Ausgerechnet im Strafraum des ehemaligen Fußballplatzes am Bergwerk klafft ein rund zehn mal zehn Meter großes Loch, das sich an einem Montagmorgen vor acht Jahren unüberhörbar ankündigte. Waren es anfangs nur wenige Meter, vergrößerte sich der Krater relativ rasant. Einem, dem als Erster das Loch auffiel, war ausgerechnet Bauamtsleiter Dieter Döppl, der damals neben dem Fußballplatz wohnte. Auf seinem Weg ins Rathaus sah er auf der schneebedeckten Rasenfläche vor dem Tor etwas Schwarzes. Erst bei näherem Hinsehen schrillten bei ihm die Alarmglocken: Ein großes, mit Wasser gefülltes Loch.
Zurück im Rathaus wurden dann alle Hebel in Bewegung gesetzt. Der damalige Bürgermeister Hans Donko ließ sofort den Fußballplatz mit Bauzäunen sichern. Das Bergamt Nordbayern wurde eingeschaltet. Die Fachleute führten die ersten Untersuchungen, damit Maßnahmen in Angriff genommen werden konnten.
Blick in die Vergangenheit
Eines war gewiss, zur Unglücksursache musste in die Erbendorfer Vergangenheit geblickt werden, insbesondere auf die Geschichte des Bergbaus, der jahrhundertelang betrieben wurde. Mitte 1924 wurde nämlich zum letzten Mal Kohle gefördert. Weitere Versuche, Erze abzubauen, scheiterten an Wassereinbrüchen, zuletzt an Silvester 1925. 1926 wurde der Betrieb komplett eingestellt. Die Schlesische AG für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb, kurz Schlesag, trieb den Förderschacht noch auf eine Tiefe von 235 Meter, um doch noch abbauwürdiges Material zu finden. Doch dem war nicht so. Das Bergamt in Amberg machte die Auflage, den Förderschacht zu verfüllen.
Doch die Erbendorfer kamen dieser Auflage nicht ganz nach. Sie spekulierten, dass irgendwann doch wieder Bergbau betrieben werden kann. So wurde der Schacht ab dem Grundwasserspiegel mit Eichenbohlen abgeriegelt und mit Erdreich verfüllt. Zwei Jahrzehnte später entstand darauf der Fußballplatz. Immer wieder war zu hören, dass vor dem Tor leichte Einsackungen bemerkbar waren, die aber schnellstens mit etwas Erde aufgefüllt werden konnten. 1975 war es aber schon ein größeres Loch, das damals mit mehreren Lkw-Ladungen wieder schnell verfüllt werden konnte. Bis dann der 3. Dezember 2012 kam.
Umfangreiche Sanierung
Das Bergamt Nordbayern an der Regierung von Oberfranken sah die alten Grubenpläne ein und wälzte die Akten. Geforscht wurde auch nach einem Rechtsnachfolger des ehemaligen Bergwerks. Denn auf diesen kamen die Kosten der Sanierung zu. Übrigens wurde dieser recht schnell gefunden, es handelte sich um die Gea-Group aus Düsseldorf. Sie beauftragte Sachtleben-Bergbau-Verwaltungs-GmbH, die Einsturzstelle zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, damit der Schacht für immer geschlossen bleibt und auch, um sogenannte „Ewigkeitskosten“ für das Unternehmen zu vermeiden.
Versiegelung im Frühjahr 2014
Im Rahmen der Voruntersuchungen zur Sanierung des Bergwerkkraters wurden Probebohrungen durchgeführt, um zu ermitteln, in welcher Tiefe sich festes Gestein befindet. Im Frühjahr 2014 konnte die Versiegelung des Kraters erfolgen. Zuerst wurden 2000 Kubikmeter Erdreich bewegt. Dann kam der rund 1,5 Tonnen große Spezialsack zum Einsatz. Für den speziellen Fall in Erbendorf war er damals mit seinen rund 700 Kubikmeter Fassungsvermögen der größte „Bull-Flex“, der je konstruiert wurde. Er wurde über dem Loch befestigt und mit über 600 Kubikmetern Beton gefüllt. Rund 20 Meter reicht jetzt der Betonpfropfen in die Tiefe. Im Anschluss erfolgten die Erdarbeiten, um den Bergwerks-Fußballplatz wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen.
Prall gefüllter Ordner
Im Oktober 2014 konnte der Fußballplatz wieder eingeweiht werden. Symbolisch überreichte Jochen Hasse von der Sachtleben Verwaltungs GmbH einen Fußball an Bürgermeister Hans Donko, der ihn wiederum an die Nutzer des Platzes, die Sonntagskicker, weitergab.
Bauamtsleiter Dieter Döppl, der damals den Kratereinsturz im frischen Schnee feststellte, ließ beruflich gesehen der Schachteinsturz nicht los. Bis zum Abschluss der Sanierung war er mit dabei gewesen. Im Rathaus erinnert nur noch ein dick gefüllter Aktenordner an den „Erbendorfer Schachteinsturz.“
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