Er lebte um das Jahr 300 im alten Rom, war römischer Soldat und bekennender Christ - und genau das wurde ihm in seinen jungen Jahren zum Verhängnis. Die Rede ist von Faustinus: ein Heiliger, dem in Erbendorf bereits seit 1751 besonders gedacht wird. Unter dem Hochaltar in der Lorettokapelle liegen seine Gebeine, einige Meter über dem Eingang zum Gotteshaus wurde sein Abbild in eine Statue aus Stein geschlagen.
"Diese historische Figur haben wir vor Kurzem durch eine neue ersetzt", erzählt Pfarrer Martin Besold und blickt entlang der Fassade nach oben. "Das Ergebnis ist sehr gut geworden", sagt Georg Schraml, Mitglied der Kirchenverwaltung und sozusagen "Sponsor" der neuen Statue. Angefertigt wurde sie von Steinmetz Georg Neugirg aus Kohlbühl.
"Der alte Faustinus sah schon ganz schön mitgenommen aus", sagt er und muss schmunzeln. Wind, Wetter und andere Umwelteinflüsse hätten an der Figur aus Sandstein genagt, die wohl gegen 1850 angefertigt wurde. Dass der Faustinus "nicht mehr so gut beinand ist" wurde vor vier Jahren bei der Sanierung des Dachstuhls festgestellt.
Granit statt Sandstein
Für Georg Schraml die Chance, "seiner Kirche" etwas zurückzugeben. In seinem Zimmerei-Betrieb laufe es seit Jahren sehr gut, es gab keine Unfälle. Und auch persönlich sei er von Unglück oder Krankheit verschont geblieben. "Dafür wollte ich mich bedanken und habe gesagt, dass ich für die neue Figur aufkomme", blickt Schraml zurück. Gesagt, getan. Über einen Zeitraum von sechs Monaten haben Georg Neugirg und sein Mitarbeiter Adolf Schön an der neuen Figur gearbeitet. Damit dieser in Zukunft länger hält, haben sie sich für Bayerwaldgranit aus Hauzenberg entschieden. Aus einem Quader wurde die gut 1,10 Meter große Figur zunächst ausgesägt. Die Feinheiten entstanden durch Hammer, Meißel und Winkelschleifer. "Der neue Faustinus ist ein wahrlich schwerer Brocken", sagt Georg Neugirg. Rund 800 Kilogramm wiegt die Figur - 600 Kilogramm mehr als die Variante aus Sandstein.
Gebeine für die Kapelle
Dass der heilige Faustinus in Erbendorf verehrt wird, ist dem Geistlichen Johann Michael Pfreumbter zu verdanken. Der gebürtige Erbendorfer erhielt 1738 die Pfarrei, kaufte sich westlich der Pfarrkirche ein altes Haus mit Garten. Dort ließ er an der Nordseite eine Kapelle errichten. Pfreumbter war selbst mehrere Male in Rom und brachte zahlreiche Heiligtümer mit nach Bayern. Schließlich gelang es ihm, die Gebeine des Faustinus für seine Kapelle zu gewinnen. Auf Befehl von Papst Benedikt XIV. (1740 bis 1758) wurden diese aus dem unterirdischen Friedhof der heiligen Priscilla in den Katakomben von Rom gehoben und schließlich nach Erbendorf verschickt.
Bei ihren Arbeiten nutzten die Steinmetze die alte Figur als Vorlage. Faustinus trägt weiterhin eine verzierte Tunika. Besonderes Augenmerk wurde auf die Attribute - Gegenstände, an welchen der Heilige besser erkannt werden kann - gelegt: Faustinus trägt in der einen Hand einen Kelch und über dem Arm einen Palmzweig. Ein allgemeines Merkmal, dass es sich um einen Märtyrer handelt.
Neue Heimat für alte Statue
"Faustinus ist mit seinen Brüdern Rufus und Simplicius wegen seines christlichen Glaubens gefoltert und getötet worden", weiß Pfarrer Martin Besold. Die Brüder starben während der Christenverfolgung zur Zeit des römischen Kaisers Diokletian. Der Legende nach wurden die Leichen der gemarterten und enthaupteten Brüder in den Tiber geworfen. Ihre Schwester Beatrix zog sie hinaus und setzte sie in den Katakomben bei. Dabei wurde sie ergriffen und ebenfalls getötet. Ein dramatisches Ende, bedeutet doch der Name Faustinus aus dem Lateinischen übersetzt "kleiner Glücksbringer".
Ein besseres Ende gibt es hingegen für die Statue aus Sandstein: "Als wir vom schlechten Zustand des Faustinus erfuhren, haben wir Rücksprache mit dem Diözesanarchitekten gehalten", erinnert sich Besold. Dieser gab das O.k., die alte gegen eine neue Statue zu tauschen - allerdings unter einer Bedingung: Der alte Faustinus muss vor weiterem Verfall geschützt werden. "Dieser Auflage kommen wir nach und geben dem Heiligen in der Lorettokapelle eine neue Heimat", sagt Besold.
Wie die Reliquien nach Erbendorf kamen
- Reliquien kamen 1751 durch Pfarrer Johann Michael Pfreumbter nach Erbendorf
- Die Pferde seien beim Transport im Morast eingesunken, der Wagen war nicht mehr flott zu kriegen
- Als ein Zeichen Gottes wurde entschieden die Gebeine an diesem Ort zu belassen.
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