Erbendorf
18.10.2019 - 14:59 Uhr

Kleiner Dienst macht große Freude

Hilfe beim Einkaufen, die Begleitung in den Gottesdienst oder zum Arzt: Auf die Hilfe des Kleinen Dienstes können sich Erbendorfer seit Jahrzehnten verlassen.

Pfarrer Christoph Zeh, Pfarrer Martin Besold, Singkreis-Leiterin Heidi Banzer (von links) sowie Schriftführerin und Kassierin des Kleinen Dienstes Rita Kunz (rechts, hinten) treffen sich zwei Mal jährlich zu einer Versammlung mit den ehrenamtlichen Helfern. Bild: fua
Pfarrer Christoph Zeh, Pfarrer Martin Besold, Singkreis-Leiterin Heidi Banzer (von links) sowie Schriftführerin und Kassierin des Kleinen Dienstes Rita Kunz (rechts, hinten) treffen sich zwei Mal jährlich zu einer Versammlung mit den ehrenamtlichen Helfern.

Inklusion betrifft nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern viele verschiedene Teile der Gesellschaft. Senioren nehmen einen wichtigen Stellenwert ein, wenn es darum geht, Teilhabe zu verbessern und Menschen zu unterstützen. In Erbendorf arbeitet der Kleine Dienst viele Stunden im Jahr daran, Senioren zu helfen.

Bereits seit 1996 organisieren die Beteiligten die Nachbarschaftshilfe im Ort. Der Zusammenschluss ehrenamtlicher Helfer greift Menschen bei Alltagsaufgaben wie Einkäufen und Arztbesuchen unter die Arme, holt Essen von der Tafel ab oder begleitet sie zu Gottesdiensten. Jeder Erbendorfer, der kurzzeitig in einer Notsituation ist, kann sich an den Kleinen Dienst wenden.

Flexible Hilfe

Die Freiwilligen seien jedoch keinesfalls ein Ersatz für Pflegedienste, sondern lediglich ein Hilfsdienst. Jeder, der möchte, kann deshalb mithelfen, ganz unabhängig von Beruf, Alter oder Konfession. Wer sich bereit erklärt, mitzumachen, erhält einen Helfer-Ausweis, den man einmal jährlich verlängern kann. Größtenteils arbeiten die Engagierten selbstständig, eine gemeinsame Besprechung gibt es zum einen in der Frühjahrsversammlung, zum anderen beim gemeinsamen Sommerfest. Dabei besteht jeweils die Möglichkeit, Wünsche und Sorgen zu äußern.

Ansprechpartnerin Pauline Klöble vermittelt die Freiwilligen an diejenigen, die per Telefon um Hilfe bitten. Die Ehrenamtlichen können angeben, an welchen Tagen sie Zeit haben. „Die Helfer können selbst bestimmen, wann und wie lange sie sich engagieren, der Kleine Dienst ist keinesfalls eine Vollzeit-Verpflichtung“, betont Rita Kunz, Schriftführerin und Kassierin des Kleinen Dienstes.

Die Mitwirkenden sind ein gutes Team, das sich aufeinander verlassen kann. Im Jahr 2018 waren 22 Helfer im Einsatz, die insgesamt mehr als 550 Einsätze in knapp 800 Stunden geleistet haben. In der ersten Hälfte diesen Jahres haben 23 Helfer bereits 340 Aufträge übernommen.

Nicht nur bei diesen Alltagshilfen, sondern auch im Sing- und im Seniorenkreis arbeiten Freiwillige daran, älteren Menschen eine Freude zu bereiten. Einmal im Monat besuchen die fünf Damen des Seniorenkreises das Caritas Senioren- und Pflegeheim in Erbendorf. Jedes Mal lauschen dann 30 bis 50 Teilnehmer den kurzen, oft lustigen Geschichten sowie altbekannten Volksliedern und religiösen Melodien. Daneben dürfen unterhaltsame Spiele, die das Gedächtnis trainieren, nicht fehlen. Mit im Gepäck haben die Ehrenamtlichen jedes Mal auch Blumen, die gerade im eigenen Garten blühen, sowie kleine, oft selbst gebastelte Geschenke.

