„Steht auf und gebt der Welt ein Lebenszeichen – in jedem von euch brennt dasselbe Licht. Noch ist es dunkel, doch die Nacht wird weichen. Schenkt der Welt ein menschliches Gesicht.“ Diese Zeilen stammen aus dem Lied „Lebenszeichen“, in dem Musical „Kolpings Traum“. Ich finde, da wird Advent spürbar, diese Zeit der Hoffnung auf Licht.
Das Lied ist inspiriert vom Wirken des Priesters und Sozialreformers Adolph Kolping, dessen Gedenktag am 4. Dezember ist. Es macht uns wieder bewusst, dass wir heute erneut eine ganz wichtige Aufgabe haben: nämlich, „Lebenszeichen“ zu schenken, den Menschen Licht zu sein. Kolping lebte in der Umbruchszeit der industriellen Revolution. Ihn trieb die Not der Handwerksgesellen um, die ihre Heimat verloren hatten, weil so viele kleine Handwerksbetriebe von großen Fabriken verdrängt wurden. Die Sehnsucht der Menschen nach Heimat und Gemeinschaft, nach Hoffnung und Zuversicht war groß. Kolping gründete Gesellenvereine, gab den Menschen Heimat, und damit – ja, ein „Lebenszeichen“.
Sehnsucht nach Halt
Mich berührt dieses Lied jedes Mal wieder. Es spricht eine tiefe Wahrheit an, die wir im Alltag allzu leicht vergessen: Seit der Taufe brennt in uns dieses Licht – ein Lebenszeichen. Gerade durchleben wir die vierte Welle der Corona-Pandemie, zunehmend sind wir orientierungslos und verunsichert. Viele von uns sehnen sich nach Halt, Hoffnung und Licht – sie spüren, es geht nicht immer nur um noch mehr Info, es geht um mehr Maßstab. Dieser Vater Kolping – wie ihn die Gesellen liebevoll nannten, die in den Kolpinghäusern Heimat gefunden hatten – er kann uns da heute wieder Hilfe sein.
Adolph Kolping ist für mich ein richtig adventlicher Heiliger. Seine Idee, Menschen Heimat zu geben, Menschen wieder ihre Würde entdecken zu lassen, das ist wie das Anzünden eines Lichts. Wenn wir morgen die zweite Kerze am Adventkranz entzünden, so ist das ein wunderbares Zeichen für das wachsende Licht. Überall dort, wo wir anderen Menschen Hoffnung und Freude schenken, machen wir auch diese Welt heller.
Räume der Menschlichkeit
Advent also als eine neue Chance für uns, Räume der Menschlichkeit füreinander zu schaffen? Wir brauchen schlicht und einfach ein menschliches Gesicht. Und so macht Gott sich selber auf den Weg zu uns, um uns als Mensch auf Augenhöhe zu begegnen. Das ist Weihnachten. Ich denke, genau hier beginnt das Geheimnis der Heiligen Nacht: Gott schenkt der Welt sein menschliches Gesicht. Dieses menschliche Gesicht blickt uns an und sagt: „Du bist einzigartig und wertvoll. So wie du bist, bist du gut.“ Immer dann, wenn wir in ein menschliches Gesicht blicken, können wir Gott begegnen.
Immer dann, wenn wir über unseren Schatten springen und um Vergebung bitten. Wenn wir für die Sorgen anderer ein offenes Ohr haben. Ja, wenn wir dem anderen das geben, was er zum Leben braucht. Dann fangen wir an, in jedem Menschen Gottes Ebenbild zu sehen. Ein Freund hat mir einmal einen Satz gesagt, der mich auch heuer im Advent begleiten wird: „Mach’s wie Gott – werde Mensch!“















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