Im Grunde ist es allein schon Kunst für sich, mehr Kunst in die Stadt bringen zu wollen. Nicht, weil Erbendorf dafür nicht offen sein könnte oder sich die Erbendorfer gar als "Kunstmuffel" outen. Potenzial, sagen Jürgen und David Frischholz, sei ausreichend vorhanden. Diese Erfahrung haben Vater und Sohn in einem relativ raschen Zeitraum gemacht. Täglich klingle bei ihnen das Telefon oder Interessenten aus der Stadt melden sich über andere Medien. Die beiden denken seit vielen Jahren nach, wie das funktionieren kann mit Kunst in Erbendorf.
Im Oktober 2020 gegründet
Dem Wunsch, der vor zwei Jahren reifte, folgten Taten: Im Oktober 2020 wurde der Kunst- und Kulturverein Erbendorf gegründet. "Das war ein Kunststück", sagt Jürgen Frischholz. Die beiden hatten keinerlei Ahnung, wie überhaupt ein Verein gegründet wird und sprangen trotzdem ins eiskalte Wasser. Denn wer hat schon Interesse an Kunst, wenn gerade eine Pandemie die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzt? "Viele", freuen sich Jürgen und David über eine unerwartet hohe Resonanz.
Der 56-jährige Mitarbeiter eines Automobilkonzerns und der 23-jährige BWL-Student können sich über positives Feedback zu ihrer Idee nicht beklagen. "Bürgermeister Johannes Reger und sein Stellvertreter, Bernhard Schmidt sind auch Mitglieder", sagen sie stolz. Warum braucht Erbendorf Kunst und warum als Verein? Jürgen Frischholz erklärt dies mit seinen eigenen künstlerischen Ambitionen seit seiner Kindheit. Als Ausgleich zum Berufsalltag malt Frischholz großformatige Bilder in Öl und Acryl. Bei einem Workshop im Tessin habe er erlebt, was Kunst unter Freunden und Gleichgesinnten ausmache und bewirke. Bei all den schönen Erlebnissen sei die Idee gereift, dass das auch in Erbendorf möglich sein könne.
David Frischholz ist mehr der Praktiker, er hat Spaß an der Organisation. Kunst selbst, gibt er zu, reize ihn nicht so sehr. Wenn er auch mit dem Vater öfter im Atelier gemalt habe. Dem jungen Erbendorfer geht es ums Gesellschaftliche und um die damit verbundenen Treffen unter Freunden und Gleichgesinnten. David, der in Regensburg studiert, möchte in der Heimat aktiv bleiben. Die unterschiedlichen Ambitionen von Vater und Sohn standen Pate für die Vereinsgründung. "Ich muss zugeben, dass mir David mit der Organisation bei der Gründung eine große Hilfe war. Da bin ich nicht so engagiert", gibt Jürgen Frischholz zu.
Digitale Mitgliederwerbung
Aber wie kümmert man sich um einen Verein im Lockdown und ohne Mitgliedertreffen? Ganz "einfach" ist es natürlich nicht: Online-Treffen, viele Telefonate, Mitgliederwerbung via moderne Medien, Bündeln der Ideen aus Mitgliederreihen und Konzepte für eventuell spätere Veranstaltungen erstellen. Vater und Sohn erzählen stolz auch von der Künstlerfamilie Flor aus Ebnath, die bereits Mitglied ist. 28 Mitstreiter konnten seit Oktober gewonnen werden. Dabei beschränkt sich die Suche nicht auf die bildenden Künste. Der Verein ist breit gefächert aufgestellt vom Maler über den Bildhauer, Literaten und Fotografen, Grafiker, Musiker und Theaterspieler bis hin zum Brauchtum, dem auch ein Platz eingeräumt wurde.
Keine Details zum Startup-Event
Das alles soll den Bürgermeister sehr gefreut haben. Johannes Reger habe sich bei der Vereinsgründung auch verrückte Ideen gewünscht. Geduld hat Weile: Zwar feilt der Verein am Startup-Event im Sommer, an dem ganz Erbendorf beteiligt werden soll. Aber auf die Frage nach Details wird nichts verraten. Das große Geheimnis entspringt dem traurigen Umstand, dass der Verein konkret ins Blaue plant. "Wir wissen nicht, ob wir überhaupt wegen Corona was veranstalten können", erklärt David.
Was beide sich wünschen: Viele Mitglieder. Da spielt es keine Rolle, ob künstlerisch tätig oder an Kunst interessiert. "Wir brauchen aktive wie passive Leute und freuen uns über Sponsoren", sagen Vater und Sohn. David bedauert, dass manche Freunde und Bekannte denken, Kunst sei nichts für sie oder sagen, sie hätten "mit Kunst nichts am Hut". Frage er nach deren Hobbys, komme als Antwort "fotografieren", "tanzen" oder "Musik". All das ist Kunst. Netzwerken heißt das Schlagwort, das aktuell oben ansteht im jungen Verein. Jürgen und Sohn David strecken die Fühler über die Stadtgrenzen hinweg aus, suchen Kunstschaffende und -interessierte im gleichen Atemzug wie ein künftiges Domizil. Im Hotel Aribo und im Rathaus seien sie offen empfangen worden für die Gründungsveranstaltungen. "Vielleicht können wir in ein Zimmer ins Bürgerhaus", sinniert Jürgen Frischholz weiter. Über Tipps würden sie sich freuen. Geschafft sind jede Menge Schreibtischarbeit und Organisatorisches. Jürgen Frischholz möchte sobald möglich ein offenes Maler-Atelier anbieten, ein Stammtisch ist im Gespräch.
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