Außerdem engagiert sich der Singkreis, der auf Initiative von Schwester Giselheid im Juni 2005 entstanden ist und heute unter der Leitung von Heidi Banzer steht. Etwa zehn Frauen besuchen, ausgestattet mit Gedichten, Lieder-Sammlungen und Gitarre, einmal im Monat die Zoiglstube des Caritas-Heims. Wer an der heiteren Runde teilnimmt, hört oft nicht nur zu, sondern klatscht und musiziert auch gerne einmal mit. Die Lieder finden die Senioren jeweils in den Liederheften, die die ehemalige Singkreis-Leiterin Annemarie Meierhöfer zusammengestellt hat.

Zeit schenken

„Und selbst wenn einige nicht mehr aktiv mitsingen können, haben sie sichtlich ihre Freude, wenn sie die Musik hören“, sagt Heidi Banzer. Wenn ihr Programm gut bei den Menschen ankommt, bestärkt sie das in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. „Wenn sich der Gesichtsausdruck der Leute entspannt oder ein leichtes Lächeln erkennbar ist, dann ist das auch für uns ein wunderschönes Gefühl.“

Die regelmäßigen Besuche sind nicht nur ein Hilfsangebot. Mit der Zeit entstehen zwischen den Beteiligten Freundschaften. Bevor das monatliche Programm, das die Beteiligten auf die jeweilige Jahreszeit abstimmen, beginnt, holen die Freiwilligen die Senioren von ihren Zimmern ab. Auf dem Weg zur Veranstaltung tauschen sie sich aus, teilen Gedanken und Sorgen und berichten sich gegenseitig von Neuigkeiten aus dem Heim und aus Erbendorf. „Sich Zeit für Gespräche zu nehmen ist wirklich wichtig“, sind sich die Mitarbeiter des Kleinen Diensts einig. Eine freundliche Atmosphäre sei genau so bedeutend.

Nicht nur die Besucher, auch das Personal der Caritas weiß die Besuche des Senioren- und Singkreises zu schätzen. Als Dankeschön sind die Ehrenamtlichen oft zu Festen im Heim eingeladen.

Die Katholische Pfarrgemeinde und die Evangelische Kirchengemeinde Erbendorf sind Träger des Kleinen Dienstes. Die Pfarrer Martin Besold und Christoph Zeh freuen sich, dass es eine solche Organisation schon gab, als sie beide nach Erbendorf gekommen sind. Sie sind glücklich darüber, dass sich die Ehrenamtlichen gerne engagieren und den Menschen eine Möglichkeit bieten, neue Kontakte zu schließen und sich zu unterhalten.

„Die Begleitung von Menschen, die Hilfe benötigen, ist eine wertvolle Arbeit für die Gemeinde“, lobt Pfarrer Martin Besold. „Die Helfer des Kleinen Dienstes sind nicht vom Fach, aber jeder von ihnen kann Menschlichkeit geben“, schließt sich Pfarrer Christoph Zeh an.

Neue Helfer sind den Verantwortlichen jederzeit willkommen. Hilfesuchende Erbendorfer können sich telefonisch unter der Nummer 0151-26 149 316 an die Vermittlungsstelle des Kleinen Dienstes wenden.

Info:

Zum Thema "Inklusion im Landkreis" wirft der "Neue Tag" in einer neuen Serie einen Blick darauf, was Inklusion bedeuten kann. Dabei werden in Artikeln, die in unregelmäßigen Abständen erscheinen, beispielhaft verschiedene Einrichtungen und Personen vorgestellt, die zu einem inklusiven Landkreis beitragen.

 
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