Erbendorf
07.08.2019 - 09:34 Uhr

Der rollende Laden feiert

"On Tour" für die Nahversorgung: Seit einem Jahr ist der Mobile Dorfladen der Steinwald-Allianz unterwegs in der Region. Zur Halbzeit des Förderprojekts „Digitales Dorf“ gibt Geschäftsführer Martin Schmid einen kleinen Zwischenbericht.

Mirjam Opitz (von links), Projektleiterin bei Fraunhofer SCS, die Verkäuferinnen Jutta Dötterl und Gisela Gmeiner (rechts) präsentieren mit Geschäftsführer Martin Schmid (Zweiter von rechts) den neuen Verkaufsflyer im mobilen Dorfladen. Bild: njn
Mirjam Opitz (von links), Projektleiterin bei Fraunhofer SCS, die Verkäuferinnen Jutta Dötterl und Gisela Gmeiner (rechts) präsentieren mit Geschäftsführer Martin Schmid (Zweiter von rechts) den neuen Verkaufsflyer im mobilen Dorfladen.

Ein kleines Jubiläum kann am 8. August die Steinwald-Allianz feiern: Ende Juli vergangenen Jahres wurde der Mobile Dorfladen vom Bayerischen Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer und der Firma MAN an die Steinwald-Allianz übergeben. Wenige Tage später, am 8. August 2018, fuhr der Lkw erstmals in der Region auf Verkaufstour.

Ausgangspunkt für die Einführung des mobilen Dorfladens war der Wettbewerb der Bayerischen Staatsregierung zum Modellvorhaben "Digitales Dorf". Bewerben konnten sich im Herbst 2016 interkommunale Zusammenschlüsse in den sogenannten "Räumen mit besonderem Handlungsbedarf". Dies sind vor allem Regionen, in denen sich der demografische Wandel besonders niederschlägt - kurz zusammengefasst: dort wo die Menschen weniger und älter werden.

Die Steinwald-Allianz hat den Zuschlag für das Modellprojekt deshalb auch erhalten, weil sich die Projektidee mit einer problematischen Entwicklung befasst, die weiter voranschreitet: der Rückgang der kleinen Lebensmittelgeschäfte auf dem Land.

Regionale Erzeuger

Die Projektskizze umfasste damals einen rollenden Supermarkt, der mit dem kompletten Sortiment eines Dorfladens durch kleine Ortschaften ohne Nahversorgungsmöglichkeiten fährt. Als Besonderheit sollen die Menschen auch Bargeld abheben und auch vorab über einen Online-Shop bestellen können. Die Stärkung regionaler Kreisläufe durch die Einbindung regionaler Erzeuger war damals ein Schwerpunkt der Projektskizze.

"Wir können bei den meisten Punkten der damaligen Idee einen Haken machen", erzählt Geschäftsführer Martin Schmid. Ein Jahr später zeigt er sich sichtlich zufrieden. "Denn seit dem Start sind knapp 10 000 Einkäufe registriert worden." Im Laufe der Zeit wurde das Warensortiment in vielen Teilen nach Kundenwünschen umgestaltet, aktuell werden rund 450 verschiedene Produkte angeboten.

"Wir dachten zum Beispiel anfangs nicht daran, auch Tierfutter anzubieten", sagt Anja Zölch, die für die Logistik und die Verwaltung zuständig ist. Besonders freuen sich die Verantwortlichen, dass der mobile Dorfladen mit knapp 30 regionalen Erzeugern auch ein Abbild der Region ist. "Von Getreideprodukten, Nudeln, Grillanzündern über Bio-Rindfleisch und Karpfenprodukten hat die Region einiges zu bieten", weiß Schmid. "Der mobile Dorfladen bündelt die Angebote auf 16 Quadratmetern und wer einen Geschenkekorb aus der Region braucht, bekommt auch diesen."

Geschäftsführer Martin Schmid erinnert sich an den Start und die Herausforderungen: "Wir haben in der Nacht vor der ersten Fahrt noch um ein Uhr nachts Etiketten im Büro ausgedruckt, es gab Schwierigkeiten mit der EDV und die Kunden konnten in den ersten Wochen keine Tiefkühlprodukte einkaufen."

Viele Probleme konnten im laufenden Betrieb mit den Partnern gelöst werden, ein paar sind neu hinzugekommen und werden abgearbeitet. "Das ist ganz normal in einem Modellprojekt", erläutert Projektleiterin Mirjam Opitz vom Fraunhofer-Institut in Nürnberg.

Hürden abbauen

"Wir haben im Fahrzeug und an der Geschäftsstelle in Erbendorf digitale Komponenten verbaut, die eine stets aktuelle Übersicht der verkauften Produkte ermöglichen", führt Opitz weiter aus. Daraus kann der Online-Shop dann die notwendigen Bestände erkennen und bei einer Bestellung erhalten die Verkäuferinnen im Lkw unmittelbar die notwendigen Informationen zur Kommissionierung auf das Smartphone. "Wir arbeiten gerade noch an Details im Online-Shop, aber grundsätzlich ist er nutzbar."

Nun gelte es, Einkaufshürden bei den Bürgern abzubauen, denn das Online-Geschäft mit Lebensmitteln sei zwar noch eine Nische, die aber rasch wachse. "Wir wollen uns in der Region einen Vorsprung erarbeiten", ergänzt Schmid. "Denn wenn die großen Konzerne hier durchstarten, was zu erwarten ist, geht das wieder zu Lasten der kleinen Anbieter."

Die Feier zum Einjährigen soll klein gehalten werden. "Wir wollen an den Haltepunkten am Donnerstag gemeinsam mit Projektarbeitern von Fraunhofer bei einem Getränk und Kuchen ein kleines Gewinnspiel anbieten", sagt Anja Zölch. "Dazu sind alle herzlich eingeladen."

Info:

Hintergrund

Im Herbst ist geplant, mit den Bürgermeistern der Steinwald-Allianz eine Fahrplanänderung vor- und vielleicht auch weitere Orte mit aufzunehmen. Die Fahrplanänderung im April habe gezeigt, dass ein nur einmaliger Halt in der Woche nicht unbedingt nachteilig für den Umsatz ist. „Und wer weiß, vielleicht melden die Gemeinden auch wieder akute Notfälle“, sagt Schmid.

Als Beispiel nannte er die kurzfristige Fahrplanänderungen aufgrund des Rewe-Brands in Wiesau oder wegen der Ladenschließung in Krummennaab.

 
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