trauerzug musikalisch. Außerdem wurden an alle Kinder der Erbendorfer Schule kostenlos Fahrkarten ausgegeben, damit diese noch mal mit dem Bockl fahren konnten.

Fotos und Filme

Die Requisiten der damaligen „Demonstration“ sind als Exponate noch heute im Heimat- und Bergbaumuseum zu sehen. Zum Museumstag am Sonntag, 15. Mai, lässt das Museum die Besucher unter dem Motto „Vor 50 Jahren: Die letzte Fahrt“ in die Geschichte und das Ende der Lokalbahn Erbendorf/Reuth eintauchen.

„Wir sind bereits in den Vorbereitungen“, sagt Museumsleiter Manfred Klöble. „Am Museumstag wird es eine Fotoausstellung zur Eisenbahn mit einem Schwerpunkt auf die letzte Personenzugfahrt geben sowie auch Videofilme.“ Nicht nur die Kinder können sich an diesem Tag freuen. „Denn auf unserer Lokalbahn im H0-Maßstab werden die Züge rollen“, so Klöble.

Geöffnet ist das Museum am Sonntag, 15. Mai von 14 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen im Internet unter www.heimatmuseum.erbendorf.de.

 
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