Das hat es im Landkreis Tirschenreuth laut Mitteilung noch nie gegeben: Erstmals trafen sich die Mitglieder der Kreistagsfraktionen der Freien Wähler, der SPD und der Grünen zu einer gemeinsamen Fraktionssitzung. Im Mittelpunkt stand dabei die künftige Zusammenlegung der beiden Realschulen in Waldsassen. Zum Hintergrund: Es sollen zwei Bildungseinrichtungen mit unterschiedlichen Trägern – die Mädchenrealschule der Zisterzienserinnen und die Staatliche Realschule im Stiftland – zu einer verschmelzen. Die gemeinsame Realschule soll künftig unter staatlicher Leitung sein.
Bei der Sitzung im Aribo-Hotel in Erbendorf hätten die Fraktionssprecher kurz den aktuellen Sachstand zusammengefasst. Dabei kam auch die Rede auf einen Artikel im "Neuen Tag" von Anfang Mai. Beide Schulen hatten damals in einer Mitteilung darauf hingewiesen, dass derzeit die Schulleitungen der beiden Realschulen, Kerstin Reiter, Schwester M. Raphaela Kratzer, Stephan Drexler und Reiner Summer, zusammen mit dem Schulleiter der Realschule Kemnath German Helgert als Berater ein pädagogisches Konzept erarbeiten. Es lege die inhaltliche Ausrichtung der gemeinsamen neuen Schule fest. "Im Mittelpunkt soll digitales Lernen sowie eine breite Auswahl an Ausbildungsrichtungen aus den Bereichen Naturwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Sprachen, Handwerk und Sozialwesen stehen", hieß es im Mai.
"Keine Denkverbote"
Dieses Vorgehen können die drei Fraktionen nicht nachvollziehen, denn dem Kreistag sei dieses pädagogische Konzept bislang nicht vorgelegt oder zur Kenntnis gebracht worden. Auch kritisieren sie, dass sich der Zusammenlegungsprozess der beiden Einrichtungen "nun doch schon fast zwei Jahre im Wesentlichen ohne Öffentlichkeitsbeteiligung hinzieht". Daher fordern Freie Wähler, SPD und Grüne eine Einsichtnahme und Veröffentlichung des erarbeiteten pädagogischen Konzepts zum Beispiel im Rahmen einer öffentlichen Kreistagssitzung. Daraus müsse dann vonseiten der Regierung der Oberpfalz ein abstraktes Raumprogramm erarbeitet werden, das die pädagogischen Notwendigkeiten für diese neue, dann größere und rund 750 Schüler fassende Schule abbilde.
Erst danach könne laut der Mitteilung eine Beauftragung einer Machbarkeitsstudie zur konkreten Umsetzung des pädagogischen Konzepts auf Basis des abstrakten Raumprogramms bei einem unabhängigen Architekten erfolgen. Dabei dürfe es keine Denkverbote oder Standorteinschränkungen geben: "Beide möglichen Standorte müssten geprüft werden und nötigenfalls muss auch über einen Neubau und dessen Standort öffentlich diskutiert werden."
So gut aufgestellt wie Kemnath
Alle drei Fraktionen würden den Handlungsbedarf erkennen und die Überlegungen der Zusammenlegung unterstützen. Wichtig sei ihnen, dass sie bei der Suche nach dem Standort eingebunden werden und es eine breite öffentliche Debatte dazu gebe. Die neu entstehende Realschule müsse genauso gut aufgestellt werden, wie die im Bau befindliche neue Realschule in Kemnath. Die hier anstehende Entscheidung sei sicher schwierig, aber wegweisend für die nächsten Jahrzehnte.
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